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Acht cropped

Acht cropped

Titel: Acht cropped
Autoren: Joe Berti
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soll es mit Daniel anders sein? Der Einzige, der über die Jahre geblieben ist, bist ausgerechnet du. Ein verheirateter Familienvater aus dem Sauerland, dem es reicht, einmal im Monat gefickt zu werden!«
    Aber auch Daniel blieb. Er kämpfte um Marc zu einem Zeitpunkt, als er ihn am stärksten brauchte: Er war in der Endphase seiner Lehramtsanwärterzeit und schleppte sich von Prüfung zu Prüfung. Daniel bot ihm Ruhe und Zärtlichkeit. Außerdem stellte er immer wieder klar, dass er sich ein Leben mit Marc vorstellen konnte und dafür alles tun würde. Er wäre sogar bereit, seinen Arbeitsplatz in Köln aufzugeben, um nach Paderborn zu ziehen. Glücklicherweise bot sich für Marc direkt nach Ende seiner Zeit als Referendar die Chance, eine Festanstellung als Lehrer in Kirchbergen anzutreten, sodass er in eine Wohnung in relativer Nähe zu Daniel ziehen konnte. Alles lief auf einmal darauf hinaus, dass Marc den Alltag eines mitten im Leben stehenden jungen Mannes führen konnte: Er hatte einen festen Job, eine große Wohnung und zudem eine gut funktionierende Beziehung mit einem Mann, den er liebte.
    Einzig die regelmäßigen Dienstagstreffen mit Andreas ließen ihn zweifeln. Aber es wusste ja niemand von seinem Doppelleben. Daniel fragte ihn irgendwann auch nicht mehr, was um alles in der Welt er dienstags anstellte.
    Sicherlich spazieren gehen, alleine fernsehen oder meditieren; irgendwas, was er als Hansdampf in allen Gassen sonst nicht schaffte.
    Erst heute flog die ganze Sache auf dank Cordula.
     
    »So, jetzt kennst du die ganze Geschichte." Marc hatte Cordula in den letzten Minuten das komplette Geheimnis anvertraut. Sie schwieg und hörte einfach nur zu. Erst nach einer für Marc entsetzlichen Zeit des Schweigens räusperte sie sich und sagte: „Und du willst das jetzt alles so belassen, wie es ist, oder wie?"
    Marc wusste keine Antwort auf diese Frage. Er hatte sich so an sein Doppelleben gewöhnt, dass er in den letzten Jahren überhaupt nicht daran gedacht hatte, die heimlichen Treffen mit Andreas zu beenden. »Ich weiß es nicht, Cordula. Ich weiß es einfach nicht."
    Cordula lachte schrill auf. »Das ist ein Armutszeugnis für deine Beziehung mit Daniel. Ich dachte, du liebst diesen Mann!"
    „Natürlich liebe ich Daniel! Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel."
    „Dann musst du die Geschichte mit Andreas beenden. Oder Daniel die ganze Wahrheit erzählen, und glaub mir: Er wird nicht begeistert sein, dass sein geliebter Marc ihn von Anfang an belogen und betrogen hat. "
    „Ich habe ihn nicht angelogen!", verteidigte sich Marc.
    „Ach, hör doch auf. Schweigen kommt in diesem Fall einer Lüge gleich. Abgesehen davon gibt es ja auch noch die Frau von Andreas und seinen Sohn. Was meinst du, wie die reagieren, wenn der brave Mann und fürsorgliche Vater für sie auf einmal zu einem Mistkerl wird, der einmal im Monat einen Kerl vögelt?"
    Marc erschrak. „Du hast doch nicht vor, Sonja irgendetwas zu sagen, oder?"
    Wieder sagte Cordula lange Zeit nichts und genoss ihre momentane Macht. Dann sagte sie mit beruhigender Stimme: „Aber natürlich nicht, mein Lieber. Wir sind doch schließlich die besten Freunde! Ich kann zwar nicht verstehen, warum du dich auf so einen Scheiß eingelassen hast, aber wenn du jetzt einen Schlussstrich unter die Affäre mit Andreas ziehst, dann bleibt die ganze Geschichte unter uns. Dann haben wir beide auch endlich mal wieder ein großes Geheimnis. Genau wie damals, weißt du noch? Als ich die Erste war, der du gebeichtet hast, dass du schwul bist."
    „Natürlich weiß ich das noch. Ich bin dir damals unendlich dankbar gewesen, dass du verständnisvoll reagiert hast und den Kontakt zu mir nicht abgebrochen hast. Rückblickend finde ich es nur seltsam, dass du mir damals immer wieder geraten hast, keinem anderen von meiner Homosexualität zu erzählen. Aber das will ich dir auf keinen Fall vorwerfen. Schließlich warst du all die Jahre für mich da. Und dafür bin ich dir nach wie vor zu Dank verpflichtet. «
    Ihm war immer noch ein Nebensatz in Erinnerung, den Cordula geäußert hatte. »... aber wenn du jetzt einen Schlussstrich unter die Affäre mit Andreas ziehst…“
    Cordula stellte eine Bedingung für ihr Schweigen, das wurde ihm immer klarer. Für sie gab es nur eine Möglichkeit: Marc musste die Treffen mit Andreas beenden.
    Vorsichtig sprach er das Thema an: » Du, ich weiß, du meinst es gut und warst auch immer ein toller Ratgeber, aber ich finde, du solltest
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