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Acht Augen sehen mehr als vier

Acht Augen sehen mehr als vier

Titel: Acht Augen sehen mehr als vier
Autoren: Ravensburger
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übermorgen“, sagt sie.
    Also am Mittwoch. Ich finde, es ist eine schlechte Nachricht. „Ich hab überhaupt keine Lust auf ein Wiedersehen mit Laura. Ich weiß nicht, was ich von ihrer Entschuldigung halten soll“, sage ich patzig.
    „Lass mal die SMS lesen“, sagt Emily.
    „Ja, Alter, rück sie raus“, meint Finn.
    Sie lesen beide und finden, Laura hätte sich wirklich und echt entschuldigt.
    „Wie jetzt? Soll ich so tun, als ob sie plötzlich meine beste Freundin wär?“
    „Guck nicht so verzweifelt, Mil!“ Emily mit ihrer sanften Stimme macht mich völlig fertig. „Ich hab dir ja gesagt, es ist nicht Lauras Idee gewesen.“
    „Ach so? Die Mutter ist schuld! Die mit ihrem Dinkel-Ständer.“
    „Ihrem was?“ Emily ist verwirrt.
    Finn brüllt vor Lachen. „Standesdünkel!“
    „Och, nee, ihr albernen Typen“, lacht Emily und der eisige Zorn gegen Laura schmilzt in mir dahin.
    Es klingelt an der Tür. Emily fragt durch die Sprechanlage, wer da sei.
    Finn kichert immer noch. „Dinkel-Ständer! Ha-ha-ha, hi-hi-hi, auweia!“
    Da führt Emily ein kleines blondes Mädchen auf den Dachgarten. Vanessa Bauer schleppt eine prallvolle Plastiktüte an. „Hier. Für euch. Tanja weiß aber nichts davon.“ Lauras Sachen!
    Krasse Familie, denke ich, jeder beklaut jeden.
    „Super gemacht, Vanessa!“, meint Finn.
    Emily füllt Cola in ein Glas und reicht es ihr. „Magst du was essen?“
    „Kein Hunger.“ Vanessa schüttelt ihr dünnes Schnittlauchhaar. „Mama holt genug für uns bei der Tafel.“
    Die Tafel? Da können arme Leute umsonst aussortiertes Zeug aus den Supermärkten abholen. Obst, Brot, Gemüse … Es erschreckt mich jetzt doch. So wenig Geld haben diese Bauers?
    „Echt?“ Emily guckt die zarte Vanessa liebevoll an. „Warte mal, das magst du trotzdem!“ Sie huscht in die Küche und bringt eine Schachtel Mini-Schaumküsse.
    „Ja, mag ich“, piepst Vanessa und strahlt. „Darf ich welche mitnehmen?“
    „Alle!“ Der rote Kater Dagobert streicht um Vanessas Beine. Gleich bückt sie sich und krault ihn.
    Vanessa sieht Tanja überhaupt nicht ähnlich. Eher schon ihrem Bruder Wolli. Mir tun alle beide leid.
    Emily kriegt sich kaum noch ein vor lauter Mitgefühl. „Komm mal mit in mein Zimmer, wir suchen einen Finderlohn für dich, darfst dir was von meinen Kuscheltieren aussuchen oder von den Puppen.“
    „Mädchen“, grinst Finn spöttisch, als die beiden samt Kater verschwunden sind.
    Ich zücke mein Handy und schaue, wie spät es ist. Halb eins. „Wir sollten los, sobald die Mädels fertig sind mit Puppenspielen.“
    Finn hängt sich die pralle Plastiktasche an den Lenker. Mir setzt Emily die winzige Vanessa auf den Gepäckträger. Sich selbst schnallt sie ihren alten roten Kinderrucksack auf den Gepäckträger. Sie hat ihn für Vanessa gefüllt wie einen Nikolaussack. Außerdem hängt sie sich eine Tasche voll mit Süßkram an den Lenker. Emilys Tafel. So ist sie, meine Süße! Bei dem Gedanken werde ich rot.
    Bei Wiesenhügels öffnet Frau Leitner das Tor. Sie nimmt Vanessas Plastiktasche entgegen. Princess, total verrückt, hüpft und wedelt und bellt. Sie rast begeistert um mich und Emily herum, springt an uns hoch, versucht uns abzuschlecken. Sie hat uns vermisst.
    „Dann lauft mal eine Runde mit ihr.“ Frau Leitner zwinkert uns zu. „Ich brauche hier noch eine halbe Stunde. Also bis dann!“
    Finn muss allein zu Bauers radeln. Vanessa samt Rucksack auf dem Gepäckträger und die Tasche voller Süßigkeiten am Lenker. Wie er das schafft, ist seine Sache. Emily und ich haben ihn dazu verdonnert. Schließlich kann er am besten mit kleinen Kindern umgehen, finden wir, weil er Geschwister hat. Er darf uns nachher an der Fußgängerbrücke treffen, wenn wir Princess wieder abgegeben haben.
    Als wir Princess zurückbringen, ist Lauras Vater zu Hause. Er begrüßt mich sehr freundlich.
    „Habt ihr eine Ahnung, warum dieses kleine Mädchen namens Vanessa Bauer eine Plastiktüte bei Frau Leitner abgegeben hat? Es wären Lauras Sachen, hat sie behauptet. Ich versteh es nicht so ganz, seit wann spielt Laura denn Fußball?“
    Wir erklären es ihm. Also zumindest versuchen wir es, ohne Wolli total zu verraten.
    „Ich werde aus meiner Tochter nicht schlau“, sagt er kopfschüttelnd.
    „Habt ihr euch denn wieder versöhnt, Milan?“
    „Na ja, mal sehn“, sage ich.
    Und er nickt und sagt, dass er mich versteht.

„Hey, Milan!“ Aufgeregt kreischt Laura in mein Ohr. Lauras
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