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Acht Augen sehen mehr als vier

Acht Augen sehen mehr als vier

Titel: Acht Augen sehen mehr als vier
Autoren: Ravensburger
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immer weiter. Als die drei Stunden fast um sind, keuche ich verschwitzt und geschafft hinter ihr her die Treppen hoch, die durch den Wald zur Villa zurückführen. Und da sehe ich an der hinteren Gartenmauer von Lauras Park … Wolli! Diese verdammte Klette.
    Am liebsten würde ich ihn gar nicht beachten. Aber er grinst mich begeistert an.
    „Hab mal nachgeschaut, was die …“ Er deutet mit dem Daumen über seine Schulter zum Garten. „… so alles rumstehen haben. Megastarkes Gartenhaus. Kann man glatt drin wohnen!“
    „Du hast sie nicht mehr alle! Erzähl keinen Scheiß! Wie willst du denn nachgeschaut haben? Die Mauer ist viel zu hoch!“
    „Hab ich aber.“
    „Idiot! Du lügst doch wieder!“
    Wolli grinst mich unsicher an. Klar lügt der. Die Mauer ist alt. Aus großen Natursteinen gebaut, mit Efeu zugewuchert. Hinter der Mauer wachsen dichte und ganz hohe Sträucher. Ich glaub, da ist auch noch ein Zaun, jedenfalls kann man nicht so einfach drüberklettern und bis zum Gartenhaus spazieren. Und das Tor wird ja vom Dingenskirchen bewacht, elektronisch.
    „Woher weißt du überhaupt, dass es ein Gartenhaus gibt?“
    „Sag ich nicht. Ich weiß es eben.“
    „Du kannst es überhaupt nicht wissen!“, sage ich energisch, damit Wolli nicht auf dumme Gedanken kommt. „Und in Gartenhäusern ist eh nur alter Kram. Jetzt hau ab, ich lass sonst den Hund auf dich los. Princess, fass!“ Ich mache ihre Leine vom Halsband ab.
    Princess guckt mich an und setzt sich brav neben mich. Hab ich „Platz“ gesagt?
    Nee. „Fass!“ Aber dieses Tier ist selten doof. Wolli kichert gemein.
    „Fass!“, rufe ich. „Na los! Fass den Wolli!“ Ich gebe ihr einen Schubs. Da jault sie kurz, bellt und rast auf Wolli zu. Der natürlich, feige wie immer, rennt weg. Princess, die Kampfhündin, verfolgt ihn bellend. Zum Schlapplachen!
    Und ich jage hinter beiden her. Dann pfeife ich nach Princess, denn ich muss sie ja pünktlich abgeben, damit der Dingsda nicht noch grantiger wird. Sie dreht auch sofort um. Das Tor steht ausnahmsweise offen und ein Lieferwagen rollt langsam rückwärts raus. Princess schießt schon dran vorbei und ich flitze auch durch, bevor sich das Tor hinter dem Fiat schließt.
    „Okay“, sagt der Dingsbums nur. Nix „danke, dass du pünktlich warst“ oder so. Ich schnappe mir mein Fahrrad und fahre nach Hause. Unterwegs überhole ich Wolli. Da muss ich wieder lachen. Es hat so komisch ausgesehen, wie Princess hinter ihm hergesaust ist! Zum Schlapplachen, aber echt.

Am Freitag lache ich nicht mehr. Ich hab verschlafen und kreuze mit einer halben Stunde Verspätung bei den Wiesenhügels auf. Dingenskirchen ist noch knurriger als sonst.
    „Du bist zu spät“, knarzt er ärgerlich in die Sprechanlage. „Ich musste den Hund schon in den Garten lassen. Du wirst ihr Geschäft suchen und entsorgen, ist das klar?“
    „Geschäft? Ach so, Sie meinen den Hundescheiß!“
    „Hm, hm. Die Mülltonnen stehen hinterm Haus an der Kellertreppe. Und nimm Zeitungspapier aus der blauen Tonne.“
    „Okay, mach ich.“
    „Und pass auf, dass du die neuen Pflanzen nicht zertrampelst!“
    „Ich pass auf!“ Er lässt mich endlich rein. Wo sind denn neue Pflanzen?
    Ach du Schreck, das kreisrunde Blumenbeet im Rasen! Stimmt, das hatten die Gärtner gestern neu bepflanzt. Jetzt ist es durchwühlt. Zerknickte gelbe, rote und blaue Stauden liegen mit den Wurzelballen nach oben. Ich war das bestimmt nicht.
    „Princess!“, rufe ich und laufe am Beet vorbei in den hinteren Teil, wo das Gartenhaus steht. „Princess! Hierher!“
    Dieses Tier hört mal wieder nicht.
    Oder doch. Sie guckt aus der Tür des Gartenhäuschens, hopst über die Terrasse und rast begeistert auf mich zu, den zerfetzten Teddy im Maul. Sie legt ihn vor meine Füße und springt an mir hoch.
    Ich fange sie ab, bevor sie mir das Gesicht patschnass leckt. „Ist ja gut, Princess! Ist ja gut.“
    Erst jetzt fällt es mir auf. Wie kommt Princess eigentlich ins Gartenhaus?
    Jemand muss die Tür geöffnet haben. „Hallo?“, rufe ich. „Hey, ist da wer?“
    Nix. Keiner da. Vorsichtig schiebe ich die Holztür ganz auf.
    Himmel, was für ein Chaos! Da hat irgendwer heftig gewühlt. Puppen liegen auf dem Boden verstreut, die Girlie-Zeitschriften sind zerfetzt, der grinsende Lockenwicklerkopf kullert irgendwo dazwischen. Sieht enthauptet aus.
    „Princess, warst du das?“ Sie wedelt nur mit ihrem seidigen Schweif und bietet mir Lauras Teddy zum Spielen an.
    Das
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