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Acht Augen sehen mehr als vier

Acht Augen sehen mehr als vier

Titel: Acht Augen sehen mehr als vier
Autoren: Ravensburger
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Ich bin nicht sicher, ob sie mir glauben, dass Emily es mir geschenkt hat.
    Meine Eltern grinsen mir jetzt entgegen wie zwei Verschwörer.
    „War nur Finn“, grummle ich und Pa sagt: „Klar, Junior. Finn! Hähä!“ Er guckt meine Mutter so komisch an und beide prusten vor Lachen. Ich find’s überhaupt nicht lustig. Grimmig schnappe ich mir ein Brötchen, schneide es durch, klatsche Rührei mit Speck drauf, beiße rein, da tönt das Geplinker für eine SMS . Ich schlucke, ich spüle mit Kakao nach. Die SMS kann warten. Obwohl, wenn es Emily wäre …
    „Gehst du nicht dran?“ Meine Ma mit runden Augen.
    „Nun lass ihn erst mal essen.“ Pa legt seine Pranke auf ihre Hand. Ich weiß genau, was sie denken. Dass mir ein Mädchen die SMS schickt. Und ich hoffe, sie haben Recht!
    Es ist aber nur eine SMS von Laura.
    Hi, Milan, ihr habt eure Skateboards bei mir vergessen. Bei uns Reisestress, heute Abend fliegen wir! Danke für die Tasche. Emily erzählte, wie du sie Wolli abgejagt hast! War echt nichts mehr drin?? Tschüss, Laura.
    Ich schlucke. Wie jetzt? Glaubt die Zicke etwa, ich hätte die Sachen rausgenommen? Da kann sie gleich ihre beste Freundin verdächtigen! Ich hab Emily die Tasche noch am Freitag gebracht, damit sie sie Laura gibt. Ich und ihre Tasche ausleeren! Nur weil es Typen wie den Wolli gibt, die es nicht ertragen, dass andre Leute mehr Kohle haben, braucht man doch nicht jeden verdächtigen!

    Wütend greife ich mir noch ein Brötchen. Warum habe ich meinen Eltern eigentlich nichts von Emilys Handy erzählt?, fährt es mir durch den Kopf. Irgendwie ist das gar nicht so anders. Meine Mutter fürchtet heimlich, ich könnte mal beim Klauen im Supermarkt erwischt werden. Als sie noch bei Kaufhof in der Kosmetikabteilung an der Kasse saß, hat sie mitgekriegt, wie oft sogar ältere Leute sich kostenlos bedienen. Die Filiale hat dichtgemacht. Seither sucht Ma einen neuen Job und traut ihrem eigenen Sohn nicht so ganz über den Weg. Was ja wohl tierisch ungerecht ist.
    Ich kaue und schlucke und beobachte meine Eltern, die den Sonntag für uns drei planen.
    „Nee, lasst mich mal raus“, murmele ich und vertilge turboschnell den Rest des dritten Nugatcreme-Brötchens. „Ich bin gleich weg.“
    Sie ziehen die Augenbrauen hoch und machen Dachten-wir-uns-doch-Gesichter.
    „Ich muss mit Finn was klären, der fährt bald in Urlaub.“
    „Nehmen sie dich mit?“, fragt meine Ma hoffnungsvoll. Sie hat schließlich ein schlechtes Gewissen, weil sie mir keine Ferien in Punta Sabbioni bieten kann.
    „Weiß ich noch nicht. Erzähl ich euch später.“ Noch einen Schluck Kakao.
    Der Wind knallt die Balkontür zu. Am Himmel türmen sich dicke Wolken. Ich laufe ins Bad. Jetzt aber schnell.
    Duschen, Haare waschen, ein bisschen von Pas Rasierwasser auf die Backen klatschen. Frisches T-Shirt, frische Jeans.
    Inzwischen rinnen ganze Wasserbäche an der Fensterscheibe herunter und es blitzt und donnert heftig. Was jetzt? Durch diese Sintflut zu Finn radeln? Wie ein ertrunkener Maulwurf bei Emily erscheinen?
    Ich hocke mich aufs Bett und schreibe SMS . Erst an Finn.
    Hi, Alter, ich komm erst, wenn das Gewitter vorbei ist.
    Wann startet ihr? Dein Skateboard ist bei Laura. Ich hol es nachher.
    Dann an Emily:
    Hi, ich komm, sobald der Regen aufhört. Dann radeln wir zu Laura.
    LG Milan.
    Die SMS klingt nicht so, wie ich mich fühle. Sie klingt cool, finde ich. Dabei bin ich ein bisschen zittrig, und wenn ich an Emily denke, rieselt eine warme Dusche durch meine Lunge bis in den Bauch und noch weiter. Vielleicht ist es auch eine Stichflamme, denn ich glaub, mein Gesicht ist feuerrot. Und meine Ohren glühen wie Backöfen. Fühlt sich jedenfalls so an. Gut, dass es keiner sieht!

Jetzt sind alle drei weg. Und von den Ferien fehlen auch schon zwei Wochen und ein bisschen.
    Laura ist seit fast zehn Tagen in Florida. Emily und ich haben über Skype ihr Hotelzimmer bewundern dürfen und die Aussicht auf Palmen und eidechsengrünes Meer, weil Laura mit ihrem Laptop überall herumspaziert ist, um es uns zu zeigen. Zwischendurch ist das Bild plötzlich stehen geblieben und in bunte Farbpixel zerfallen. Laura mit offenem Mund ganz verknittert im Bild, das sah vielleicht aus! Emily und ich haben uns schlappgelacht. Emily hat so süß gekichert.
    Da hab ich Princess hochgehoben und das Bild hat sich wieder bewegt und Laura hat den Mund auf- und zugemacht wie ein Fisch, bevor der Ton zurück war. Und ich hab Princess an den
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