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Ach du lieber Schwesternschreck!

Ach du lieber Schwesternschreck!

Titel: Ach du lieber Schwesternschreck!
Autoren: Elisabeth Zöller
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Sehen tut man natürlich nichts, das würde Mama merken.
    »Bist du fertig?«, klopft Mama.
    »Ja, sofort!«
    Ich stöhne ein bisschen, lass den Wasserhahn laufen und betrachte noch einmal meine Niveanase. Alles komplett. Ich habe das Thermometer wieder im Mund.
    Mama packt mich ins Bett.
    »Da bleibst du erst mal. Mit Fieber darf man nicht spaßen.«
    »Könnte ich wohl Skorbut haben?«, flüster ich. Aber sie hat es nicht mehr gehört.
    Später liest Mama mir vor. Eine schöne Geschichte. Ich schau dabei in den Baum vor meinem Fenster. Es ist windig. Der große Zweig klopft an die Scheibe. Ich leg meine Hand auf Mamas Hand.
    Als sie fertig ist, zeig ich ihr meinen neuen Räuberkrimi. Mama findet ihn gut.
    Als Mama unten ist, geh ich schnell ins Badezimmer und schnupf die Niveacreme wieder raus, denn wenn die anfängt hinten runterzulaufen (die Niveacreme, mein ich), ist das kein Spaß mehr. (Zu Nachteilen und Nebenwirkungen lesen Sie bitte die Packungsbeilage!)
    Wenn man im Bett liegt, fällt einem ’ne Menge ein.
    Das ist ein Gedicht von mir von heute Morgen. Ich will es in meine Gedichtesammlung aufnehmen:
     
    Die ganze Welt zerfällt.
    Wir denken nur ans Geld.
    Saurer Regen, Fabrikschornstein,
    muss das so sein?
     
    Wenn ich Professor wäre, würde ich übrigens Muckelinus Waterproof heißen. Das hab ich eben gedacht.
    Sofort ein neues Schild malen! Typ 9. Muss die andern Schilder 1-8 durchsehen, ob ich sie noch alle brauche.
     
    Ich guck wieder durch mein Fernrohr und hole mein Beobachtungsheft. Familienstudien.
    Auffällige Beobachtung: Fast alle Erwachsenen haben dicke Dackel-, Denk- und Kummerfalten in ihrem Gesicht. »Faltencreme bringt da nichts«, sagt Flo immer. »Das kommt mehr von innen raus.« So was wie eine Brausetablette »Menschenglück« wollen wir entwickeln. Ist aber schwer.
    Und die Brausetablette würde ganz langsam prickeln, das Gesicht glätten und die Mundwinkel hochziehen! Das könnte man natürlich auch mit einem brillenähnlichen Gestell. Aber dafür brauchen wir Zeit. Fünfzig Jahre, mein ich.
     
    Flo kommt mich besuchen.
    Ob der Brief heute angekommen ist? Wir schwören, dass wir keinem von dem Brief erzählen. Nicht, bevor die Antwort vom Patentamt da ist. Das schwören wir bei den sieben Geistern der Unterwelt!
    Flo darf sogar bei mir schlafen, wenn ich keinen Scharlach hab, weil sein Vater davor einen Horror hat. Das kann man echt fünfhundertmal kriegen im Leben. Auch wohl tausendmal. Ein Scharlachleben!
    Ich erklär Flo leise meine Niveakrankheit.
    »Edelgrippe«, sagt Flo.
    »Forschungsurlaub«, lach ich.
    »Bärenwoche«, sagt Flo.
    Der weiß Bescheid, aber da kann ich nicht mehr lachen. Echt nicht. Wenn ich an den Bären denke, wird mir heiß und kalt. Seine Mutter hat übrigens gesagt, Skorbut gibt es nicht mehr. Ich hätte nur einen Milchwackelzahn gehabt. Ich glaub ihr nicht ganz.
    Als wir gerade anfangen wollen mit Erfinden, kommt Svenny. Oh Schreck! Er will mich besuchen, weil ich so krank bin. Er frisst meine ganzen Bonbons auf. Hilfe! Ich muss mir wirklich ein neues Versteck suchen. Svennys Eltern sind beide Zahnärzte. Deswegen hatte ich ihm meine süße Dose gezeigt. Aber nur, weil seine Eltern Zahnärzte sind, kann er doch nicht bei uns alles auffressen. Oder?
    Mama hat Spinat gemacht. Schnauf, seufz, krrrr. Spinat!
    Was ich mag: Schokolade! Honig, Erbsen, Fischstäbchen, Eis. Was ich nicht mag: Spinat (krrr), Blattspinat (kotz), Blubblubspinat (krrr und kotz).
    Flo isst tapfer. Ob der den etwa mag?
     
    Halli-hallo! Hier meldet sich das aktuelle Erfinderstudio. Neueste Erfindung (heute Nachmittag entwickelt in Flos und Jos Erfinderstudio):
    Englische Vokabeln als Kautablette.
    Name: Flojo Gum.
    Selbst beim Fernsehen werden die Vokabeln aufgenommen, wandern locker und froh in die Hirnwindungen, siedeln sich dort an. Sitzen für immer fest.
    Das Rezept:
    Vokabeln zerschnipseln, zerstampfen - in Wasser einweichen (ca. einen Tag, sonst schimmeln sie), viel Zucker, Zimt und Milch drüber und Pfeffer. Kügelchen draus machen. Trocknen.
    Nachteil: Wirkt erst hundert Jahre nach der Einnahme. Eine echte Zukunftsidee.
     
    Wir werden unterbrochen, müssen die Spülmaschine ausräumen. Immer bei den besten Erfindungen. Ich sage Mama, ich wäre krank, und schreibe ein Gedicht:
     
    Ich mag so gern ’nen Schüttelreim
    Aus meiner Brust da rüttelt Schleim
    Mein ganzer Bauch, der kribbelt
    Der Schleim, er kraucht und bibbelt
    Oh du heiliger Rüttelschleim
    Ich mag doch
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