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Abzocke im Online-Chat

Abzocke im Online-Chat

Titel: Abzocke im Online-Chat
Autoren: Stefan Wolf
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aus der Bahn geworfen? Ein Schlagloch hatte jedenfalls keine Schuld an
seinem Sturz. Dafür eine Taschenlampe, die jemand achtlos auf die Straße
geworfen hatte. Oder...
    »Das gibt es ja nicht«, sagte
Klößchen. »Da ist sie ja. Ich hab sie schon überall gesucht. Die muss ich
verloren haben.«
    »Gesucht und gefunden«, sagte
Tim.
    Klößchen checkte erst die
Lampe, dann sein Rad. Beide waren in Ordnung. Ohne einen weiteren Zwischenfall
erreichten sie die Innenstadt.
    Karl und Gaby warteten bereits
im Eiscafe Venezia am Lili-Grün-Platz auf ihre Freunde.
    »Reicht die Zeit noch für ein
Eis?«, fragte Klößchen und spitzte die Lippen.
    »Von mir aus«, sagte Tim.
»Patrick wollte ja auch noch kommen.«
    Klößchen begnügte sich mit drei
Kugeln Schokoladeneis. Ohne Sahne, aber mit ganz vielen Schokostreuseln. Gerade
leckte er den Becher aus, als Patrick angeschossen kam. Fast hätten sie ihn
nicht wiedererkannt.
    »Wie siehst du denn aus?«,
fragte Gaby.
    »Wie denn?« Patrick schaute an
sich herunter.
    »Na, irgendwie ganz anders als
sonst«, meinte Gaby.
    »Ich dachte, es wäre Zeit, mal
mein Outfit zu verändern«, meinte Patrick. »Gefalle ich euch?«
    Die vier vom TKKG schwiegen.
Ein Höflichkeitsschweigen. Letztendlich war es Geschmackssache: schwarze
Jogginghosen mit goldenen Längstreifen, ein schwarzes T-Shirt, in das ebenfalls
viel Gold eingewebt war. Dazu schwarze Sneakers mit goldenen Fußspitzen.
    »Echt goldig«, sagte Gaby
schließlich. Damit war das Thema beendet. Außerdem lief ja keine Modenschau.
Sie hatten an diesem Abend bestimmt nicht vor, in eine Disco zu gehen. Sie
wollten gemeinen Internetbetrügern das Handwerk legen.
    Klößchen starrte sehnsüchtig
zur Eistheke. Man sah ihm an, dass er sich gerne einen Nachschlag geholt hätte.
    »Auf geht’s!«, rief Tim und
klatschte in die Hände.

 
     
    Gaby kannte den Weg zum
Schiefen Turm. Deshalb radelte
sie an der Spitze, dicht gefolgt von Tim. Die Gegend war so heruntergekommen,
wie Gaby sie beschrieben hatte. Touristen verirrten sich sicher selten hierher.
Die Hausnummer 13 war ein zehngeschossiges Bürogebäude. Der Hauseingang war
unbeleuchtet. Aus den Briefkästen, die neben der Haustür angebracht waren,
quollen Prospekte. Die Glastür war zerkratzt, die Fassade vollgeschmiert mit
unleserlichem Gekritzel. Die Kästchen neben den Klingelknöpfen waren leer.
    »Die Totalpleite«, meinte Tim.
»Die haben uns reingelegt mit ihrem Impressum. Die wären ja auch schön blöd,
wenn sie auf ihrer Website ihre richtige Adresse angeben würden.«
    »Aber es ist gesetzlich
vorgeschrieben«, beharrte Karl wie ein trotziges Kind.
    »Vom Gesetz her ist allerhand
vorgeschrieben und verboten«, sagte Gaby. »Und stell dir vor, es gibt eine
Menge Menschen, die sich nicht daran halten.«
    »Stimmt«, meinte Klößchen.
»Wenn alle sich an die Gesetze halten würden, müsste Gabys Vater einen anderen
Job suchen. Und wir vom TKKG hätten noch keinen einzigen Fall gelöst.«
    »Ach, ihr könnt mich mal«,
sagte Karl.
    Er ließ sein Fahrrad an der
Hauswand stehen und trat auf die Straße zurück. Am Straßenrand blieb er stehen
und reckte den Hals. Auf einmal winkte er seinen Freunden. Was hatte er entdeckt?
Es würde wohl nichts Besonderes sein.
    »Was hat unser Computer denn?«,
fragte Tim.
    »Vielleicht hat er
festgestellt, dass das Haus nach den gesetzlichen Vorschriften drei Zentimeter
zu hoch gebaut worden ist«, sagte Klößchen.
    »Ihr seid gemein«, sagte Gaby.
    Patrick guckte etwas verwirrt.
Er hatte ja keine Ahnung, dass diese kleinen Frotzeleien unter den
TKKG-Freunden nicht bösartig gemeint waren.
    Auch wenn es auf einen
Außenstehenden so wirken musste.
    Gemächlich schlichen sie zu
Karl, der noch immer wie gebannt nach oben starrte.
    »Seht nur«, sagte er. »In der
zehnten Etage brennt Licht.«
    »Echt?«, fragte Klößchen.
    Jetzt glotzten alle in die von
Karl angezeigte Richtung.
    »Voll krass«, sagte Gaby. »Da
ist bestimmt auch jemand.«
    »Schätze ich auch«, sagte Karl.
»Ich glaube nämlich nicht, dass der letzte Mieter vergessen hat, das Licht
auszuknipsen.«
    »Bingo! Dann schauen wir mal
nach, was im zehnten Stock so abgeht«, sagte Tim und stürzte los. »Aber erst
verstecken wir die Räder hinter dem Haus. Sicher ist sicher.«
    Hinter dem Bürogebäude sah es
noch chaotischer aus.
    »Das ist ja die reinste
Müllkippe«, sagte Klößchen. Sein Blick schweifte über Berge von Flaschen,
Büchsen, Pizzaverpackungen und anderem
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