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Abzocke im Online-Chat

Abzocke im Online-Chat

Titel: Abzocke im Online-Chat
Autoren: Stefan Wolf
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Abfall.
    »Voll eklig«, meinte Gaby und
erinnerte sich mit Schaudern an die Begegnung mit der Ratte auf dem
Güterbahnhof.
    Sie lehnten die Räder an die
Rückseite des Hauses, schlossen ab und liefen nach vorn. In dem Augenblick
näherte sich ein Auto. Der kleine japanische Wagen fuhr im Schritttempo. Nur
das Standlicht war eingeschaltet.
    Patrick und die vier vom TKKG
gingen hinter einem Busch in Deckung. Der Kleinwagen fuhr auf den Bürgersteig
und steuerte direkt auf den Hauseingang vom Schiefen Turm 13 zu. Knapp vor der
Haustür hielt er an. Die Scheinwerfer erloschen. Der Motor verstummte. Ein Mann
stieg aus dem Auto.
    »Was will der denn hier?«,
sagte Patrick mit heiserer Stimme.
    Jetzt erkannte Tim den Mann
auch. Er trug Jeans, Turnschuhe und eine dunkle Lederjacke. Bevor er die
Haustür aufschloss, schaute er sich nach allen Seiten um.
    »Das gibt es doch nicht!«
Patrick konnte es nicht fassen, dass ausgerechnet sein Vater dieses Bürogebäude
betrat.
    »Vielleicht wohnt seine
Freundin im zehnten Stock«, sagte Klößchen.
    »Welche Freundin? Du spinnst
ja«, entgegnete Patrick und wollte zur Tür rennen.
    Tim hielt ihn am Arm fest und
fragte: »Was hast du vor?«
    »Was schon?«, knurrte Patrick
und riss sich los. »Ich will wissen, was da abgeht.«
    »Das wollen wir doch alle«,
sagte Tim in einem ruhigen Tonfall. »Aber wir müssen mit Köpfchen vorgehen. Wir
geben deinem Vater erst einmal fünf Minuten Vorsprung. Okay?« Er schaute
angestrengt auf seine Armbanduhr.
    »Fünf Minuten, okay«, sagte
Patrick und scharrte mit den Füßen.
    Dann hielten sie die Warterei
nicht länger aus und standen schon nach drei Minuten vor der Haustür. Sie
hatten Glück. Die Tür klemmte und war nicht ins Schloss zurückgefallen. Tim
drückte sie vorsichtig auf.
    »Leuchte mal«, sagte er zu
Klößchen.
    Drinnen sah es nicht besser aus
als draußen. Der Flur und die steinerne Treppe waren mit Müll übersät. Es stank
nach Katzenpisse. Patrick hielt sich sogar die Nase zu.
    »Gibt es hier denn keinen
Fahrstuhl«, sagte Klößchen. »Zehn Stockwerke schaffe ich garantiert nicht. Da
könnt ihr gleich den Notarzt anrufen.« Er leuchtete den Flur aus. Es gab
natürlich einen Aufzug, aber ob der auch funktionierte, war eine andere Frage.
    Karl drückte auf den Knopf, der
den Fahrstuhl nach unten brachte. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er im
Erdgeschoß ankam. Die Tür öffnete sich. Ein Schummerlicht leuchtete die Kabine
aus, die erstaunlich sauber und ohne unangenehme Gerüche war.
    »Hoffentlich bleibt das Teil
nicht hängen«, unkte Klößchen.
    Der Aufzug surrte nach oben.
Die Tür öffnete sich im zehnten Stockwerk. Der Flur war stockfinster. Klößchen
knipste seine Taschenlampe an. Auf einmal hörten sie Stimmen. Hinter einer Tür
am Ende des Ganges wurde heftig gestritten. Auf Zehenspitzen schlichen sie sich
ran und lauschten dann wie einem Hörspiel.

    »Das läuft nicht, Alter, du
kannst nicht einfach aussteigen!« Es gab keinen Zweifel. Das war Silvis Stimme.
    »Ich verspreche euch, von mir
erfährt die Polizei nichts, Ehrenwort!« sagte eine tiefe Männerstimme.
    Das war Patricks Vater.
    »Darauf pfeife ich«, sagte
Silvi. »Wir brauchen dich noch. Es läuft doch gut mit unserer Internet-Abzocke.
Jeden Tag dreißig neue Abonnenten.« Jetzt war wieder ihr gruseliges Lachen zu
hören. »Du wirst uns noch mehr Websites liefern. Wir werden das Geschäft noch
‘ne Nummer größer aufziehen.«
    »Ich muss an meinen Sohn
denken«, sagte Patricks Vater. »Ich kann nicht riskieren, irgendwann im Knast
zu landen. Ich...«
    »Schnauze!«, schrie Silvi.
»Packt ihn euch. Wir werden dem Herrn einen kleinen Denkzettel verpassen. Wir
sperren ihn so lange hier ein, bis er es sich wieder anders überlegt hat und
uns hilft.«
    »Bitte«, versuchte es Herr
Schneider noch einmal.
    Dann flogen hinter der Tür
anscheinend die Fetzen. Zwei, drei Minuten später war es mucksmäuschenstill.
    Mit einer Kopfbewegung gab Tim
den anderen zu verstehen, dass es klüger war, sich erst einmal zurückzuziehen.

 
     
    Der Aufzug brachte sie ein
Stockwerk tiefer.
    »Was ist dein Vater eigentlich
von Beruf?«, fragte Tim, als sie auf dem Flur beisammenstanden.
    »Computerfachmann«, sagte
Patrick.
    »Verstehe«, sagte Karl. »Silvi
und Dick und Doof haben deinen Papa für ihre kriminellen Zwecke geködert. Jetzt
will er wohl aussteigen, aber sie lassen ihn nicht und...«
    Er verstummte. Der Aufzug fuhr
nach unten.
    »Da kommt wohl noch
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