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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners
Autoren: Colin MacInnes
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musst mitkommen!«, sagte Vern immer wieder und zog an mir.
    »In einer Minute , Jules«, sagte ich. »Hau jetzt bitte ab, Junge, ich komme gleich, so schnell wie immer. Bitte verschwinde jetzt von hier«, und ich schubste ihn durch die Tür.
    Dann ging ich zurück zu Suze und sagte: »Wir waschen dich besser mal.« Sie stand auf, besah sich selbst im Spiegel und sagte: »Nein, es gefällt mir so. Es passt zu mir.«
    »Zur Hölle, nein«, sagte ich, und ging und holte die Schüssel und so weiter und wusch sie von oben bis unten und küsste sie zwischendurch, und dort in meiner Bude in Napoli taten wir es endlich, aber ganz ehrlich, man konnte nicht sagen, dass es sexy war – es war einfach Liebe.
    Dann machte ich schnell was zu essen, und wir saßen auf dem Bett und stopften uns den Bauch voll wie ein altes Ehepaar, und ich hielt inne und starrte sie an und sagte: »Du bist ein irres Mädchen, weißt du.«
    Sie warf mir einen Blick zu.
    »Ja«, sagte ich. »Und jetzt läuten die Hochzeitsglocken.«
    »Erst in drei Jahren«, sagte sie. »Es muss ja erst eine Scheidung geben.«
    »Ach, zur Hölle mit drei Jahren!«, rief ich und packte ihre linke Hand und zog Henleys Ring aus der Bond Street ab und ging hinüber zum Fenster und schmiss ihn raus nach Napoli. »Kein Finderlohn!«, rief ich in die frühe Dämmerung.
    Dann drehte ich mich um. »Was ist mit Wiz?«, sagte ich. »Warum wird einer so zum Verräter?«
    »Manchen gefällt es«, sagte sie. »Manchen verschafft es einen riesigen Kick«, dann aß sie weiter.
    »Na ja«, sagte ich, »der alte Wiz muss sich mit dem Satan auseinandersetzten, wenn er ihm begegnet.«
    »Glaubste an das alles?«, sagte sie und stand ebenfalls auf.
    »Nach heute Nacht glaube ich ganz sicher an den Satan«, erwiderte ich, ging dann wieder zu ihr rüber und sagte zu ihr: »Der neue Flikker von Napoli. Ich hoffe, die Neger zeigen ihm, wo’s langgeht.«
    »Oder du«, sagte sie.
    »Nein, ich nicht, Suze. Ich hau ab aus Napoli, und du tust es auch.«
    Sie blickte mich wieder an.
    »Wir gehen auf Hochzeitsreise«, sagte ich, »morgen. Nein, ich meine, es ist ja schon heute.«
    Sie ließ mich nicht los, schüttelte aber den Kopf. »Ich gehe hier nicht weg«, sagte sie, und dabei kehrte ihr störrischer Blick in ihr Gesicht zurück, »bevor es nicht vorbei ist.«
    Ich packte sie am Haar und ließ ihren Kopf hin und her wackeln. »Darüber reden wir noch«, sagte ich zu ihr, »ein bisschen später. Aber jetzt muss ich los zu meinem Dad.«
    »Jetzt?«
    »Ja. Leg dich hin, Hühnchen, ich komme wieder und bring die Milch mit hoch.«
    Ich kann dir nicht sagen, was ich empfand, als ich Suze da in meinem Bett liegen sah, in dem ich so oft an sie gedacht hatte, und ich rannte zurück und küsste sie, bis sie sich wehrte, und dann schwirrte ich ab auf den Vorplatz und in den frühen Morgen hinein.
    Aber auf dem Vorplatz – keine Vespa! »Viel Spaß damit!«, rief ich und machte mich zu Fuß auf den Weg. Ich vermutete, dass ich erst oben am Gate ein Taxi bekommen würde, und ich wollte auf keinen Fall zurück in die Stierkampfarena gehen, um auch nur irgendeinen Motoristen zu fragen, ob er mich mitnehmen würde. Also latschte ich weiter, und die Straßen waren sehr ruhig, wie die Stille nach dem Zersplittern von Glas, und auf den grünen Bäumen lag wieder Licht, und sie sahen frisch und unvergänglich aus. Dann versuchte so ein Schleicher, mich über den Haufen zu fahren.
    Ich fuhr herum, bereit, diesen jetzt umzubringen, schwach wie ich auch war, aber es war niemand anderes als Mickey Pondoroso, am Steuer seines flotten CD Pontiac. »Mickey!«, rief ich. » Buenas dias! Was zur Hölle tun Sie in diesem Irrenhaus? Haben Sie noch ein paar soziale Gegebenheiten studiert?«
    Tja, ob du es glaubst oder nicht, die diplomatische Nummer hatte genau das getan: Er war in der Gegend herumgefahren, hatte seine verdammte Nase in alles gesteckt, und schließlich hatte er zwei Stunden auf dem Polizeirevier verbracht, weil es eine kleine Meinungsverschiedenheit wegen seines Autos gegeben hatte – und unglaublicherweise auch über die Frage, ob sein dunkles Gesicht negroid sei oder nicht, und dies hatte den lateinamerikanischen Schleicher sehr wütend gemacht, weil seine Großmutter anscheinend tatsächlich eine Negerin gewesen und er sehr stolz auf sie und ihre Rasse war, und außerdem hatte er einen Haufen Cousins, die in der Fußballnationalmannschaft spielten, welche, das müsse ich doch wissen, dieses Jahr,1958 ,
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