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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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beiden mir helfen!«
    Darios warf Lalo einen Blick zu, in dem Panik und berufliches Interesse miteinander rangen. Der Maler entspannte sich. Magie mochte ihn noch ängstigen, aber natürliche Schönheit allein hatte jetzt keine Macht über ihn. Wedemir lehnte sich in seinem Stuhl zurück und grinste über das Unbehagen des jungen Zauberlehrlings.
    »Nehmt euch noch ein Stück Kuchen«, bot Gilla an. »Ihr Mädchen denkt zu viel an eure Figur, statt anständig zu essen, aber Sorgen ist man besser mit gefülltem Bauch gewachsen. Sobald die Würste fertig sind, bekommt ihr etwas Ordentliches in den Magen.«
    Valira stellte die Teetasse ab und lachte. »Ich erinnere mich noch daran, daß Ihr für die halbe Nachbarschaft mitgekocht habt, als ich noch ein Kind war.«
    »Was mir fehlt, ist nicht Essen, sondern Schlaf!« sagte Joia.
    Lalo räusperte sich. »Ich kann weder mit dem einen noch dem anderen dienen. Wo drückt denn der Schuh?« Joia tupfte sich die Tränen vom Gesicht, ohne dabei die Augentusche zu verwischen, und begann ihre Geschichte zu erzählen.
    »Und Joia ist nicht die einzige«, fügte Valira hinzu, als Joia geendet hatte. »Auch Doree und einige andere Mädchen hatten Alpträume. Nun, nach den Ereignissen der letzten Jahre ist kaum eine unter uns, die nicht jemanden verloren hat, der ihr lieb war. Man erwartet von uns professionelles Verhalten, aber es ist schwer, den Abstand zu wahren, wenn ein Mann uns gut behandelt.«
    »Ich war Aglon zugetan, als er am Leben war! Warum will sein Geist mich töten?«
    »Sein Geist, oder ist es etwas anderes, das seine Gestalt annimmt?« fragte Darios.
    »Ein Dämon als Liebhaber?« Wedemir lachte. »Im Aphrodisiahaus?« Sein Lachen erstarb, als Valira ihm einen finsteren Blick zuwarf. »Tut mir leid, Mädchen - aber du mußt zugeben.«
    »Ich hoffe, daß Aglons Geist zurückkommt und bei dir spukt!« stieß Joia hervor. »Du warst sein Freund!«
    »Aglon.«, sagte Gilla in die spannungsgeladene Stille. »Der Name kommt mir bekannt vor. Sind wir ihm je begegnet, Wedemir?«
    »Er half mit, als wir Darios ausgruben«, erwiderte ihr Sohn bitter. »Bei einer kleinen Säuberungsaktion in Abwind vor ein paar Tagen hat man ihn erstochen.«
    »Er war ein wundervoller Junge, als er noch lebte.«, schluchzte Joia. »Stets war er zärtlich zu mir; er machte mir Geschenke.«
    Lalo seufzte. »Ich verstehe deine Trauer, aber was kann ich tun? Wenn ihr einen Exorzismus wollt, kann vielleicht Darios.«
    »Oh, ich bin ja nur ein Freudenmädchen, ein hysterisches Ding! Ihr glaubt mir natürlich nicht!« Joia fing bitterlich an zu weinen, und Wedemir bot ihr ritterlich sein Uniformhalstuch an, als ihr Taschentüchlein der Anforderung nicht mehr gewachsen war. Sie nahm es mit professionellem Augenaufschlag, aber Lalo bezweifelte, daß es ihr überhaupt bewußt war.
    »Ich war geprüfter Exorzist in der Gilde«, sagte Darios steif. »Wenn Ihr es wollt, könnte ich morgen eine magische Reinigung Eurer Räume vornehmen.«
    Joia öffnete die Augen, als sie Darios kleinen Vortrag vernommen hatte, und Valira verzog die Lippen. »Nun, Joia, er zumindest nimmt dich ernst«, sagte das ältere Mädchen. »Warum lassen wir es ihn nicht versuchen?«
    »Auf diesem Abschnitt«, begann Molin Fackelhalter, »möchte ich, daß du ein Muster aus gekreuzten Schwertern und Speeren auf den Saum von Lady Daphnes Gewand malst.«
    »Hakiem hat davon nichts erwähnt«, erwiderte Lalo und blickte vom Entwurf, den er schon grob auf den Gips skizziert hatte, zurück auf die Zeichnung. Er rückte den Strohhut zurecht, um die Augen zu beschatten. Es war wieder einer der sehr heißen Tage, die schon seit einer Weile Freistatt in einen Backofen verwandelten, und das Sonnenlicht gleißte auf der weißen Wand. Lalo dachte, daß er sich glücklich schätzen konnte, daß er nicht an einer der neuen Mauern außerhalb der Stadt arbeitete, wie es zunächst vorgeschlagen worden war. Fackelhalter hatte beschlossen, daß die neu verputzte Mauer um den Palast mit Lalos Kunst versehen werden sollte.
    »Hakiem bezahlt Euch nicht«, sagte der Priester. Er trat von der Mauer zurück, und der Diener, der den Sonnenschirm trug, trat auch zurück. Das ist eine gute Idee, dachte Lalo. Ein Bretterzaun war schon angebracht worden, um die unfertigen Werke vor neugierigen Blicken zu schützen. Vielleicht gelang es ihm, auch einen tragbaren Sonnenschutz zu bekommen. Fackelhalter drehte sich um. »Auch ich war dabei, wie Ihr wißt. Zweifelt Ihr
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