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Abitreff (German Edition)

Abitreff (German Edition)

Titel: Abitreff (German Edition)
Autoren: Darius von Benin
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grinste. „Und dann fahrt ihr am nächsten
Wochenende wieder hierher, eine Woche Quarantäne ist ja Minimum. Wir fahren derweil
nach Dresden und ziehen deinen Sohn um.“
     
    „Und wie soll ich ihr erklären, dass mein Sohn dann doch nicht im
Krankenhaus liegt?“ Die Frage war mehr als berechtigt. „Schon daran mal
gedacht?“
     
    Weini lachte. „Dann sagst du ihr einfach, dein Sohn hätte sich
unsterblich verliebt und mit Selbstmord gedroht, wenn du ihm nicht eine Woche
Freiheit verschaffen würdest. Da du deinen Sohn liebst, hast du ihm, wenn auch
widerwillig, diesen Gefallen getan.“
     
    „Und in wen soll er sich verliebt haben?“
     
    Matthias lachte. „Schau dir die beiden doch an! Chris und Cem
schmachten sich doch regelrecht an!“
     
    „Sag von mir aus … in eine Türkin.“ Der heimische Banker atmete tief
durch. „Ich bin ja doch eher passiv, wenn es um das eine geht. Du verstehst?“
     
    „Wie? Mein Sohn ist doch der … der aktive Stecher?“ War das Unglaube in
seiner Stimme?
     
    „Als guten Deckhengst würde ich ihn noch nicht gerade bezeichnen, aber
…“ Der Beamte grinste seinen Konabiturienten frech an. „… aber er macht große
Fortschritte auf diesem Gebiet.“
     
     
     
     
    Epiloge sind ja eigentlich aus der Mode, aber offene Fragen sollten
beantwortet werden, so sie denn beantwortet werden können und beim Leser für
ein runderes Bild sorgen. Fangen wir dann mal an:
     
    Cem outete sich bei seinem Vater zwei Wochen nach dem
gemeinsamen USA-Aufenthalt; er und Christopher hatten sich der Reisegruppe
durch den „alten Süden“ einfach angeschlossen. Der Obst- und Gemüsehändler war
zwar erst gar nicht erfreut, keine Enkel von seinem Ältesten zu bekommen, aber
er konnte der Sache dann doch noch etwas Gutes abgewinnen: Die Unterstützung
seines schwulen Sohnes sicherte ihm die letzten, noch notwendigen
Sympathiepunkte des Nominierungsausschusses für den Rat.
     
    Frank zog, noch vor Christophers Umzug, in die leer stehende
Wohnung und bekommt seitdem oft Besuch von seinen Kindern. Er hat schon
angefragt, ob er den Dachboden noch dazu mieten könne, denn die Beiden wollen –
nach der Scheidung – zu ihm ziehen. Außerdem hat er alle zwei oder drei Wochen
einen Übernachtungsgast aus Dresden: Elmar möchte schließlich wissen, wie sich
sein Filius an der Kunstakademie so schlägt.
     
    Christopher hat sich häuslich im Gästezimmer eingerichtet und
fühlt sich dort pudelwohl. Zwar bekommen Matthias und Cihad die meisten seiner
Übungsstunden mit, aber das stört ihn weniger, er genießt das Leben und seine
Freiheit in vollen Zügen. Cem würde zwar gerne mit ihm in eine gemeinsame
Wohnung ziehen wollen, aber der Student der Künste will sich – gerade erst in
Freiheit – noch nicht wieder binden, obwohl er sein Faible für Fesselspiele
entdeckt hat.
     
    Matthias liebäugelt seit Kurzem mit dem Haus 167, das nach der
Scheidung der Eigentümer plötzlich zum Verkauf steht. Zwar ist ihm der
Kaufpreis jetzt noch etwas zu hoch, aber er hat ja Zeit und – nötigenfalls –
zwei Banker im Hintergrund. Die zu erwartenden Mieteinnahmen will er in eine
zusätzliche Rentenversicherung einzahlen, um seine mickrige Beamtenpension im
Alter etwas aufzubessern.
     
    Cihad hielt die Rentenpläne seines Gatten für verfrüht, hatte
aber schon eine Verwendung für die Einliegerwohnung des Nachbarhauses. Über
heimliche Kanäle in die Heimat hatte er erfahren, dass sein Vater seine jüngste
Schwester Hanan, Absolventin des Lycée Lalla Aicha in Rabat, einer ehemaligen
Mädchenschule mit Deutsch als zweiter Fremdsprache, im Januar gegen ihren
Willen verheiraten wollte. Nur gut, dass er und Matze den Jahreswechsel in
Marokko verbringen wollten.
     
    Elmar wartete auf Post aus der Frankfurter Zentrale, hatte er
sich doch auf den freiwerdenden Posten des Regionalleiters der Deutschen Bank
in den Niederlanden beworben. Seiner Frau hatte er davon noch nichts erzählt,
in der Ehe kriselt es, besonders seit dem Auszug des einzigen Sohnes.
Angesprochen auf den Auslandsposten sagte er nur, er wäre so schneller bei
seinem Sohn als von Dresden aus; Christopher meint jedoch, er könne immer noch
nicht zu sich stehen, aber die beiden nähern sich langsam wieder an.
     
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