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Abitreff (German Edition)

Abitreff (German Edition)

Titel: Abitreff (German Edition)
Autoren: Darius von Benin
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Dritten einverstanden sein.“
     
    Der Ergotherapeut grinste kurz auf, erschrak dann aber. „Matze! Gefahr
von links!“
     
     
    Der Beamte blickte auf, Michael Fröschle war im Begriff, sich neben ihn
zu setzen. „Mike, altes Haus! Heute schon Seelen vor dem Fegefeuer gerettet?“
     
    „Ich kann mit deiner ja anfangen.“ Der beleibte Mann grinste, als er
sich niederließ. „Das wäre zwar eine Mammutaufgabe, denn du scheinst ja echt
unbelehrbar zu sein! Trägst die Regenbogenfahne an deinem Revers, öffentlich!
Du solltest dich wirklich schämen …“
     
    „Da scheint sich ja jemand auszukennen!“ Frank gluckste.
     
    Der dickliche Mann hob mahnend den Finger. „Man muss seine Feinde
erkennen können, immer und überall. Ach Frank, ich habe gerade gehört, du hast
endlich geheiratet? Gratulation, du bist auf dem richtigen Weg. Falls ihr
kirchlich noch nicht geheiratet habt, ich habe einen guten Draht zur Pfarrei
St. Martin. Wenn du willst, kann ich euch trauen … und auch deine Kinder
taufen. Deine Frau ist doch katholisch, oder?“
     
    „Lass mal besser!“ Der Ergotherapeut winkte ab.
     
    Michael stutzte. „Wie? Ihr seid schon vor Gott getreten?“
     
    „Nein, und wir werden es auch nicht! Wenn du es genau wissen willst:
Wir treten bald vor den Scheidungsrichter, damit der der Farce von Ehe endlich
ein Ende macht!“ Frank funkelte ihn an. „Und wenn du uns jetzt entschuldigen
würdest, wäre ich dir mehr als dankbar! Ich ziehe nämlich zu Matthias und wir
müssen noch einige Formalitäten wegen … wegen des Mietvertrages klären.“
     
    Der dickliche Mann erhob sich, blickte Frank mitleidig an. „Ich werde
für deine Seele beten, denn du begibst dich selbst in Versuchung, wenn du zu
ihm in seine Lasterhöhle …“
     
    „Tu, was du nicht lassen kannst, aber kurz zum Mitschreiben: Matthias wird
mein Vermieter werden und nicht mein Liebhaber, denn er hat sein wahres Glück
schon gefunden! Aber das kannst du eh nicht verstehen, denn dazu bist du … zu
weltfremd!“
     
    „Wie soll ich das denn jetzt verstehen?“ Michael war anscheinend
pikiert.
     
    „Du magst vielleicht den lieben Gott auf deiner Seite haben, aber …“
Der Ergotherapeut fasste sich an den Kopf. „… dir fehlt jede praktische
Erfahrung! Weißt du, wie man sich fühlt, wenn sich plötzlich dein eigenes Leben
als einzige Lüge herausstellt? Wenn deine Frau dir plötzlich sagt, sie ist nur
wegen der Kinder bei dir geblieben? Weißt du das?“
     
    „Nein, aber Gott …“
     
    „Lass den mal aus dem Spiel! Hast du eigene Kinder? Hast du eine Frau
oder einen Partner, den du liebst und der dich? Irgendein menschliches Wesen?
Nein! Und du willst mir jetzt ernsthaft erzählen, wie ich mein Leben gestalten
soll? Ich bitte dich! Du machst dich echt lächerlich, mit all deinen
Schulweisheiten, die bar jeder Grundlage sind! Marcel, mein Sohn, der hat mir
in der letzten Woche erzählt, dass er für einen Mitschüler schwärmt! Was soll
ich deiner Ansicht nach jetzt machen?“
     
    „Frank, Gott lehrt uns …“ Pfarrer Fröschle suchte wohl nach den
passenden Worten.
     
    „Levitikus Kapitel 19, Vers 18: ‚An den Kindern deines Volkes sollst du
dich nicht rächen und ihnen nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben
wie dich selbst. Ich bin der Herr.‘ Meinst du das?“ Matthias gluckste. „Oder
bevorzugst du dann doch eher Levitikus 20, Vers 13: ‚ Und
wenn ein Mann bei einem Manne liegt, wie man bei einem Weibe liegt, so haben
beide einen Gräuel verübt; sie sollen gewisslich getötet werden, ihr Blut ist
auf ihnen.‘? Mike, du hast jetzt die Wahl zwischen dem liebenden … und dem
strafenden Gott.“
     
    „Ihr … ihr könnt mich mal!“
     
    Matthias hob die Arme. „Matthäus 5, Vers 20: ‚Wenn eure Gerechtigkeit
die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht bei Weitem übersteigt, werdet ihr
nicht in das Reich der Himmel eingehen.‘ – Amen! Gehe mit Gott, aber gehe!“
     
    Frank blickte den Beamten an. „Ich wusste gar nicht, dass du so
bibelfest bist!“
     
    „Schon vergessen? Ich bin der Sohn eines Pfarrers!“ Er lachte. „Aber
war das gerade ernst gemeint? Du willst wirklich bei mir einziehen?“
     
    „Natürlich! Melanie hat mir ein Ultimatum gestellt, entweder ziehe ich
aus oder sie mit den Kindern. Aber warum sollen die unter unserem Streit
leiden?“ Er zuckte mit den Schultern. „Es ist – für alle Beteiligten –
einfacher, wenn ich mir eine neue Bleibe suche. Und wenn ich das
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