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Abitreff (German Edition)

Abitreff (German Edition)

Titel: Abitreff (German Edition)
Autoren: Darius von Benin
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richtig hart geworden, wenn wir …“ Er lachte kurz auf. „Aber,
wenn du in Thomas verschossen warst, wieso ist dann nichts aus euch geworden.
Ihr habt doch das Wochenende zusammen verbracht?“
     
    „Frank, der Vorfall mit Elli war auf der Klassenfahrt in der 10, nach
der Stadtrallye in Ingolstadt. Zum Gesundheitsamt mussten wir erst knapp ein
Jahr später, als das Kind auf der Welt war! In der Zeit ist viel passiert, mein
Vater starb, meine Mutter lag mit Hirnhautentzündung im Krankenhaus, …“ Der
Brillenträger fuhr sich durch die Haare. „Hast du dich mal gefragt, warum Elli
sich ausgerechnet uns, die drei nicht so beliebten Freaks der Klasse, als
potenzielle Väter ausgesucht hat?“
     
    „Weil sie einen Dummen suchte!“ Die Antwort klang mehr als flapsig.
     
    Der städtische Controller schüttelte den Kopf. „Nein, weil ihre Oma da
noch lebte.“
     
    „Du willst mich doch jetzt nicht auf den Arm nehmen, oder?“
     
    „Nein, Elli wuchs ja bei ihrer Oma auf, ihre Eltern starben bei einem
Autounfall, das war 72 oder so. Der alten Lüdenberg gehörte die Gärtnerei oben
bei uns im Dorf und Elli sollte den Familienbetrieb eigentlich übernehmen, aber
sie wurde schwanger, Vater angeblich unbekannt.“ Matthias steckte sich eine
Zigarette an. „Oma Lüdenberg, die müsste damals so um die 70 gewesen sein, war
aber katholischer als der Papst und will wissen, wer denn da mit ihrer Enkelin
im Bett war. Der Kerl soll das Mädchen heiraten, sie so wieder zur ehrbaren
Frau machen.“
     
    „Mag ja sein, aber …“ Frank trank einen Schluck.
     
    „Nichts aber! Denk doch mal nach: Ich bin evangelisch, mein alter Herr
war Pfarrer, ich scheide also aus. Thomas ist Jude, darüber brauchen wir gar
nicht erst drüber zu reden.“ Er aschte ab. „Du bist zwar katholisch, aber du
kommst aus Polen, bist also auch nicht das Gelbe vom Ei.“
     
    Der Ergotherapeut grübelte. „Du könntest recht haben.“
     
    „Ich habe recht, denn: Kaum ist Oma Lüdenberg unter der Erde, heiratet
die Enkelin plötzlich den Lehrling aus Italien und macht ihn zum Chef.“
Matthias lachte. „Gut, dass der den Laden später vor die Wand fährt und sie
dann mit den Schulden sitzen lässt, ist Pech, aber …“
     
    Frank hatte Fragezeichen in den Augen. „Warum hat sie ihn dann nicht
gleich …“
     
    „Weil man mit dem Personal nicht in die Betten steigt und sich schon
gar nicht von ihm schwängern lassen sollte!“ Die Zigarette fand ihr Ende im
Aschenbecher.
     
    „Frauen sind echt Schlampen!“
     
    „Deshalb kommt mir auch keine mehr auf den Hof! Ok, die leere Wohnung
im Haus meiner Eltern würde ich zwar auch an ein weibliches Wesen vermieten,
aber mehr?“ Matthias lachte breit. „Ich hab meinen Cihad und der reicht mir zum
glücklich sein.“
     
    „Was sagt eigentlich deine Mutter zu ihm?“
     
    „Mama? Mama hat ihn regelrecht adoptiert, ist sogar stolz, dass wir
verpartnert sind, denn dadurch wird ihr Bruder leer ausgehen, wenn ich mal
nicht mehr sein werde.“ Der Beamte winkte nach der Bedienung, in seinem Glas
herrschte gähnende Leere. „Und für Oma ist er der beste Urenkel: Er springt
sofort, wenn sie ruft und, ich kann dir sagen, sie ruft oft.“
     
    „Aber wie macht ihr … naja … du weißt schon … wenn ihr miteinander …“
     
    Der Brillenträger blickte etwas verwundert. „Dumme Frage! Wir ziehen
uns aus und legen los: Mal er in mir, mal ich in ihm, mal intim zu zweit, mal
in der Gruppe. Wieso fragst du so doof?“
     
    „Aber hast du nicht mal beim Einkaufen erzählt, dass du wieder zu
deinen Eltern ziehen willst? Ist es da nicht schwer mit der Privatsphäre, wenn
man …“
     
    „Ach das meinst du!“ Der Beamte schüttelte grinsend den Kopf. „Meine
Mutter wohnt 165, ich hab im letzten Jahr die 169 gekauft, war echt ein
Schnäppchen, aber dafür war der Umbau umso teurer. Man kann uns also problemlos
besuchen, sei es, um zu quatschen oder um mit uns zu spielen.“
     
    „Zu spielen? Soll das jetzt eine Einladung sein?“ Frank bekam spitze
Ohren.
     
    „Frank! Du steckst mitten in deiner Scheidung, du kannst also
Aufmunterung durchaus gebrauchen. Ob diese Hilfe nur rein kommunikativ abläuft
oder ob auch noch andere Sinne mit ins Spiel kommen? Wer kann das heute schon
sagen?“ Matthias grinste frech. „Außerdem müsste ich erst einmal Cihad fragen,
ob er es mit uns beiden ‚alten Säcken‘ aufnimmt, denn mich gibt es nur noch im
Doppelpack und wir beide müssen mit dem
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