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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust
Autoren: Robin Schone
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gut  …
    Gabriel atmete tief durch, ließ Victorias Hand los und suchte die warme Stelle in ihrem Kreuz. Sie trat über die Schwelle, Gabriel folgte.
    Violettblaue Augen schauten in silberne Augen.
    In Michaels Blick sah Gabriel die Augen des dreizehnjährigen Jungen, der ihm beigebracht hatte zu lesen und den Gentleman zu spielen im Austausch gegen Unterricht im Kämpfen, Stehlen und Töten.
    Aber Gabriel hatte nie gewollt, dass Michael tötete. Und nun hatte er für Gabriel getötet.
    Die Stimme des zweiten Mannes – Yves – hallte in seinen Ohren. Du liebst Gabriel, Michael .
    Ich habe ihn immer geliebt .
    Aber Michael hatte geglaubt, sein Name sei Gabriel; nun wusste er, dass es nicht so war. Michael hatte geglaubt, er sei unverwundbar; nun wusste er, dass auch das falsch war.
    Gabriel wartete; dumpf war er sich einer leisen Frauenstimme bewusst – Anne. Sie brach mitten im Satz ab.
    »Miss Aimes?«, sagte eine unbekannte Männerstimme.
    Gabriel schaute den Fremden nicht an: Er wusste, welchen Beruf der Mann hatte, auch wenn er ihn nicht kannte.
    »Sind das der Mann und die Frau, auf die Sie warten?« Der Fremde klang geschwätzig.
    Ein Engel hatte den Pfarrer warten lassen. Michaels Augen spiegelten die Ironie wider.
    Plötzlich stand Anne vor Victoria. Elegant in einem himmelblauen Seidenkleid. Eine alte Jungfer und eine Gouvernante. Zwei Frauen, die nie Liebe erfahren hatten, aber nun von der Liebe eines Mannes strahlten.
    Victoria zog feierlich eine rechteckige, in Seide gewickelte Schachtel aus ihrer Tasche. »Ich habe dir und Michael ein Hochzeitsgeschenk mitgebracht.«
    Annes hellblaue Augen spiegelten Gabriels Überraschung wider. Ein Stich durchzuckte ihn, dass Victoria es für notwendig gehalten hatte, ihm ihr Geschenk zu verheimlichen.
    Errötend vor Freude nahm Anne die in Seide gewickelte Schachtel.
    »Das war doch nicht nötig. Du und Gabriel seid alles, was wir uns gewünscht haben.«
    Eine tiefere Röte färbte Victorias Wangen. »Es ist wirklich nichts. Nur etwas, was du bewundert hast.«
    Anne stockte. »Ein godemiché .«
    »Genau die richtige Größe«, wiederholte Victoria gelassen.
    Lachen.
    Es brodelte in Gabriels Brust hoch, bis es aus seiner Kehle drang.
    Und mit dem Lachen kam das Verlangen nach Victoria.
    Gabriel streckte blindlings die Hände aus und zog sie rückwärts an seine Brust. Victoria versteifte sich verwundert mit geradem Rücken, ihre Pobacken schmiegten sich in die Mulde seiner Lenden. Er schlang die Arme um die Frau, die ihm das Geschenk der Berührung gebracht hatte und nun das Lachen schenkte. Sofort schmolz Victoria, ihre Knochen wurden zu seinen Knochen, ihr Fleisch zu seinem Fleisch.
    Violettblaue Augen fingen seinen Blick ein.
    Und Gabriel erinnerte sich …
    Il est bien, Gabriel  … Schon gut, mein Freund.
    Alles war tatsächlich gut.
    Gabriel drehte sein Gesicht in den warmen Duft ihrer Haut und raunte die Worte, die er nicht länger zurückhalten konnte: » Je t'aime, Victoire .«
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