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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust
Autoren: Robin Schone
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auszusetzen.«
    »Nein, Gabriel fand nichts an mir auszusetzen.« Schnell zwinkerte Victoria die sandige Erschöpfung fort, die ihre Sicht unscharf machte. »Wird er wieder gesund?«
    Wieder zwinkerte Victoria über die blendende Schönheit des bescheidenen Gesichts der Frau. »Ja. Danke. Der Arzt hat ihm ein Schlafmittel gegeben. Morgen nehme ich ihn mit nach Hause. Danke, dass Sie ihm das Leben gerettet haben.«
    »Woher wissen Sie? …« Unwillkürlich schaute Victoria auf Michaels schlafendes Gesicht. Die Narben auf seiner rechten Wange waren ebenso glatt wie vorhin, als er bewusstlos in Gabriels Arbeitszimmer gelegen hatte.
    »Gabriel hat es mir gesagt«, antwortete Anne ruhig.
    Gabriel hatte mit Anne gesprochen, aber er hatte nicht mit Victoria gesprochen.
    Sie wollte nicht, dass es ihr wehtat.
    »Ich konnte ihn doch nicht sterben lassen«, sagte Victoria wahrheitsgemäß.
    Erleichterung flackerte in den hellblauen Augen der Frau auf. »Michael und Gabriel sind etwas ganz Besonderes.«
    »Ja.«
    Es war für Victoria gar keine Frage, dass die beiden tatsächlich zwei ganz besondere Männer waren.
    »Ich heiße Anne«, bot die Frau ihr an.
    Michael schlief ruhig.
    »Ich heiße Victoria.«
    Schlief Gabriel auch?
    Oder grämte er sich über eine Vergangenheit, die er nicht ändern konnte?
    Die hellblauen Augen musterten Victoria. »Gabriel hat deine Jungfräulichkeit gekauft.«
    Hitze brannte auf Victorias Wangen über die unerwartete Konfrontation. Sie straffte die Schultern, bereit sich der Verachtung zu stellen. »Ja.«
    »Ich habe Michael gekauft, damit er mir die Jungfräulichkeit nimmt.«
    Victoria starrte sie an. Sie musste Anne falsch verstanden haben.
    Victoria atmete tief durch und fragte: »Hat er es getan?«
    »Alle drei.« Anne wich ihrem Blick nicht aus. »Siehst du, keine von uns kann die andere verurteilen. Wir sind alle hier, weil wir körperliche Nähe brauchen.«
    Das Echo von alle drei wich wir sind alle hier, weil wir körperliche Nähe brauchen .
    »Ja.« Der zweite Mann – Yves – hatte sie wegen ihres Verlangens nach körperlicher Nähe ausgewählt. »Wo hast du … Michael getroffen?«
    »Hier.« Leises, hauchiges Lachen perlte durch das Schlafzimmer. »Na ja, nicht hier. Ich habe mich mit Michael in Gabriels vorigem Haus verabredet. Ich habe mich immer gefragt, wie die Schlafzimmer aussehen.«
    Anne hatte Victoria schon wieder überrascht. »Das wusstest du nicht?«
    »Nein.« Anne klang leicht enttäuscht. »Michael hat mich mit in sein Stadthaus genommen.«
    Schwarzes Haar tauchte in dem Spiegel auf, wo eigentlich Victorias Gesicht hätte sein sollen, und war gleich wieder verschwunden. Sicher eine Einbildung von ihr.
    Oder nicht?
    Würde sie sich je wieder vor einem Spiegel wohl fühlen?
    »Die Spiegel sind keine … Spiegel«, sagte Victoria. Und biss sich sofort auf die Lippe.
    Neugierig betrachtete Anne den bodenlangen, vergoldeten Spiegel. »Wirklich.«
    »Sie nennen sich transparente Spiegel. Solange das Licht auf der einen Seite heller ist als auf der anderen, kann jemand durch den Spiegel schauen und … zusehen.«
    Anstelle des Bildes von schwarzem Haar trat plötzlich das Bild einer älteren Frau mit einem jüngeren Mann. Ebenbürtig in ihrer Leidenschaft.
    Annes Augen weiteten sich. »Hast du … zugesehen?«
    Victoria wollte nicht lügen. »Ein Mal.« Und dann abwehrend: »Ich finde körperliche Nähe nicht abstoßend.«
    »Ich auch nicht, Victoria.« In Annes Augen lag keine Spur von Kritik. »Michael und ich heiraten bald. Er wäre … gekränkt, wenn Gabriel nicht käme.«
    Anne … und Michael.
    Wusste Gabriel, dass sie heiraten wollten?
    Wie viel wusste Anne über die Ereignisse dieser Nacht?
    Wie viel wusste sie über Gabriel?
    »Ich kann nicht versprechen, was Gabriel tut oder lässt«, sagte Victoria wahrheitsgemäß.
    Sie konnte nicht sicher sein, dass Gabriel sie immer noch wollte. Sie konnte nur hoffen.
    Anne stand abrupt auf. Ihr Ziel war der Nachttisch.
    Victoria trat neben sie. Sie war drei Zoll größer als Anne.
    Silber und Gold schimmerte in Annes Haar. Sie hob die Silberdose mit Kondomen an. »Es gibt ein besseres Mittel als Kondome.«
    Victoria erinnerte sich an die Quecksilbersublimattabletten, die Dolly ihr aufgedrängt hatte. Anne wollte doch sicher nicht …
    »Es nennt sich Diaphragma«, sagte Anne; aus ihren Augen strahlte keinerlei Wissen um ein Verhütungsmittel, das tötete. »Es ist eine Gummikappe, die über den Muttermund einer
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