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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition)
Autoren: Arno Strobel
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und her, er wollte tausend Dinge sagen und fand doch für kein einziges die Worte. Das machte ihn wütend. Noch wütender, als er sowieso schon war. Und mit einem Mal war es, als bräche ein Vulkan in ihm auf und spuckte unkontrolliert alles aus, was in ihm brodelte.
    »Es ist mir scheißegal, was ihr denkt!«, schrie er die beiden an. »Ihr seid ein feiges, unfaires Pack. Ihr wollt zusammen über mich herfallen, um mich zu fesseln und in dieses Dreckloch zu stecken. Aber das mache ich nicht mit!« Tim war außer sich. Er stieß sich von der Tischkante ab und machte einen großen Schritt auf Sebastian zu. Sollte der sich doch auf ihn stürzen oder ihn schlagen. Es war Tim egal, er hatte keine Angst. Da war nur diese riesige Wut. Und die noch größere Furcht, die anderen könnten im Recht und er könnte wirklich ein gemeingefährlicher Psychopath sein.
    Dann ging alles rasend schnell.

29
    Tim registrierte noch, dass Sebastian und Janik sich kurz ansahen, dann prallten zwei schwere Körper gegen ihn und ließen ihn rückwärts gegen den Tisch taumeln. Er stieß unsanft mit der Hüfte gegen die Tischkante, dann wurde er schon nach hinten gedrückt. Die Hüttendecke tauchte über ihm auf. Schatten.
    »Ihr verdammten Mistkerle!«, brüllte er gurgelnd und begann, sich mit Händen und Füßen zu wehren, doch gegen vier starke Arme hatte er keine Chance.
    Von allen Seiten drang plötzlich Geschrei. Tim wehrte sich mit allem, was ihm zur Verfügung stand, und spürte schmerzhafte Griffe und Hiebe am ganzen Körper. Mit dem Fuß stieß er gegen etwas, das polternd umfiel.
    »Hört endlich auf, verdammt!«, rief jemand. Tim glaubte, dass es Lena war. Er wollte sich mit einem Ruck aufrichten und wurde so unsanft zurückgedrückt, dass er mit dem Hinterkopf auf der Tischplatte aufschlug. Er schrie auf. Im Hintergrund kreischte eine schrille Mädchenstimme, sie sollten ihn bloß festhalten, bevor er noch jemanden umbrächte.
    Dann, von einer Sekunde zur anderen, herrschte plötzlich Ruhe. Sebastian und Janik hatten sich so über Tim gelegt, dass er sich nicht mehr rühren konnte. Tim atmete schwer, die Luft konnte nicht ganz bis in die letzten Winkel seiner Lunge vordringen, weil das Gewicht auf seinem Brustkorb es verhinderte.
    Ein Gesicht schob sich in sein Blickfeld, dessen Anblick Tim beruhigte, noch ehe er realisierte, dass es Lena gehörte.
    »Tim, hör auf, bitte«, flehte sie. Ihre Stimme klang so vertraut, wie ein Stück Normalität in einem grauenhaften, fleischgewordenen Albtraum.
    »Lasst ihn los«, bat sie die beiden, die Tim festhielten, und als sie nicht gleich reagierten, wiederholte sie es noch einmal. Schärfer, bestimmender. »Lasst ihn los, sage ich!«
    Und tatsächlich lockerten sich die Griffe um Tims Arme, ließ der Druck nach, der tonnenschwer auf seinem Brustkorb lastete, und es wurde wieder etwas heller um ihn.
    »Wenn er wieder ausrastet, haue ich ihn um«, knurrte Sebastian. Dann war wieder Lenas Gesicht über Tim und nahm seine ganze Sicht ein.
    »Komm hoch, Tim«, sagte sie sanft und eine warme Welle schwappte durch seinen Körper. Es tat so unglaublich gut, in Lena wenigstens einen Menschen zu haben, der zu ihm stand. Langsam richtete Tim sich auf und sah sie dabei unentwegt an.
    »Danke«, flüsterte er, und es war, als käme dieses Wort direkt aus seinem Herzen. Nein, er würde nicht in dieses furchtbare Loch müssen. Ungeheuer erleichtert lauschte er ihrer Stimme, blickte in ihre Augen. Lena war seine Rettung, sie stand ihm bei gegen Sebastian und Janik und Julia. Auf Lena hörten die anderen.
    »Tim, hör mir zu«, unterbrach Lena seine Gedanken überflüssigerweise, denn natürlich hörte er ihr zu. An ihren Lippen hing er förmlich. »Wir müssen diese Nacht irgendwie hinter uns bringen. Morgen früh können wir endlich nach Hause.«
    »Ja, ich weiß«, stimmte er ihr bereitwillig zu und dachte daran, wie gern er sie jetzt in die Arme geschlossen hätte. Wie sehr er sich danach sehnte, von ihr in die Arme genommen zu werden.
    »Ich weiß, dieser Raum da drüben ist schmutzig und es riecht nicht gut«, fuhr sie fort. »Aber … Tim … bitte. Es hat doch keinen Zweck, wenn du um dich schlägst oder herumtobst. Am Ende wirst du noch verletzt und musst trotzdem da hinein. Lass dich bitte darauf ein, nur für diese paar Stunden. Dann ist alles vorbei und wir können diesen furchtbaren Ort verlassen.«
    Tim sah Lenas Augen, ihren Mund, ihr Gesicht. Er hatte ihre Worte gehört und versuchte den
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