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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
Autoren: Minck
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Emergency Room verpasst und es noch nicht mal gemerkt!«
    »Ja, das nenne ich mal einen Hinweis auf eine echte Geisteskrankheit.«
    »Margret Abendroth!«
    »Winfried Maria Blaschke!«
    »Hör auf mich. Hör auf Wilma. Wir sind doch deine Freunde. Nimm die Gelegenheit wahr, mit meiner lebendigen Oma ein paar Tage auszuspannen. Deine Nerven liegen blank. Du musst Berti nur ein bisschen Gesellschaft leisten. Ihr versteht euch doch wunderbar.«
    »Das liegt daran, dass wir uns kaum kennen.«
    »Immerhin ein Anfang.«
    Winnies Oma war von Weitem betrachtet ein Prachtexemplar von Oma. Aber was würde geschehen, wenn sie näher käme? Ich bin von Weitem auch ein Prachtexemplar … mit dem magischen Makel behaftet, immer besser zu werden, je weiter man sich von mir entfernt.
    »Was hat Wilma, die Verräterin, noch alles über mich getratscht? Wilma sagt: Maggie braucht einen Therapeuten, Wilma sagt: Maggie hat ihr Leben nicht mehr im Griff, weil sie nicht mehr Emergency Room guckt« , äffte ich meine beste Freundin nach. »Die hat dir das mit Kajagoogoo und meinem Ex gesteckt, stimmt’s?«
    Die Story, die zu dem Song gehörte, kannten wirklich nur Wilma, mein Ex, genannt der Knipser, ich und ungefähr 176 weitere Partygäste; und sie war eigentlich ein richtiger Lacher, näher betrachtet aber dann doch ein bisschen peinlich. Na ja, wir waren jung, es war eine wilde Party, und der Flipper war gerade frei gewesen.
    »Maggie. Wilma meint es nur gut mit dir, deswegen hat sie mit mir geredet. Sie weiß nicht mehr, wie sie dir helfen soll und macht sich Sorgen. Und ich ruf’ jetzt Oma an.«
    Warum, um alles in der Welt, musste Winnie immer das letzte Wort haben? Warum redet meine beste Freundin mit ihm statt mit mir, wenn sie sich Sorgen macht? Geh’ ich etwa nicht mehr ans Telefon?
    Eines wussten die beiden aber Gott sei Dank noch nicht: Seit ich vor ein paar Tagen das Klavier mitten in der Nacht hatte spielen hören, schlief ich nicht mehr in meinem Zimmer in der oberen Etage. Ich schlief unten auf der guten Couch bei laufendem Fernseher. Wenn die beiden das wüssten, würden sie mich sofort einliefern lassen.
    »Aber mein Apartment soll in ein paar Tagen wieder bezugsfertig sein. Ich habe keine Zeit für Urlaub«, quengelte ich.
    »Wer glaubt denn noch daran? Soweit ich weiß, ist wieder irgendwas beim Schweißen in Flammen aufgegangen«, triumphierte mein Freund und Helfer und schob hinterher:»Ich hab’ den Notruf gehört, als ich zufällig in der Telefonzentrale der Hauptwache war. War ein kurzer Einsatz. Ich schätze, eine klitzekleine Winzigkeit von circa zwei bis drei Monaten, dann wohnst du wieder.«
    Auch das noch! Mein Vermieter mühte sich seit Januar nach Kräften, aber im Apartment ging nix voran. Mal schmorten die Kabel durch, mal hob sich das Laminat, weil wieder Feuchtigkeit eingedrungen war; mal ein Kurzschluss, mal fielen die Tapeten von der Wand. Die Handwerker gaben sich wirklich alle Mühe, um meinen Rückzug ins Souterrain zu verhindern.
    Ich wollte mich noch nicht geschlagen geben und bäumte mich ein letztes Mal auf: »Und überhaupt, guck mal hier, der Garten. Wenn Kajo in Wien mit seinen Prüfungen fertig ist, kommt er her, und dann will er das Haus verkaufen und dann muss das da draußen alles tipptopp sein. Ich hab’s ihm versprochen.«
    Kajo Kostnitz, der Besitzer des Hauses, studierte in Wien Klavier und Komposition. Und während er das tat, passte ich auf sein Haus auf, solange mein Souterrain noch in Schutt und Asche lag. Seine Eltern waren im letzten Winter kurz hintereinander unter tragischen Umständen gestorben. Und eben diese Umstände waren Teil meines Weihnachtstraumas, an dessen Auswirkungen ich noch immer zu knabbern hatte. Dementsprechend war die Tatsache, hier zu wohnen, die Mutter aller Konfrontationstherapien. Aber was hätte ich denn machen sollen? Ohne Job und ohne Geld war mir Kajos Angebot zuerst wie ein Geschenk des Himmels erschienen. Es hatte allerdings keine drei Nächte in dem großen alten Kasten gebraucht, um meine Fantasie Amok laufen zu lassen. Und der Amoklauf war bis dato nicht beendet.
    »Du kannst doch das Wort ›Gartenarbeit‹ noch nicht mal schreiben. Wenn ich dich mit einem Rasenmäher sehe, rufe ich die Redaktion von Explosiv an«, unterbrach Winnie meine Gedanken.
    Psychofolter Teil III: Winnie rutschte von der Lehne und beugte sich zu mir herüber. Ich konnte Halston riechen, mein Lieblings-Aftershave. Winnie lächelte mich an und gurrte: »Die machen
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