Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
Autoren: Minck
Vom Netzwerk:
da auch Anti-Raucherkurse. Mit Akupunktur.«
    Ich lächelte lieb zurück und fuhr ihm extra sanft durch seinen roten Haarschopf. »Du bist ein Widerling, Blaschke. Ein schwuler, unverschämter, arroganter, manipulativer Widerling. Aber du duftest gut, deshalb lebst du noch.«
    »Und ich seh’ atemberaubend gut aus.«
    Ich schnappte sein rechtes Ohr, drehte daran und zog ihn noch näher zu mir. »Und was hab’ ich davon? Du bist wie das Frühstück bei Tiffany: die tollsten Sachen in der Auslage, aber zwischen mir und den Preziosen – unüberwindliches Panzerglas.«
    »Aua! Was kann ich denn dafür? Ich bin doch dein Freund – dein persönlicher Walker mit Nahkampfausbildung. Ehrlich, Maggie, mal im Ernst. Oma wäre wirklich froh, wenn du mit ihr fährst. Sie lässt dir ausrichten … Aua! … du hättest mindesten vier Stunden am Tag frei.«
    Winnie rieb sich das knallrote Ohr. »Weib, bist du garstig … und Einzelzimmer, wollte ich noch sagen.«
    »Ach, jetzt fange ich langsam an zu verstehen. Brauchst du eine Stadt ohne Zeugen? Werde ich gerade auf dem Altar der griechisch-römischen Männergymnastik geopfert? Wann ist die Super-Schwulen-Party noch gleich?«
    »Am 25. April, und ich hab’ mir extra frei genommen … um nach Köln zu fahren.«
    »… und du planst, dir ein Souvenir mitzubringen?«
    »Warum nicht? Mensch, Maggie, Oma braucht wirklich jemanden, der mit ihr fährt. Du bist die Idealbesetzung.«
    Ja, ja, da war er wieder, dieser Augenaufschlag von Winnie. Ich fühlte mich in die Ecke gedrängt. Es roch nach Zahltag. Wer nimmt, muss auch geben, Maggie. Aber ich hätte gerne selbst entschieden, wann.
    In meinem Kopf war plötzlich ein leises Summen. Meine vernünftige innere Stimme war zum Leben erwacht: Winnie hat dir zu Weihnachten einen Pullover geschenkt und dich zum Trost mit Engeln aus Brausepulver gefüttert. Er ist mit dir geduldig durch alle Damenoberbekleidungsläden gerannt, als die Versicherung endlich das Geld für deine zerstörte Wohnung gezahlt hatte. Und stolz wie Oskar hat er neben dir gestanden, als du deinen neuen Laptop abgeholt hast. Und er hat gar nichts gesagt, als du ihn, ohne ihn auszupacken, unter den Schrank geschoben hast. Vergiss nicht, er ist derjenige, der dafür sorgt, dass in diesem Haus der Espresso nicht ausgeht. Und jetzt, Maggie, denk an Winnies rührendste Geste!
    Never ever! Dann fang ich an zu heulen. Aber wo meine innere Stimme schon mal dabei war, hatte sie keinen Grund, ihre Klappe zu halten.
    Erinnerst du dich: die verbrannten Steaks am Valentinstag?, säuselte sie. Oh ja, ich erinnerte mich an den Abend. Ich war zur Feier des Tages von meiner Nudel-Einheitskost abgewichen und hatte Steaks für uns gebraten, die leider ausgesehen hatten wie Kohlestückchen. Die grünen Bohnen hatten die Bissfestigkeit von Kruppstahl. Erst hatte er tapfer ein Kohlestückchen heruntergewürgt, quietschend den grün-gräulichen Kruppstahl auf dem Teller hin und her geschoben und dann auf einmal ein kleines Paket auf den Tisch gelegt. Es waren zwölf gebrannte CDs. »Dein Hirn«, hatte er lächelnd gesagt, »alles Gute zum Valentinstag.« Und ich? Ich wäre beinahe ohnmächtig vom Stuhl gekippt. Da hatte der Kerl mein schockgefrorenes Notebook aus dem Souterrain heimlich bei irgendwelchen BKA-Computerdoktoren zur Behandlung gegeben, und die hatten es tatsächlich geschafft, meine Daten zu retten. Zig Drehbücher, Ideenskizzen, Adressen und Verträge – ich hielt nicht weniger als ungefähr 85% meines Hirns in den Händen.
    Während ich noch um Fassung gerungen hatte, war Winnie in der Küche verschwunden, hatte die Kohlestückchen entsorgt und Nudelwasser aufgesetzt.
    Okay, ich gebe auf, bevor meine vernünftige innere Stimme einen Schluckauf kriegt. Zahltag.
    »Aber nur unter einer Bedingung, Winnie.«
    »Und zwar?«
    »Ich muss nix mitmachen. Keine Verpflichtungen. Keine Kurse. Kein Sport. Kein nix, außer Oma-Gouvernante.«
    »Werd’s ausrichten.«
    »Und du kümmerst dich um Dr. Thoma – und befolgst die goldene Regel: kein Sheba für den Dickmops!«
    Er ließ sein Handy aufschnappen, bettete zufrieden seinen Kopf auf meine Knie, ließ seine Beine über die Sofalehne baumeln – und schon wurde über mich verhandelt. Und so kam es, dass ich vom attraktivsten Bullen im ganzen Ruhrgebiet an die Kioskbesitzerin Berti Blaschke verschachert wurde.
    Das Summen in meinem Kopf hatte schlagartig aufgehört und Platz gemacht für kapitale Kopfschmerzen. Ich schlug mein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher