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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
Autoren: Minck
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Schlafen zu und stellte zufrieden fest, dass ich gar nicht wissen musste, wo er wohnte – ich war an meinem Geburtstag von einem Ritter auf einem weißen Pferd gerettet worden. Ich war jetzt hier, und der Russe nicht.

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    Herrn Matti Paavo Bietiniemolaiinnen
    Justizvollzugsanstalt Bochum
    Krümmede 3
    44791 Bochum
    Bochum, 15. Juni 2002
    Lieber Herr Matti,
    wenn ich Sie das nächste Mal besuche, was hoffentlich bald der Fall sein wird, habe ich Ihnen eine Geschichte zu erzählen, die Sie mir vermutlich nicht glauben werden. Aber Sie hatten so Recht mit Ihrer Vermutung. Sherlock Holmes ist gegen Sie ein Waisenknabe. Aber das erzähle ich Ihnen alles persönlich – zum Schreiben reicht meine Zeit gerade nicht aus, da müsste ich ja einen ganzen Roman draus machen.
    Ihr Geburtstagsgeschenk habe ich erhalten. Vielen Dank dafür. Das Auto hat leider, bevor ich es anmelden konnte, einen Totalschaden erlitten. Keine Sorge, mir ist nichts passiert, es ist nur in Flammen aufgegangen, was ursächlich mit Bad Camberg zu tun hatte. Ich weiß, ich spanne Sie gehörig auf die Folter.
    Meine Geburtstagsparty war sehr schön. Obwohl ich den Rimskij-Korsakow schon zum 2.000.000sten Male gehört hatte, klang er wie neu.
    Die anschließende Party im Café Madrid mit allen wäre »irrsinnig« schön gewesen, wenn Rita nicht andauernd abwechselnd knutschend über Willy und Kai-Uwe Hasselbrink hergefallen wäre. Und wenn sie nicht geknutscht hat, hat sich Rita weitschweifig über die Vorzüge von Herzig ausgelassen, der in ein paar Tagen das Geld eingetrieben haben wird. Und Rita ist »irrsinnig« stolz auf Hasselbrink, der ihr den Anwalt besorgt hat. (Wie bitte? War ich das nicht?) Und Kai-Uwe? Anstatt das richtigzustellen, genießt er ihre Bewunderung und wird noch nicht mal rot dabei. Ich versteh’ die Welt nicht mehr.
    Herzig hat die Elogen dankend entgegengenommen und sich gleich darauf Carmen zugewandt, die doch jetzt ein nicht unbeträchtliches Vermögen zu verwalten hat. Nachdem die beiden festgestellt hatten, dass sie dasselbe Hobby haben, nämlich Golfen, hatte Herzig eine Klientin mehr. Es hat nicht viel gefehlt, und er hätte sich spontan den Reiseplänen von Mia und Carmen angeschlossen:Karibik-Kreuzfahrt mit dem Traumschiff. Er hat sich noch rechtzeitig daran erinnert, dass Ihre Verhandlung bald ansteht.
    Oma Berti hat mir zum Geburtstag eine Stange Gauloises Blondes geschenkt – diesmal nicht aus dem Keller. Zum Nachtisch gab es für alle eine Runde Brauseeulen, weiß und mit Zitronengeschmack. Wenn Berti Ärger mit den Marketingfritzen von Harry Potter bekommt, geht für Herzig erst richtig die Sonne auf. Ich sollte ihn bei Gelegenheit auf eine Vermittlungsprovision ansprechen. Was meinen Sie?
    Seit gestern bin ich wieder allein im Haus der Familie Kostnitz. Souterrain? Fehlanzeige. Ich muss mir langsam was einfallen lassen. Bis jetzt ist kein ernsthafter Interessent für das Haus aufgetaucht, also bin ich wieder hier. Aber das kann sich täglich ändern. Der Kater hat ausgeschmollt und den Kamin verlassen. Er liegt gerade mit mir vor dem Fernseher. Obwohl auf dem Shoppingkanal die Vorführung einer Vorrichtung für das senkrechte Grillen von Hähnchen gezeigt wird, bei der ganze Hähnchen auf ein simples Gestell (sieht aus wie der Halter für die Küchenrolle) aufgespießt werden, wirkt Dr. Thoma zuweilen abwesend. Manchmal starrt er minutenlang zur Treppe. Ich sehe ihm an, dass er seinen russischen Dosenöffner vermisst.
    Kajo ist auf dem Weg zu einem internationalen Klavierwettbewerb in Paris. Sein Mountainbike hat er Wilma geliehen. Sie trainiert, ohne Rücksicht auf Leib und Leben, steile Hänge runterzukacheln, und kann schon ganz viele neue Wörter wie »lefty« und »Karkasse« und »xo-Schaltwerk«. Und Acki hat neuerdings einen bemerkenswert guten Haarschnitt.
    Ob Winnie jemals aus Amsterdam zurückkommen wird, weiß ich nicht. Es scheint ihm dort zu gefallen, was nicht nur an den malerischen Grachten liegen kann.
    Ich muss mich verabschieden, der Grillmeister winkt. Die Würstchen sind fertig. Da müssen Dr. Thoma und ich uns wohl mal von den Fernsehgrillhähnchen losreißen und uns in den Garten zu den echten Würstchen begeben.
    Aikaa sydämellisyys tervehtiä. (Ich hoffe, das ist richtig – ich habe es gegoogelt.)
    Ihre Maggie Abendroth

    Ende

Danksagung

    Wir bedanken uns von ganzem Herzen für unendliche Geduld, Unterstützung und fruchtbare Kritik bei:
    Peter Molden, Dr. Meike Fritz für ihr
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