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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
Autoren: Minck
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rückwärts vom Ast. Der Kamerakoffer sauste krachend hinterher. Ein paar Hühner stoben protestierend davon. Die Schafe blökten. Der Knipser stöhnte.
    »Ich hätte auch zu Hause bleiben können! Ich hätte zu Hause bleiben können, und mir einen schönen Abend machen! Mit meinem schwulen Clown! «, giftete ich von oben. »Stattdessen rette ich deinen Arsch … an meinem Geburtstag! Und alles, was du machst … sind Fotos! Fotos vom Elend anderer Leute. Von deinen blöden Sprüchen will ich mal gar nicht reden.«
    »Hör auf zu quatschen«, sagte er. »Hilf mir lieber.«
    »Soll ich ein Foto von dir machen?«
    Er hielt sich das verletzte Knie und fluchte. Ich schaute wieder zur Straße. Winnie ging auf die Wiese zu. Das Pferd folgte ihm und stupste ihm mit der Nase an die Schulter. Er holte eine Papiertüte aus der Innentasche seiner Motorradjacke und gab dem Pferd etwas, das verdächtig an Omas Brauseeulen erinnerte. Etwas Schöneres hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Das schönste Motiv hatte der Knipser verpasst. Danke!
    Ich sprang vom Baum, strauchelte über den Kamerakoffer und trat in etwas Hartes, das knirschend nachgab. Auf einen Kollateralschaden mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht mehr an.
    »Miss Marple, Miss Marple. Und das an Ihrem Geburtstag«, sagte Winnie mit einem breiten Grinsen, als ich ihm in die Arme stolperte. Dabei leuchteten seine Augen mit dem Blaulicht der eintreffenden Krankenwagen um die Wette. »Happy birthday to ya … happy birthday …«, sang er leise, dann gaben meine Knie nach, und um mich herum gingen die Lichter aus.

37
    Die Forelle, Ariadne, der Knipser und ich wurden ins Krankenhaus nach Idstein eingeliefert. Unsere Prognosen waren gut. Wir würden es alle überleben. Der Knipser war sofort in den OP verschleppt worden. Wir anderen wurden auf nebeneinander liegende Behandlungsräume in der Notaufnahme verteilt. Niemand vom übereifrigen Ärzteteam wollte mir glauben, dass ich einfach aus purer Erschöpfung zusammengeklappt war, und man suchte intensiv nach Einschusslöchern und inneren Verletzungen. Ohne auf meine Proteste zu hören, wurde ich gedreht und gewendet, abgehört und an piepsende Geräte angeschlossen. Ich war kurz davor, in Panik zu geraten, denn bei Emergency Room käme jetzt als Nächstes eine Intubation, eine Lavage und der Anschluss an ein Beatmungsgerät – und in spätestens drei Minuten wären die Wiederbelebungsmaßnahmen dran. Ein Assistenzarzt bestand auf einer umfassenden Blutuntersuchung, hatte meinen rechten Arm abgebunden und versuchte, eine Vene zu treffen. Ich bat ihn mehrmals, damit aufzuhören, aber in ihm war echter Ehrgeiz erwacht. Vielleicht auch nur, weil er wusste, dass vor der Tür ein sehr großer, bewaffneter Mann stand, der an diesem Abend schon einmal ohne zu zögern von seiner Waffe Gebrauch gemacht hatte.
    Im Behandlungszimmer nebenan wurde Ariadne von Onkel Walla befragt, während die Ärzte ihr Bein verarzteten. Keiner hatte in der Hektik daran gedacht, die Verbindungstür zwischen den Behandlungsräumen zu schließen, und ich musste mir doch noch die große Beichte des Bösewichtes anhören.
    Und Ariadne hatte auch nicht vor, irgendetwas zu verschweigen. Besonderen Spaß, sagte sie stolz, hatte sie an der Sache mit dem Kolbenfresser in Chemnitz gehabt. Und es war ihr ein großes Vergnügen gewesen, Mister Pling noch nicht einmal mehr den Urlaub zu gönnen. Das war, wie sie erklärte, eine ganz persönliche Rechnung, die sie da beglichen hatte. Als die Sprache auf den Rettich kam, leugnete sie vehement, ihn auch nur gekannt zu haben. Außerdem hatte sie für die Tatzeit ein Alibi. An dem Wochende hatte sie schließlich Pling zu ermorden, seine Hand im Wald zu vergraben und die Reste seiner Leiche verschwinden zu lassen. Sie könne ja schließlich nicht an zwei Orten gleichzeitig sein, gab sie zu Protokoll und kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Auf den Grabstein für den Rettich war sie aber mächtig stolz. Und sie war ziemlich sauer auf Coco Reitmeier, dass diese das nicht so sah.
    War Rettichs Tod also wirklich und wahrhaftig ein tragischer Unfall gewesen? Ein Materialfehler, der mir die Zukunft versaut hatte? Und nur ein dummer Zufall, dass Cocos Verbindung zur Forelle mich einmal mehr auf Bad Camberg aufmerksam gemacht hatte? Was für eine skurrile Verkettung der Umstände. Absolut nicht drehbuchtauglich. Und aua, mein Arm wird dick!
    Onkel Walla unterbrach Ariadne kein einziges Mal, auch nicht, als
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