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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Hackenberg
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ist vor ein paar Wochen in Norddeutschland gestorben.«
    »Willst du darüber reden?«
    »Ralf – du und ich, wir haben nichts mehr zu reden.«
    »Das sehe ich anders. Immerhin haben wir zumindest offiziell noch eine gemeinsame Wohnung.«
    »Wo du gerade davon sprichst: Ist in letzter Zeit Post für mich gekommen?«
    »Keine Ahnung, ich bin im Moment selbst wenig da. Warum?«
    »Da müssten Briefe vom Anwalt meines Vaters im Postkasten liegen. Könntest du sie mir morgen mit zur Arbeit bringen?«
    »Komm doch einfach vorbei und hol sie ab«, schlug er stattdessen vor. »Dann könnten wir …«
    »Ach, Schatz, hier bist du!« Mit ihrem Mops an der Leine schwebte Chantal auf sie zu und hängte sich demonstrativ bei Ralf ein. »Könntest du mir einen riesengroßen Gefallen tun? Ich muss dringend mit der Grafik die Layouts für die nächste Ausgabe durchgehen. Sei so lieb und geh mit Kongo eine Runde um den Block. Er muss irgendwas Falsches gegessen haben …«
    »Äh, ich …«
    »Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann«, fiel ihm Chantal ins Wort. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, gab ihm einen Kuss auf die Wange und drückte ihm die Hundeleine in die Hand. »Beeil dich bitte, ich glaube nicht, dass er es noch lange aushalten kann. Ihr wart doch ohnehin fertig mit eurem Gespräch, oder?«
    »Also, eigentlich …«, versuchte es Ralf erneut, kam jedoch nicht weit.
    »Ich weiß, dass Kati eine Menge zu tun hat«, unterbrach ihn Chantal mit Nachdruck. »Meine Korrektur-Wünsche für die aktuelle Beauty-Seite hast du gesehen, denke ich? Und bitte – versuch diesmal, alle Buchstaben an den richtigen Platz zu setzen, okay?«
    »Ich werd mich bemühen. Im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten.«
    »Das hoffe ich. Das hoffe ich sogar sehr für dich.« Mit diesen Worten machte Chantal auf dem Absatz kehrt und verließ mit wiegenden Hüften den Raum. Kati und Ralf blieben in unbehaglichem Schweigen zurück.
    »Tja«, sagte er schließlich und deutete auf den Hund. »Ich sollte dann mal …«
    »Unbedingt. Lass dich von mir nicht aufhalten.«
    Er lächelte verlegen, ging zur Tür und drehte sich ein letztes Mal um. »Kati? Es tut mir leid.«
    »Und mir erst«, murmelte sie leise.

3.
    A n diesem Abend überraschte Kati ihren Bruder vor der offenen Kühlschranktür, wie er einen Schluck Milch aus der Tüte nahm. »Hey«, sagte sie. »Lass mir auch noch was drin.«
    Wortlos reichte Micha ihr die Tüte weiter und inspizierte den Inhalt des Kühlschranks. »Was hältst du von Omelett mit Käse?«, fragte er dann.
    »Viel, solange du es machst.«
    »War ja klar.« Micha nahm vier Eier aus dem Seitenfach und legte sie vorsichtig auf die Arbeitsplatte. Er trug noch immer seinen Blaumann aus der Autowerkstatt, wo er neben seinem Jura-Studium stundenweise arbeitete. »Gibt’s was Neues aus der Welt der Tiegel und Tuben?«
    »Friedrich ist tot«, platzte Kati heraus.
    Abrupt drehte Micha sich zu ihr um. »Friedrich? Du meinst deinen …?«
    »Genau den. Sein Anwalt ist heute bei mir in der Redaktion aufgetaucht, nachdem er drei Wochen lang vergeblich versucht hat, mich in der Wohnung drüben zu erreichen.«
    »Scheiße. Wie kam das so plötzlich?«
    »Friedrich hatte Krebs und wollte das Ganze wohl mit sich allein ausmachen.« Kati starrte ins Leere. »Er hat niemandem etwas gesagt.«
    Micha schwieg einen Moment, bevor er fragte: »Hättest du ihn gerne noch mal gesehen?«
    »Darauf hat er ja offensichtlich keinen Wert gelegt«, antwortete sie und fand selbst, dass es bitter klang. »Stattdessen hat er mir unaufgefordert seinen verdammten Verlag hinterlassen.«
    »Er hat was getan?«
    Kati schilderte ihrem Bruder, was der Anwalt ihr erzählt hatte. »Diese Tredbeck-Gruppe scheint jedenfalls sehr daran interessiert zu sein, die Zeitung zu kaufen«, schloss sie ihren Bericht. »Aber ehrlich gesagt frage ich mich, was mit den Arbeitsplätzen in Grümmstein passiert, wenn ich darauf eingehe.«
    »Die werden zu einem großen Teil sicherlich wegfallen«, gab Micha zurück. »So etwas nennt man auf Neudeutsch dann Synergie-Effekt.«
    »Mich wundert, dass Friedrich das gewollt hat. Privat war er natürlich ein Riesen-Arschloch, aber der Verlag war sein ganzer Stolz.« Sie seufzte. »Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich jetzt machen soll. Am liebsten würde ich mir das Ganze aus der Nähe ansehen und die Mitarbeiter erst mal kennenlernen, bevor ich mich entscheide.«
    »Warum machst du’s dann nicht?«
    »Mal
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