Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Hackenberg
Vom Netzwerk:
ungerecht?«, ereiferte sich Kati. »Ich habe nun mal nicht vor, singend durch die Heideblüten zu stapfen – was also kann dieser putzige Landstrich mir bieten außer Einöde?«
    »Frischluft.«
    »Wenn ich frische Luft haben will, mache ich mein Fenster auf.«
    »Es wäre doch nur für ein paar Monate …«
    »Ein paar Monate? Da gehe ich kulturell gesehen doch total vor die Hunde!«
    »Jetzt tu nicht so, als ob du hier ständig ins Theater gehen würdest«, widersprach Micha. »Kultur bedeutet für dich doch in erster Linie, plündernd auf der Zeil einzufallen und dich bei Zara um Sonderangebote zu prügeln.«
    »Ich möchte aber zumindest theoretisch die Möglichkeit haben, mir was anzusehen.«
    »Kannst du doch. Die Lüneburger Heide ist geradezu vollgestellt mit Sehenswürdigkeiten.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Kati herausfordernd.
    »Hm, mal überlegen. Haben die da im Zuge der Expo nicht einen Hundertwasser-Bahnhof in die Pampa gepackt?«
    »Einen Hundertwasser – was? «
    »Als kulturbeflissener Feuilleton-Leserin muss man es dir wahrscheinlich nicht extra erklären, aber Friedensreich Hundertwasser war ein österreichischer Künstler, der nicht nur gemalt, sondern auch Gebäude entworfen hat«, entgegnete Micha, zückte sein Smartphone und googelte drauflos. »Hier haben wir’s doch. Der Hundertwasser-Bahnhof im schönen Uelzen. Schau mal.«
    Kati beugte sich über das Display und erkannte die rötlich-gelb verklinkerte Front eines Bahnhofsgebäudes. Seitlich ragten kunterbunt glasierte Säulen mit goldenen Kugeln in die Höhe, während sich auf dem Dach eine Art Kuppel zu wölben schien. Eigenwillig sah das aus, aber hübsch. »Na, toll. Und wo liegt Uelzen?«
    »Wie ich schon sagte: in der Pampa.«
    »Aber was soll ich da?«
    »Ich bitte dich. Man fährt viel zu selten nach Uelzen.«
    »Aus gutem Grund, nehme ich an.«
    »Hey, du kannst das Ganze auch lassen.« Micha holte eine Rührschüssel aus dem Schrank und fing an, die Eier hineinzuschlagen. »Verkauf den Verlag, kassier die Knete und bleib in vertrauten Gefilden – es ist völlig legitim, wenn du dich so entscheidest.«
    Kati nagte an ihrer Unterlippe. »Legitim, aber feige.«
    »Solange du selbst damit leben kannst, steht es niemandem zu, darüber zu urteilen.«
    Sie schwieg einen Moment. »Ich fürchte aber, dass ich das nicht kann«, sagte sie schließlich. »Damit leben, meine ich.«
    »Das heißt, die Heide darf mit dir rechnen?«
    Kati zögerte. War das wirklich das Richtige? Andererseits: Was hatte sie schon zu verlieren? Länger als ein paar Monate musste sie nun wirklich nicht in Grümmstein bleiben, und wenn sie eine Lösung für den Verlag gefunden hatte, konnte sie sich ja immer noch überlegen, was sie mit dem Rest ihres Lebens anstellen wollte.
    Kurz entschlossen griff sie nach dem Telefon und tippte eine Nummer ein, bevor sie es sich wieder anders überlegen konnte.
    »Hallo, Dr. Buddington?«, fragte sie, nachdem der Anwalt sich gemeldet hatte. »Katharina Margold hier. Kennen Sie eigentlich den Film, in dem Robert Redford einen Gefängnisdirektor spielt …?«

4.
    W enige Tage später schritt Buddington mit einer schwarzen Plastikmappe unter dem Arm über den Redaktionsflur der Grümmsteiner Zeitung. Er bedachte die korpulente Sekretärin, die ihm entgegengewatschelt kam, mit einem süßlichen Lächeln und ließ sich nicht im Entferntesten anmerken, wie sehr ihm die Mission missfiel, auf die man ihn geschickt hatte. Vor dem Zimmer des Chefredakteurs blieb er stehen, holte tief Luft und klopfte.
    »Herein!« Jonas Larsen blickte zunächst nur flüchtig von seinem Computerbildschirm auf, verspannte sich aber augenblicklich, sobald er den Anwalt erkannte. »Was führt Sie zu mir, Buddington?«, sagte er und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf den ungebetenen Besucher. »Gibt es Neuigkeiten in der Eigentümer-Frage?«
    Buddington verzog das Gesicht. »Nichts, was ich Ihnen offiziell mitteilen könnte.«
    »Und inoffiziell?«
    »Inoffiziell habe ich mit Ihnen erst recht nichts zu besprechen, verehrter Larsen. Sie wissen doch, dass ich als Nachlassverwalter von Friedrich Amberg an meine Schweigepflicht gebunden bin.«
    »Und Sie wissen, dass meine Leute sich so langsam Sorgen um ihre Jobs machen!« Jonas hatte Mühe, seine aufkeimende Wut zu unterdrücken. »Herrgott noch mal, seit Ambergs Tod sind Wochen vergangen, ohne dass wir auch nur den kleinsten Hinweis darauf bekommen hätten, wie es weitergeht! Wird der Verlag nun
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher