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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Hackenberg
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verkauft oder nicht?«
    »Fragen Sie mich das im Interesse Ihrer Mitarbeiter, oder haben Sie einfach nur Angst um Ihren Posten?«
    »Mit welcher Antwort hätte ich denn eine Chance auf ein paar brauchbare Informationen?«
    Buddington lachte auf. »Mit gar keiner, wenn ich ehrlich bin. Aber es ist sehr amüsant, Sie bei Ihren Bemühungen zu beobachten.«
    »Ich wünschte, ich könnte das alles genauso komisch finden wie Sie. Aber ich habe vier Kinder zu ernähren.«
    »Na, bitte. Sie haben also doch in erster Linie Angst um Ihre eigene Haut.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach Jonas ruhig. »Es ist ja nun wirklich kein Geheimnis, dass wir hier alle wirtschaftlich auf unsere Jobs angewiesen sind. Darüber hinaus aber frage ich mich, wie ich das Projekt fortsetzen soll, für das Amberg mich vor zwei Jahren überhaupt hierhergeholt hat, wenn die äußeren Rahmenbedingungen dafür nicht mehr stimmen.«
    »Sie sprechen von der inhaltlichen Neuausrichtung der Zeitung.«
    »Exakt. All die Arbeit, die wir investiert haben, wäre für die Katz, wenn der Verlag jetzt an Tredbeck verkauft würde. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Amberg das gewollt hat.«
    Buddington zuckte mit den Achseln. »Nun, er hat vieles nicht gewollt. Krank werden, zum Beispiel. Aber vor bösen Überraschungen ist man im Leben nun mal nicht gefeit.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass er keinerlei Vorkehrungen für die Zeit nach seinem Tod getroffen hat?«
    »Ich deute Ihnen hiermit gar nichts an, Larsen, dass wir uns da ganz klar verstehen. Aber so viel kann ich Ihnen verraten: Wenn der neue Eigentümer sich darüber im Klaren ist, was mit dem Verlag geschehen soll, zählen Sie zu den Ersten, die es erfahren.«
    Entnervt kreuzte Jonas die Arme vor der Brust. »Was soll diese ganze Geheimniskrämerei? Solche Spielchen sehen Amberg überhaupt nicht ähnlich.«
    »Nun, vielleicht haben Sie ihn doch nicht so gut gekannt, wie Sie immer glaubten.«
    »Offensichtlich.« Gedankenverloren starrte Jonas aus dem Fenster. Sekunden verstrichen, ehe er sich wieder zu Buddington umdrehte und sagte: »Aus Ihnen ist also nichts herauszubekommen, schön. Aber Sie wollten doch irgendwas von mir, oder?«
    »In der Tat. Es geht um den Personalbestand der Redaktion.«
    Wachsam kniff Jonas die Augen zusammen. »Was ist damit?«
    »Wie Sie wissen, ist da schon seit längerem eine Redakteursstelle im Lokal-Ressort vakant …«
    »Amberg wollte sie im nächsten Quartal neu besetzen. Wir hatten vor, einem unserer freien Mitarbeiter ein Angebot zu machen. Die Bezahlung sollte unter Tarif liegen.«
    »Daraus wird nichts.«
    »Was soll das heißen? Wird die Stelle jetzt ganz gestrichen?«
    »Im Gegenteil.« Buddington seufzte innerlich. Das Schmierentheater, das diese Margold ihm hier abverlangte, war eindeutig unter seiner Würde. Doch was tat man nicht alles, um sich sein Gehalt zu verdienen. »Allem Anschein nach hat Herr Amberg die Stelle kurz vor seinem Tod neu besetzt.«
    »Er hat was getan?« Jonas traute seinen Ohren nicht. »Mit wem?«
    »Mit einer jungen Dame aus Frankfurt.« Lässig warf Buddington die schwarze Bewerbungsmappe auf den Tisch. »Hübsches Ding. Arbeitet zurzeit als Kosmetik-Redakteurin bei einer Frauenzeitschrift namens Herzwoche. «
    »Das ist nicht Ihr Ernst! So eine Entscheidung hätte er niemals getroffen, ohne das vorher mit mir zu besprechen. Ganz abgesehen davon: Eine Frau als Redakteurin war mit seinem erzkonservativen Weltbild nicht vereinbar.«
    »Offensichtlich schon.«
    Hastig klappte Jonas die Bewerbungsmappe auf und zuckte zurück, als ihm eine stupsnasige Blondine von einem Farbfoto im DIN-A4-Format entgegenlächelte. »Oh, mein Gott«, entfuhr es ihm spontan. »Eine Cheerleaderin?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, entgegnete Buddington seelenruhig und polierte sich die Fingernägel am Ärmel seines marineblauen Jacketts. »Sie hat eine Kosmetikschule besucht.«
    »Na, klasse.« Das ruckartige Blättern, mit dem Jonas die Seiten der Mappe durchsah, verriet, dass der anfängliche Schock zunehmend ins Stadium des Genervtseins überging. »Das muss ein Missverständnis sein! Was hat Amberg sich dabei gedacht? Die Frau hat ja noch nicht mal studiert!«
    »Kommen Sie schon, dafür bringt sie acht Jahre journalistische Berufserfahrung mit.«
    » Journalistisch nennen Sie das?!« Jonas riss eine von Katis Arbeitsproben aus der Mappe und hielt sie hoch. »Diese Frau beschreibt hier in epischer Breite ihre Erlebnisse auf einer
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