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Abgebrezelt

Abgebrezelt

Titel: Abgebrezelt
Autoren: Nina Schmidt
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nach treffen alle meine Gäste ein. Einige wenige von meinen Arbeitskollegen, ein paar Leute, die ich aus dem Fitnessstudio kenne, und vor allem Menschen, die aus dem Dunstkreis von Caro und Simone kommen und bei denen ich anscheinend auch schon mal auf irgendeiner Party gewesen bin, an die ich mich aber nicht mehr erinnern kann. Das behaupten zumindest Caro und Simone.
    Im Wohnzimmer ist es mittlerweile total voll, und es herrscht dementsprechend gute Stimmung. Ich geselle mich zu Caro und Simone, die gerade mal für einen Moment nicht von den Männern umringt sind, da die sich im Bad um die Getränke kümmern.
    »Jessi, da bist du ja! Wie fühlt man sich denn so mit Mitte dreißig?«, Simone lächelt mich an. Was für eine bescheuerte Frage. Ich finde, es gab in den letzten Wochen bessere Gelegenheiten nach meinem Wohlbefinden zu fragen.
    »Ehrlich gesagt, fühl ich mich natürlich wieder ganz gut. Aber das war echt eine harte Zeit für mich, Mädels. Ihr glaubt gar nicht, wie das für mich war, plötzlich so entstellt zu sein, so –«
    »Ach Jessilein! Das ist doch jetzt vorbei«, unterbricht mich Caro, »lass uns doch lieber über was Schönes reden. Über Markus zum Beispiel. Wie gefällt er dir?«
    »Na ja, ich weiß nicht … «
    In dem Moment kommen die Jungs wieder, und es gibt ein großes Hallo, weil sie Massen an Alkohol in den Händen haben. Markus nimmt Caro ein wenig ungeschickt in den Arm, die sich aber lieber darum kümmert, den Weißwein aus der Flasche großzügig in die Gläser zu verteilen. Man sieht, wie verliebt der arme Kerl in sie ist und dass er absolut keine Chance bei ihr hat. Sie wird ihn abschießen, sobald er die Verkehrspolizei und alle anderen verklagt hat, die sie nicht leiden kann. So einfach ist das.
    »Ach übrigens, dein komischer Kollege, Felix heißt der, glaube ich, hat mich angerufen. Hast du eine Ahnung, woher dieser Schwachmat meine Telefonnummer hat?« Caro guckt mich durchdringend an.
    »Deine Nummer? Neee, keine Ahnung.«
    Es klingelt erneut an der Tür, und ich verlasse schnell die ausgelassene Truppe. Zunächst sehe ich nicht, wer es ist, da derjenige – ähnlich wie Christian – ebenfalls komplett hinter einem riesigen Blumenstrauß verschwindet. Zunächst freue ich mich, bis der Blumenstrauß anfängt zu sprechen.
    »Da ist sie ja!«, begrüßt mich die Stimme von Jens. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebe Jessi! War doch heute, oder?« Dann drückt er mir den Blumenstrauß in die Hand. Das Licht im Flur geht genau in diesem Moment aus. Ich nehme die Blumen und drücke auf den Lichtschalter. Als das Licht wieder angeht, fällt mir vor Schreck fast der Blumenstrauß aus der Hand. Ich starre meinen Ex mit großen Augen und offenem Mund an, bevor ich laut anfange zu lachen.
    »Wie siehst du denn aus?«, pruste ich.
    Jens starrt mich entsetzt an.
    »Wie? Wieso? Wie seh ich denn aus?«
    »Na, dein Hals! Der ist ja fast so dick wie dein Kopf!? Und was ist … hattest du nicht mal einen Hintern?« pruste ich.
    »Na, den hab ich ja wohl immer noch!« Jens ist sichtlich angegriffen und wird zusehends unsicherer.
    »Ja, aber an der falschen Stelle! Der ist dir wohl auf den Bauch gerutscht! Jetzt weiß ich auch, warum du unbedingt Karriere machen musstest!«, lache ich. Jens starrt entsetzt auf seinen Bauch, der sich kugelig unter seinen Hemd abzeichnet. Er verzieht das Gesicht und die Falten, die sich dabei in seinem Gesicht bilden, erinnern an Ausläufer des Grand Canyon. Jens ist in den letzten vier Jahren immens gealtert, und man kann sagen, dass er ganz schön scheiße aussieht. Ich könnte mich wegschreien vor Lachen. Jens lacht nicht. Er steht ziemlich bedröppelt in der Tür und tut mir trotz allem irgendwie leid. Ich höre auf ihn auszulachen und ziehe ihn am Arm in die Wohnung.
    »Na, komm schon rein! Wir trinken einen zusammen!«
    Er überlegt kurz, ob ich das wirklich ernst meine, entspannt sich dann ein wenig und betritt meine Wohnung.
    »Also, ich muss sagen, Jessi, du gefällst mir immer noch ganz gut! Und ich dachte schon, du hast mich in dieses Dunkelrestaurant geschleppt, weil du nicht wolltest, dass ich dich sehe. Aber dafür besteht ja überhaupt kein Anlass. Da könnt ich mich doch glatt noch mal verlieben!«
    Er grinst mich schmierig an und ich bin fasziniert, wie schnell er sich von meinen negativen Kommentaren über sein Äußeres erholt hat. Vielleicht glaubt er ja tatsächlich, dass Männer nicht gut aussehen müssen.
    »Jens, geh doch
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