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Abgebrezelt

Abgebrezelt

Titel: Abgebrezelt
Autoren: Nina Schmidt
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beigetragen.«
    »Was denn für eine Genesung?«
    »Tschüs, Jens!«
    Er starrt mich feindselig an. »Weißt du, in Hamburg hab ich oft gedacht, dass ich vielleicht einen Fehler gemacht habe, dich zu verlassen, aber weißt du was, ich glaube, es war absolut die richtige Entscheidung.«
    »Und weißt du was? Das finde ich auch! Schönes Leben noch!«
    Während ich das sage, öffne ich die Haustür. Jens zögert nur kurz, verschwindet dann aus der Wohnung und damit Gott sei Dank aus meinem Leben.
    Jetzt sind nur noch Julia und Christian da. Erschöpft lasse ich mich auf einen Stuhl in der Küche fallen. Christian reicht mir sofort ein Glas Weißwein. Ich trinke einen großen Schluck und schiebe mir eine Handvoll Chips in den Mund.
    »Warum hast du das gemacht?«, fragt mich Christian in seinem angenehm unaufgeregten Tonfall.
    »Weil das alles ignorante Schmocks sind! Menschenverachtend und oberflächlich! Und in meiner Wohnung beleidigt keiner meine Freunde! Keiner!«
    Christian schaut mich an: »Kann es sein, dass es um mich ging?«
    Ich zögere kurz, entscheide mich aber dann, bei der Wahrheit zu bleiben, und nicke.
    »Wegen mir hast du alle Leute rausgeworfen?« Christian ist sichtlich beeindruckt.
    »Ehrlich gesagt warst du nur der Auslöser. Ich konnte diese oberflächlichen Affen nicht mehr ertragen. Jens, Caro, Simone, Markus und wie sie alle heißen. Von den meisten kenne ich noch nicht mal den Namen. Dass mir das früher nicht aufgefallen ist, was das alles für Vollidioten sind.« Ich seufze. »Tja, jetzt hab ich halt keine Freunde mehr und werde wahrscheinlich nie wieder auf eine Party eingeladen.«
    »Aber du hast doch uns, Jessi!« Julia nimmt mich in den Arm.
    »Stimmt«, seufze ich dankbar, »ich hab doch – hä?« Ich schaue von meinem Weinglas hoch und sehe, dass Julia rot geworden ist. »Ich hab ›uns‹? Ich meine, euch … also, ihr zwei …?«
    Julias Wangen glühen regelrecht, und sie sieht hübscher aus als je zuvor. Sie schaut ein bisschen verschämt zu Christian, der ihren Blick liebevoll erwidert. Manchmal bin ich wirklich so was von schwer von Begriff! Zumindest daran hat sich nichts geändert. Ich stehe auf, drücke beide gleichzeitig und bin das erste Mal an diesem Abend wirklich glücklich. Keine Problem-Zigarettenschachtel weit und breit! Ich weiß, dass dieser Zustand nicht ewig anhalten wird und der Zigarettenautomat garantiert demnächst wieder aufgefüllt wird, aber in dieser Sekunde bin ich glücklich, und das, obwohl ich 35 Jahre alt bin, Single und nach der Packung Chips und einer Flasche Wein mindestens ein Kilo schwerer.
    Julia, Christian und ich köpfen noch eine Flasche Champagner, die ich vor der gierigen Meute retten konnte, und feiern noch ein bisschen zu dritt. Um halb drei verabschieden sich die beiden von mir und versprechen, am nächsten Tag zum Aufräumen und Resteessen vorbeizukommen. Auf dem Weg ins Bett entdecke ich den weißen Umschlag von Caro und Simone auf der Kommode im Flur und öffne ihn. Darin ist eine Fotokarte mit einer sehr attraktiven Frau. Auf der Karte steht:
GUTSCHEIN
für eine Botox-Behandlung bei Dr.Almaydin
    Ich nehme den Gutschein, reiße ihn in viele kleine Fetzen und spüle sie im Klo runter.

Über Nina Schmidt
    Nina Schmidt, 1971 in Krefeld geboren, studierte Kommunikationswissenschaften in Essen und arbeitete danach als Presseredakteurin beim Fernsehen. Im Jahr 2007 erschien ihr erster Roman ›Bis einer heult‹. Nina Schmidt lebt seit über zehn Jahren in ihrer Wahlheimat Köln.

Über dieses Buch
    Was soll schon schiefgehen?
    Was gibt es Schöneres für eine Frau als ihren 35. Geburtstag? Richtig. So ziemlich alles! Auch Jessica steht unter Druck, denn wenn sie schon so unfassbar alt wird, dann will sie dabei wenigstens gut aussehen! Als sich auch noch ihr heißgeliebter Ex-Freund zur großen Geburtstagsparty ankündigt, ringt sich Jessica zu einer Botox-Behandlung durch. Millionen Frauen lassen so was machen, was soll schon schiefgehen? Richtig. So ziemlich alles. Nach einem Behandlungsfehler verlässt Jessica die Arztpraxis mit einem hässlichen Matschauge, und anstatt wie ein zwanzigjähriges Topmodel sieht sie aus wie ein Mensch gewordener Auffahrunfall. Ihre Welt, in der sich bisher fast alles um Äußerlichkeiten drehte, bricht vollkommen zusammen. Niemand kann ihr helfen, bis Jessica endlich anfängt, sich selbst zu helfen: Sie beginnt einen unerbittlichen Kampf gegen tussige Frauen, dummdreiste Männer und nicht zuletzt gegen
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