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Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume
Autoren: Elizabeth Lowell
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seinen Träumen sah, die offene Tür mit goldenem Licht dahinter, ringsherum Schnee und Gipfel, die in die Morgenröte hinaufragten...
    Doch in den letzten Jahren hatte Whip das atemberaubende tödliche Gebirge von Norden nach Süden und von Osten nach Westen durchquert und nichts anders gefunden als seinen eigenen Schatten, der vor ihm herritt, von der aufgehenden Sonne vorwärtsgetrieben.
    »Glaubst du, daß Silent John tot ist?« fragte Whip.
    Murphy zuckte mit den Schultern und sah Whip von der Seite an. Daraufhin beschloß er, doch weiterzureden.
    »Er ist nich’ mehr gesehen worden, seit der Paß offen ist«, erklärte der Ladenbesitzer. »Ein paar Tage später hat es ziemlich stark geschneit. Der Paß war danach wochenlang zu.«
    »Wo ist Silent John zuletzt gesehen worden?«
    »Auf dem Weg raus zu seinen Claims am Avalanche Creek, auf dem alten Maultier, das er am liebsten reitet.«
    »Wer hat ihn gesehen?«
    »Einer von den Culpeppers.« »Wann war das?« fragte Whip.
    »Vor fünf, sechs Wochen. Wir achten hier nich’ so genau darauf, wie die Zeit vergeht. Entweder schneit’s, oder es schneit nich’. Das ist die einzige Uhr, die bei uns zählt.«
    »Seit sechs Wochen hat niemand mehr Silent John gesehen?«
    »So in etwa, Mister.«
    »Ist das ungewöhnlich?«
    »An dem heimtückischen alten Kerl is’ nix gewöhnlich. Ist wie ’n Schwein auf’m Eis. Kommt immer dann, wenn man ihn am wenigsten erwartet, und verschwindet genauso. Ein harter Mann, Silent John. Wirklich hart.«
    »Das sind die meisten Kopfgeldjäger«, sagte Whip trocken. »War er früher schon öfter länger als sechs Wochen weg?«
    Blinzelnd kratzte sich Murphy zwischen den wirren Haaren, die sein Kinn bedeckten.
    »Kann ich nich’ genau sagen. Einmal vielleicht, damals, Sechsundsechzig«, sagte Murphy langsam. »Und einundsechzig, als er das Mädchen von drüben aus dem Osten geholt hat.«
    »Vor sieben Jahren«, meinte Whip nachdenklich, »als noch Krieg war.«
    »Ja, genau. Damals sind ’ne Menge Leute hier in den Westen gekommen.«
    Der Gedanke, daß Shannon seit sieben Jahren mit einem alten Mann verheiratet war, der heimtückisch wie eine Schlange war, bereitete Whip Unbehagen. Er war während des Krieges fast ständig in Australien gewesen, doch er wußte, wie brutal jene Zeit besonders für jene Menschen gewesen war, die zwischen die Nord- und die Südstaaten gerieten. Seine Schwester Willow hatte damals nur knapp überlebt.
    Das hätte auch Willy sein können, die gezwungen war, sich an einen alten Mann zu verkaufen, um zu überleben, sagte er sich im stillen. Aber Willy hatte Glück. Ihr ist es gelungen, ledig und am Leben zu bleiben, bis sie einen Mann fand, den sie liebte. Caleb Black ist ein harter Mann und ein verdammt guter obendrein.
    »Also«, sagte Murphy, »ich schätze, das Mädchen ist inzwischen Witwe. Diesen Frühling hat es eine Menge Lawinen gegeben. Silent John ist wahrscheinlich steinhart gefroren, irgendwo oben am Avalanche Creek. Die Culpeppers denken das sicher auch, sonst würden sie nicht so frei rumreden.«
    Whip sagte nichts. Er stand nur da und hörte zu. Die Peitsche zischelte an seinen Füßen wie eine lange, ruhelose Schlange.
    »Und das Mädchen wird auch steinhart gefrieren, wenn es erst Herbst ist«, sagte Murphy mit einem Anflug von Befriedigung. »Mit den Vorräten, die sie gekauft hat, könnte nicht mal ein Vogel überleben. Wenn sie nich’ immer so schnippisch wäre und ’n bißchen zugänglicher...«
    Die Stimme des Ladenbesitzers verstummte, als Whip ihn ansah.
    »Ich habe direkt vor der Stadt einen klapprigen Schwarzen angebunden gesehen«, sagte Whip. »Kann man den wohl als Packpferd kaufen?«
    »Wenn man Gold hat, gibt es nichts in Holler Creek, das man nich’ kaufen kann.«
    Whip holte ein paar Münzen aus seiner Hosentasche. Goldmünzen. Sie klingelten, als sie auf die Theke fielen.
    »Dann fang mal an, Vorräte zusammenzustellen«, sagte Whip.
    Murphys Hand schoß vor und sammelte die Münzen mit erstaunlicher Geschwindigkeit ein.
    »Und laß deine schmutzigen Finger von der Waage, wenn du die Lebensmittel wiegst«, fügte Whip sanft hinzu.
    Überraschenderweise grinste Murphy. »Es gibt kaum Leute, die schnell genug sind, mich dabei zu erwischen.«
    »Außer mir.«
    Murphy lachte und begann, Whips Vorräte zusammenzustellen.
    Als Whip mit dem mageren schwarzen Packpferd zum Laden zurückkehrte, warteten seine Vorräte auf ihn. Innerhalb einer Stunde hatte er alles aufgeladen und
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