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Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume
Autoren: Elizabeth Lowell
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eigenartigen Sehnen. Der Rhythmus seiner Worte und seine leise, gedehnte Sprechweise gehörten nicht zu einem Mann, der in den Slums im
    Osten oder in irgendwelchen rauhen Goldgräberlagern des Westens aufgewachsen war. Er stammte aus dem Süden, aber nicht aus dem tiefen Süden. Vielleicht nicht einmal aus den Südstaaten.
    »Sind Sie... Haben Sie...?« Shannon holte hastig Atem. »Haben Ihnen diese Culpeppers irgendwie etwas getan?«
    Whips Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
    Shannon stockte der Atem, daß es fast weh tat. Whip hatte das Lächeln eines gerade gefallenen Engels, sanft und wehmütig und von so dunkler Schönheit, daß es sie beinah in die Knie zwang.
    »Nein, Shannon«, sagte Whip. »Sie haben mir nichts getan.«
    »Bestimmt nicht?«
    »Nein.«
    Shannon stieß in einem schweren Seufzer den angehaltenen Atem aus.
    Blitze erhellten die Berggipfel, die sich um die Lichtung herum erhoben. Wind kam auf und beugte die zarten Eschenzweige, die noch kahl waren. Der Wind brachte auch das langgezogene Grollen des Donners und den quecksilbrigen Geschmack von Regen.
    »Sie hätten sich nicht einmischen dürfen«, sagte Shannon ernsthaft. »Den letzten Mann, der sich meinetwegen mit den Culpeppers angelegt hat, haben sie so schlimm zusammengeschlagen, daß er gestorben ist.«
    Graue Augen wurden schmal.
    »Diese Jungs haben Manieren wie Vielfraße«, sagte Whip.
    »Ich habe ja versucht, Sie zu warnen.«
    »Und ich habe versucht, sie zu warnen. Sie haben mir aber nicht zugehört. Caleb würde sagen, ich habe ihnen die Leviten gelesen. Vielleicht werden sie in Zukunft besser zuhören.«
    Shannons dunkle Augen huschten zu den geflochtenen Lederwindungen, die so locker auf Whips kräftiger Schulter ruhten. Sie hatte nicht gesehen, wie die Peitsche Beau traf, aber sie hatte gewußt, daß sie ihn traf. Beim ersten Anzeichen von Blut auf dem Mund eines Culpeppers hatte sie hastig ihre Vorräte geschnappt und war hinausgelaufen zu ihrem alten kantigen Maultier Razorback.
    »Caleb?« fragte Shannon.
    Es fiel ihr im Augenblick nichts anders ein, was sie hätte sagen können, denn das Lächeln war von Whips Gesicht verschwunden. Jetzt sah er sie an, als wäre sie etwas zu essen und er ein Mann, der schon allzu lange hatte hungern müssen.
    Was Shannon dabei vor allem beunruhigte, war, wie sehr etwas in ihrem Inneren danach drängte, den Hunger genau dieses Mannes zu stillen.
    Ich habe Angst nach dem, was in der Stadt passiert ist, sagte sie sich eisern. Morgen gehe ich Cherokee besuchen. Dann fühle ich mich nicht mehr so allein, daß schon das Lächeln eines Fremden mir das Herz umdreht und meine Knie weich werden läßt.
    »Caleb Black«, erklärte Whip sanft, »ist der Mann meiner Schwester Willow. Sie haben eine Ranch westlich von hier. Nicht weit davon ist auch die Ranch meines Bruders Reno und seiner Frau Eve.«
    »Ach so.«
    Shannon zwang sich, normal zu atmen. Ihr taten die Hände weh, weil sie das schwere Gewehr so fest umklammert hielt, doch sie hatte nicht vor, die Waffe zu senken. Sie hatte gesehen, wie erschreckend schnell diese Peitsche sich bewegen konnte.
    »Ich bin Shannon Conner, äh, Smith«, sagte sie. Und fügte noch hastig hinzu: »Smith ist der Name meines Mannes.«
    Whip runzelte die Stirn, als wolle er nicht gern daran erinnert werden, daß sie verheiratet war.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich absitze und Ihnen die Vorräte gebe, die Sie zurückgelassen haben?«
    »Etwas dagegen?« sagte sie verwirrt.
    »Das Gewehr«, sagte Whip sanft.
    »Ach so. Das.«
    Whip versuchte nicht zu verbergen, wie sehr ihn seine Wirkung auf Shannon Conner Smith amüsierte.
    »Ja genau«, sagte er mit tiefer Stimme. »Das.«
    Shannon wurde rot.
    Und sie hielt den Lauf des Gewehrs genau wie vorher, gerade auf Whips Pferd gerichtet.
    »Lassen Sie sich nicht abhalten«, sagte sie. »Und holen Sie um was immer Murphy geglaubt hat, mich nicht betrügen zu können.«
    Whip stieg mit einer muskulösen Gewandtheit vom Pferd, die Shannons Seelenzustand nicht gerade erleichterte.
    Oh, Herr im Himmel, ist das ein gefährlicher Mann.
    Und schön ist er auch.
    Dieser zweite Gedanke kam so überraschend, daß Shannon beinah laut gelacht hätte.
    Die Einsamkeit muß mir wohl doch ziemlich zusetzen. Blumen sind schön und Schmetterlinge und das Lächeln eines Babys.
    Whip ist absolut nicht so.
    Ein Blitz zuckte grell über den indigoblauen unteren Rand der Wolken, deren turmhohe Gipfel noch in rosa Licht getaucht waren. Der Berg
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