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Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume
Autoren: Elizabeth Lowell
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trug das Gewitter mit der muskulösen Leichtigkeit eines Mannes, der eine zusammengerollte Rindlederpeitsche auf der Schulter trägt.
    Aber Berge sind auch schön. Und Gewitterwolken. Und Blitze, die sich hindurchbrennen.
    Whip ist alles das. Blitz und Donner und von der unbezwingbaren Kraft eines Berges.
    Prettyfaces Knurren unterbrach Shannons Gedanken.
    Whip kam jetzt auf sie zu.
    Doch statt der kleinen Päckchen Backsoda und Schmalz, die sie erwartet hatte, waren seine kräftigen Arme bis oben hin gefüllt mit Vorräten.
    »Halt, Mr. Whip.«
    Jetzt zeigte der Lauf des Gewehrs nicht mehr auf Whips Pferd.
    Whip blieb auf der Stelle stehen.
    »Mein Name ist Rafael Moran«, sagte er ruhig, »aber Sie können mich auch Whip nennen, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »So habe ich Sie genannt, als ich an Sie gedacht habe«, sagte sie.
    »Haben Sie das?«
    »Was?«
    »An mich gedacht?«
    Shannon wurde rot, als ihr klar wurde, was sie da zugegeben hatte.
    Whip lächelte und wollte weitergehen.
    »Ich sagte, halten Sie!« erklärte sie im Befehlston.
    »Ich halte schon so viel ich kann«, meinte Whip vernünftig. »Aber ich will’s versuchen.«
    Shannon biß sich auf die Lippen, um nicht zu lächeln, zu lachen, das Gewehr wegzulegen und dem mächtigen Fremden zu vertrauen, der ihr schon so vertraut zu sein schien wie ihr eigener Atem.
    Warum, hat mir Cherokee nie gesagt, daß ich so auf einen Mann reagieren würde? Herrgott noch mal, kein Wunder, daß Frauen die dümmsten Dinge für Männer tun.
    Zumindest für Männer wie Whip.
    »Kommen Sie nicht noch näher«, sagte sie grimmig. »Prettyface mag Fremde nicht.«
    Whip blinzelte. »>Prettyfacehübsches Gesicht    »Mein Hund.«
    Whip warf einen Blick auf das riesige, zähnefletschende Vieh, dessen Kopf auf der Höhe von Shannons Brüsten war.
    »Ist das Prettyface?« »Natürlich. Oder möchten Sie vielleicht der erste sein, der ihm sagt, daß er häßlich ist?«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann warf Whip den Kopf zurück und lachte vor Überraschung und Vergnügen.
    Bei diesem Klang spürte Shannon in ihrem Innern ein freudiges Prickeln. Whips Lachen war noch schöner als sein Lächeln.
    »Nein, er ist wirklich ein Prettyface«, stimmte er zu. »Man müßte schon so dumm sein wie ein Haufen Culpeppers, um diesen Riesenkerl anders zu nennen.«
    Diesmal mußte Shannon doch lächeln.
    »Wohin soll ich die Vorräte bringen?« fragte Whip.
    Ihr Lächeln erlosch.
    »Das sind nicht meine«, sagte Shannon knapp.
    »Murphy hat mir das anders erklärt.«
    »Murphy würde die Wahrheit nicht mal erkennen, wenn man ein Schildchen dranhängen könnte.«
    Whip lächelte erneut. »Da möchte ich nicht widersprechen. Also nehmen Sie diese Lieferung als Entschädigung für all die anderen Male, als er seinen schmutzigen Daumen mit auf die Waage gelegt hat, während er Ihre Vorräte abwog.«
    Mit einem Hunger, den Shannon nicht ganz verbergen konnte, betrachtete sie die Säcke mit Bohnen und Mehl, mit Speck und getrockneten Äpfeln, Salz, Gewürzen und anderen Dingen, ohne die sie schon lange hatte auskommen müssen, daß sie sich kaum noch daran erinnerte, wie sie hießen.
    Plötzlich wandte sie den Blick ab von der Fülle der Dinge, die ihr hier präsentiert wurden. Sie schluckte schwer, weil schon der Gedanke an die guten Sachen ausreichte, ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen zu lassen.
    »Ich nehme das Backpulver und das Schmalz, für das ich bezahlt habe, und vielen Dank für die Mühe«, sagte sie angespannt. »Den Rest können Sie mit zurücknehmen.«
    Gerade als Whip etwas erwidern wollte, zischte ein Blitz durch die sich immer stärker verdichtende Nacht. Der Donner grollte, schon viel näher. Die Luft schmeckte regelrecht nach Hagel. Das Gewitter umzingelte Shannons Lichtung und brachte den eisigen Regen des Hochlandsommers mit sich.
    »Wenn Sie glauben, daß ich bei diesem Wetter den ganzen Weg zurück nach Holler Creek reite«, sagte Whip, »dann müssen Sie verrückt sein.«
    »Wohin Sie gehen, ist Ihre Sache. Was Sie mitnehmen, ist meine.«
    Eine ganze Weile war nichts zu hören als das Brausen des Windes in den Bäumen, die sich bogen, der grollende Donner, das gedämpfte Murmeln des Regens, der mit kleinen Silberhämmern gegen den Berg schlug.
    »Sie brauchen die Lebensmittel«, sagte Whip unverblümt. »Sie sind zu dünn.«
    Shannon versuchte, das zu bestreiten. Sie hatte im vergangenen Winter so viel Gewicht verloren, daß ihr Silent Johns
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