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Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume
Autoren: Elizabeth Lowell
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war bereit zum Aufbruch.
    Whip schwang sich in den Sattel seines hochbeinigen, rauchfarbenen Pferdes und griff nach dem Zügel des Packpferdes. Als er losritt, schien sich ein Wetter um ihn zusammenzubrauen; er machte sich auf die Suche nach der jungen Frau mit den ängstlichen Augen und dem Gang wie Honig.
    Bei Sonnenuntergang ritt er durch eine waldige Schneise und auf eine Lichtung. Am anderen Ende der Lichtung stand eine Hütte, die Hütte, die er in seinen Träumen gesehen hatte.
    Und die Frau, von der er geträumt hatte, war ebenfalls da.
    Doch Shannon hatte einen gigantischen Hund neben sich, ein Gewehr in den Händen und einen Ausdruck auf dem Gesicht, der deutlich erkennen ließ, daß sie mit dem Mann namens Whip Moran nicht das geringste zu tun haben wollte.

2. KAPITEL
    Shannon stand in der Tür der Hütte und schaute in das unheimliche Licht hinaus, das vor einem Gewitter in den Bergen den Sonnenuntergang begleitet. Aus allen Richtungen grollte und hallte der Donner wie ferne Lawinen. Sie konnte riechen, wie das Gewitter den Berghang herunterkam. Sie konnte es schmecken. Sie konnte den auffrischenden Wind spüren.
    Doch das wilde Gewitter beunruhigte sie längst nicht so sehr wie der einsame Mann, der aus dem Sonnenuntergang geritten kam.
    Herrgott, ist das ein mächtiger Kerl, den mir das Gewitter da zuschiebt.
    Der Reiter saß auf einem silbergrauen Pferd, das genau dieselbe Farbe hatte wie die Augen des Fremden in Holler Creek. Als der Reiter sich umdrehte, um nach seinem Packpferd zu sehen, glänzte die Rindlederpeitsche, die er über der rechten Schulter zusammengerollt trug, im letzten Sonnenlicht.
    Whip.
    Ist er das wirklich? Cherokee hat gesagt, nicht ein Mensch kann mit einer langen Peitsche so umgehen wie der Mann, den sie Whip nennen.
    Doch was führt ihn hierher?
    Die Antwort war ihre Erinnerung an Whips klare quecksilberfarbene Augen, die ihr folgten und sie zu liebkosen schienen wie geisterhafte Zärtlichkeiten.
    Auch andere Männer hatten Shannon schon angestarrt, waren ihr gefolgt, hatten sie begehrt... doch keiner von ihnen hatte sie angeblickt wie Whip. Der Ausdruck seiner Augen war eine Mischung aus ursprünglichem, maskulinem Hunger und einer tiefgreifenden menschlichen Sehnsucht gewesen, als hätte er sein ganzes Leben in Dunkelheit verbracht und sie wäre der Sonnenaufgang, der knapp außerhalb seiner Reichweite lag.
    Shannons Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust, während Whip langsam näherkam. Die doppelläufige Flinte lag kalt und schwer in ihren Händen. Sie war geladen, entsichert, und Shannons Finger lagen auf beiden Abzügen.
    Der große, scheckige Hund neben ihr knurrte leise, als er die Unruhe seiner Herrin spürte. Er war massiger als eine Dogge, langbeiniger als ein großer Wolf, hatte eine Brust so breit wie ein Pony und war sicher schwerer als Shannon. Genauso sicher war zu erkennen, daß der Hund sie beschützte. Reißzähne, lang wie Shannons Daumen, schimmerten weiß unter der hochgezogenen Lefze des Tiers.
    »Ruhig, Prettyface«, sagte Shannon leise zu dem Hund.
    Prettyface gehorchte, doch sein dichtes Nackenfell war immer noch gesträubt, und seine Ohren lagen flach an seinem massigen Schädel an.
    Whip kam noch näher geritten, bis Shannon das klare Silber seiner Augen erkennen konnte. Sein Begehren war ebenso klar erkennbar, eine Sehnsucht, direkt und vielschichtig zugleich. Diese Sehnsucht hatte Shannon den ganzen Weg zurück zur Hütte verfolgt.
    Und verfolgte sie noch.
    »Das ist jetzt nah genug, Mister«, sagte Shannon fest. »Was wollen Sie?«
    Zu ihrer Erleichterung zügelte Whip sein Pferd und tippte höflich an seine Hutkrempe.
    »N’Abend, Mam«, sagte er. »Sie sind so schnell aus Murphys Laden verschwunden, daß Sie fast Ihre gesamten Vorräte vergessen haben.«
    Shannon betrachtete prüfend die quecksilbrigen Schatten in Whips Augen.
    Sie hatte sich nicht getäuscht. Sie träumte nicht. Der Fremde, den sie Whip nannten, war hier, auf ihrer Lichtung.
    Und er begehrte sie.
    »Sie sind es wirklich«, sagte sie mit dunkler Stimme. »Whip. So nennt man Sie doch, oder?«
    »Hier draußen, ja.«
    Shannon verzichtete darauf nachzufragen, ob er nicht noch einen anderen Namen, einen Nachnamen, ein Heim und eine Familie habe. Westlich des Mississippi sagte man zu einem Mann nur Mister, Sir, oder was immer sonst als Anrede geeignet war. Wenn er wollte, daß man ihn anders nannte, würde er es einem dann schon sagen.
    Shannon musterte Whip mit einem
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