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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Autoren: Jule Verne
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zurückzugehen. Er theilte seine Absicht dem Jäger mit, dessen Antwort darin bestand, daß er den von ihm schon eingeschlagenen Rückweg an dem linken Ufer des Stromes fortsetzte. William Emery folgte ihm, und als er sich zum letzten Mal an einer Biegung des Flusses umwendete, bemerkte er die britische Flagge am Hintertheil des Schiffes.
    Die Rückkehr an die Wasserfälle geschah rasch und in einer Stunde hielten der Buschmann und der Jäger eine Viertel-Meile unterhalb des Kataraktes an. Dort bildete der Fluß einen kleinen, halbrunden Einschnitt, in welchem das Dampfboot leicht anlegen konnte, da das Wasser an dem fast senkrechten Ufer tief war.
    Das Schiff konnte nicht mehr fern sein, und hatte sicher einen Vorsprung vor den beiden Fußgängern gewonnen, so schleunig sie auch gegangen waren. Man konnte es noch nicht wahrnehmen, denn die Beschaffenheit der von hohen überhängenden Bäumen beschatteten Ufer gestattete nicht eine weite Aussicht. Doch hörte man, wenn auch nicht das Pusten des Dampfes, so doch das schrille Pfeifen der Maschine, welches laut das fortdauernde Tosen des Kataraktes übertönte.
    Dies Pfeifen hörte nicht auf. Die Mannschaft suchte so ihre Anwesenheit der Umgebung des Morgheda bemerklich zu machen. Der Jäger antwortete darauf mit Abschießen seines Carabiners, dessen Knall im Echo des Ufers laut wiederhallte.
    Endlich kam das Boot zum Vorschein. William Emery und sein Gefährte wurden von den Passagieren ebenfalls gesehen.
    Auf ein Zeichen des Astronomen machte die Barke eine Wendung und legte sanft am Ufer an. Ein Schiffsseil wurde ausgeworfen, welches der Buschmann ergriff und um einen abgebrochenen Baumstamm schlang. Gleich darauf sprang ein hochgewachsener Mann leicht an’s Ufer und ging auf den Astronomen zu, während seine Gefährten ebenfalls an’s Land stiegen. Auch William Emery ging diesem Manne entgegen und sagte:
    »Oberst Everest?
    – Herr William Emery?« erwiderte der Oberst.
    Der Astronom und sein College vom Observatorium zu Cambridge begrüßten sich und reichten einander die Hand.
    »Meine Herren, sprach darauf Oberst Everest, erlauben Sie mir, Ihnen den ehrenwerthen Herrn William Emery von Observatorium in Cap Town vorzustellen, der die Güte gehabt hat, uns bis an den Morgheda-Fall entgegenzukommen.«
    Vier Passagiere des Schiffes, welche neben dem Obersten standen, grüßten der Reihe nach den jungen Astronomen, der ihre Begrüßung erwiderte. Darauf stellte sie der Oberst officiell vor, indem er mit echt englischem Phlegma sagte:
    »Herr Emery, Sir John Murray aus Devonshire, Ihr Landsmann; Herr Mathieu Strux, von der Sternwarte in Pulkowa; Herr Nicolaus Palander, von der Sternwarte in Helsingfors, und Herr Michael Zorn, von der Sternwarte in Kiew, drei russische Gelehrte, welche die Regierung des Czaren bei unserer internationalen Commission vertreten.«
Drittes Capitel.
Der Transport des Schiffes.
    Nachdem die Vorstellung vorüber, stellte sich William Emery den Ankommenden zur Verfügung. In seiner Eigenschaft als einfacher Astronom am Observatorium des Cap, war er dem Range nach dem Obersten Everest untergeordnet, der als Abgeordneter der englischen Regierung mit Mathieu Strux die Präsidentschaft über die wissenschaftliche Expedition theilte. Er kannte ihn außerdem als einen ausgezeichneten Gelehrten, welcher durch Reductionen von Nebelsternen, sowie Berechnungen über Gestirnfinsternisse berühmt geworden war. Dieser Astronom, fünfzig Jahre alt, ein kalter, methodischer Mann, führte ein mathematisch nach Stunden berechnetes Dasein. Für ihn gab es nichts Unvorhergesehenes. Seine Genauigkeit in allen Dingen war nicht geringer, als die der Sterne beim Eintritt in den Meridian. Man konnte sagen, alle Handlungen seines Lebens waren nach der Uhr geregelt. Dies wußte William Emery und hatte daher auch nie daran gezweifelt, daß die wissenschaftliche Commission am bestimmten Tage eintreffen werde.
    Indessen wartete der junge Mann darauf, daß der Oberst sich in Betreff des Auftrags, welchen er in SüdAfrika zu erfüllen komme, sich ausspräche. Da jedoch der Oberst darüber schwieg, glaubte Emery ihn nicht weiter ausfragen zu dürfen. Es war wahrscheinlich, daß im Geist des Obersten die Stunde, in welcher er sprechen sollte, noch nicht geschlagen hatte.
    William Emery kannte ebenfalls dem Rufe nach Sir John Murray, einen reichen Gelehrten, Nacheiferer von James Roß und Lord Elgin, welcher ohne amtliche Stellung England mit seinen astronomischen Arbeiten
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