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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Autoren: Jule Verne
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ist es ein ganz neues Glück, einige Tage in diesen herrlichen Wäldern, an dem Ufer dieses unvergleichlichen Flusses zu verbringen! Was Sie betrifft, Mokum, was können Sie mehr wünschen? Wild in der Luft und auf der Erde ist im Ueberfluß da, und Ihr Gewehr liefert uns unveränderlich unsern täglichen Wildbraten. Jagen Sie, tapferer Jäger, tödten Sie die Zeit, indem Sie Damhirsche oder Büffel schießen. Gehen Sie, wackerer Buschmann, ich werde indessen nach den Säumigen ausschauen, und so werden wenigstens Ihre Füße nicht der Gefahr ausgesetzt sein, anzuwurzeln.«
    Der Jäger begriff, daß es gut sei, dem Rath des Astronomen zu folgen. Er entschloß sich daher, die Gebüsche und Waldschläge umher auf einige Stunden zu durchstreifen. Löwen, Hyänen oder Leoparden waren nicht dazu da, um einen Nimrod, wie er, der an afrikanische Wälder gewöhnt war, zu ängstigen. Er pfiff seinem Hunde Top, eine Art »
Cynhiène
« aus der Wüste Kalaharien, Abkömmling jener Race, von welcher die Balabas ehemals die Windhunde zogen. Das kluge Thier, welches ebenso ungeduldig als sein Herr zu sein schien, sprang munter auf und bezeugte durch Freudengebell seine Zustimmung zu den Absichten des Buschmanns. Bald war der Jäger und der Hund im Dickicht eines Waldes verschwunden, dessen dichte Massen den Hintergrund des Kataraktes umschlossen.

    William Emery, allein geblieben, lagerte sich am Fuß der Weide und begann in Erwartung des Schlafs, welchen die hohe Temperatur hervorrufen mußte, über seine gegenwärtige Lage nachzudenken. Hier war er, fern von bewohnten Gegenden, am noch wenig bekannten Orangefluß. Er erwartete Europäer, Landsleute, welche ihr Vaterland verließen, um sich den Schicksalsfällen einer entfernten Expedition auszusetzen. Aber welchen Zweck hatte diese Expedition? Welches wissenschaftliche Räthsel wollte sie in den Wüsten SüdAfrikas lösen? Welche Beobachtung wollte sie am dreißigsten Grad südlicher Breite anstellen? Darüber gerade sprach sich der Brief des ehrenwerthen Herrn Airy, Directors der Sternwarte zu Greenwich, nicht aus. Von ihm, Emery, verlangte man Beistand, als von einem Gelehrten, der mit dem Klima der südlichen Breitegrade vertraut war, und da es sich augenscheinlich um wissenschaftliche Arbeiten handelte, so war seine Hilfe den Collegen ans den Vereinigten Königreichen sicher.
    Während der junge Astronom all’ diese Dinge überlegte und sich tausend Fragen vorlegte, die er nicht beantworten konnte, wurden ihm die Augenlider schwer, und er fiel in tiefen Schlaf. Als er aufwachte, hatte sich die Sonne schon hinter den westlichen Hügeln versteckt, welche ihre malerischen Umrisie am flammenden Himmel abzeichneten. Die Kundgebungen seines Magens zeigten William Emery an, daß die Stunde der Abendmahlzeit nahe. Es war in der That sechs Uhr Abends, und der Augenblick gekommen, den Wagen unten im Thal wieder aufzusuchen.
    Gerade im selben Augenblick vernahm man einen Schuß in einem Schlag baumartigen zwölf bis fünfzehn Fuß hohen Haidekrautes, der sich rechts am Abhang der Hügel hinzog. Fast unmittelbar darauf erschienen der Buschmann und Top am Saume des Waldes. Mokum schleppte als Beute ein soeben erlegtes Thier mit nach sich.
    »Kommen Sie, kommen Sie, Meister Lieferant! rief ihm William Emery zu; was bringen Sie uns zum Abendbrod?
    – Einen Springbock, Herr William«, antwortete der Jäger, und warf ein Thier mit lyraartig gewundenen Hörnern auf den Boden.
    Es war eine Art Antilope, mehr unter dem Namen Springbock gekannt, welche häufig in allen Regionen SüdAfrikas vorkommt. Dieser Bock war ein wunderschönes Thier, mit zimmtfarbigem Rücken, dessen Kreuz ganz mit dichten, glänzend weißen Seidenhaaren bedeckt war, und mit kastanienbraun geflecktem Bauche. Sein äußerst schmackhaftes Fleisch wurde zur Abendmahlzeit bestimmt.
    Der Jäger und der Astronom schleppten das Thier vermittelst eines quer über ihre Schultern gelegten Stockes fort, verließen die Höhen am Katarakt, und erreichten eine halbe Stunde später ihr Lager in einer schmalen Thalenge, wo sie der von zwei Führern aus der Buschmänner-Race bewachte Wagen erwartete.
Zweites Capitel.
Officielle Vorstellung.
    Während der Tage des 28., 29. und 30. Januar verließen Mokum und William Emery nicht den zur Zusammenkunft bestimmten Ort. Indeß der Buschmann, von seiner Jagdneigung hingerissen, in der ganzen bewaldeten Gegend um den Katarakt herum das Hoch-und Rothwild verfolgte, überwachte der junge Astronom
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