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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Autoren: Jule Verne
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Ngamisee und zu den Wasserfällen des Zambese begleitet hatte, bot er diesem die Führung dieser Karawane an.
     

    Mokum und sein Begleiter betrachten den Orangefluß. (S. 10.)
     
    Hierauf kam man überein, daß der Buschmann, welcher die Gegend genau kannte, William Emery an die Ufer des Orange, zu den Morgheda-Fallen führen solle, wo sich die wissenschaftliche Commission anschließen wollte. Diese hatte auf der Fregatte Augusta von der englischen Marine in der Mündung des Orange an der Westküste Afrikas auf der Höhe des Cap Voltas sich einfinden und den Fluß hinauf bis zu den Katarakten fahren sollen. William Emery und Mokum waren zu Wagen dahin gekommen. Diesen Wagen hatten sie unten im Thal zurückgelassen; er sollte die Fremden und ihr Gepäck nach Lattaku bringen, wenn sie es nicht vorzogen, sich auf dem Orange und seinen Nebenflüssen dahin zu begeben, nachdem sie einige Meilen weit die Katarakte des Morgheda umgangen.
    Als der Brief zu Ende gelesen war und sich dies Mal dem Geist des Buschmanns fest eingeprägt hatte, trat dieser bis zu dem Rande des Abgrundes heran, in welchen sich der schäumende Fluß tosend hinabstürzte. Der Astronom folgte ihm. Hier konnte man von einem vorspringenden Punkt aus den Lauf des Orange unterhalb des Kataraktes mehrere Meilen weit überschauen.
    Einige Minuten lang betrachteten Mokum und sein Gefährte aufmerksam die Oberfläche dieser Gewässer, welche ungefähr eine Viertelmeile weiter unten ihre ursprüngliche Ruhe wieder gewannen. Kein Gegenstand, Kahn oder Pirogue störte seinen Lauf. Es war jetzt drei Uhr. Der Monat Januar entspricht dem Monat Juli der nördlichen Gegenden, und die fast senkrecht stehende Sonne auf dem neunundzwanzigsten Breitegrad erzeugte eine Hitze bis zu einhundertundfünfzig Grad Fahrenheit im Schatten. Ohne einen leichten Westwind, der dieselbe ein wenig mäßigte, würde diese Temperatur für jeden Andern als einen Buschmann unerträglich gewesen sein. Doch litt auch der junge Gelehrte, dessen ganzes Temperament kühl und dessen Körper nur Haut und Knochen war, nicht zu sehr darunter. Außerdem schützte ihn das dichte Laubwerk der den Abgrund überschattenden Bäume vor der unmittelbaren Wirkung der Sonnenstrahlen. Nicht ein Vogel belebte zu diesen heißen Tagesstunden die Einsamkeit. Nicht ein Thier verließ das kühlende Obdach der Gebüsche und wagte sich in’s Freie hinaus. Man würde an diesem öden Ort selbst dann kein Geräusch gehört haben, wenn der Katarakt nicht die Luft mit seinem Tosen erfüllt hätte. Nachdem sie so zehn Minuten zugeschaut hatten, wandte sich Mokum ungeduldig den Boden stampfend zu William Emery. Seine Augen, mit ihrer so weit reichenden Sehkraft, hatten Nichts entdeckt.
    »Und wenn Ihre Leute nun nicht kommen? fragte er den jungen Mann.
    – Sie werden kommen, mein wackerer Jäger, erwiderte William Emery. Das sind Leute von Wort, und sie werden pünktlich sein, wie Astronomen. Zudem, was haben Sie ihnen vorzuwerfen? Der Brief kündigt ihre Ankunft für Ende Januar an; wir sind am siebenundzwanzigsten dieses Monates, und diese Herren haben also das Recht, erst in drei oder vier Tagen bei den Morgheda-Fällen einzutreffen.
    – Und wenn sie nach Verlauf dieser vier Tage nicht kommen? fragte der Buschmann.
    – Nun, Meister Jäger, so ist dies oder nie eine Gelegenheit, Geduld zu üben, und wir werden sie bis zu dem Augenblick erwarten, wo es mir wohl bewiesen ist, daß sie nicht mehr kommen werden!
    – Bei unserm Gott Kö! rief der Buschmann mit schallender Stimme aus, Sie sind der Mann darnach zu warten, bis daß der Gariep sein tobendes Wasser nicht mehr in diesen Abgrund stürzt!
    – Nein, Jäger, nein, antwortete William Emery mit ruhigem Ton, wie immer. Die Vernunft muß in all’ unsern Handlungen vorherrschen; nun, und was sagt uns die Vernunft? Daß, wenn der Oberst Everest und seine Begleiter, ermattet von einer mühseligen Reise, des Nöthigsten vielleicht entbehrend, verloren in diesen öden Gegenden, uns nicht am Ort der Zusammenkunft fänden, wir in jeder Hinsicht tadelnswerth wären. Wenn ein Unglück geschähe, so würde die Verantwortlichkeit dafür mit Recht auf uns zurückfallen. Wir müssen also so lange auf unserm Posten bleiben, als die Pflicht gebietet. Außerdem fehlt es uns ja an Nichts. Unser Wagen erwartet uns drunten im Thal und gewährt uns Schutz für die Nacht. Lebensmittel sind im Ueberfluß vorhanden, die Natur ist an diesem Ort prachtvoll und bewundernswerth. Für mich
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