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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Autoren: Jule Verne
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beehrte. Die Wissenschaft mußte ihm für sehr beträchtliche Geldopfer dankbar sein. Er hatte zwanzigtausend Pfund auf die Errichtung eines Riesen-Reflectors verwendet, eines Rivalen des Teleskopen von Parson Town, durch welchen die Elemente einer gewissen Anzahl Doppelsterne bestimmt worden waren. Es war ein Mann von höchstens vierzig Jahren mit vornehmer Haltung und leidenschaftslosen Mienen, welche seinen Charakter nicht erkennen ließen.
    Die drei Russen, die Herren Strux, Palander und Zorn waren William Emery dem Namen nach nicht fremd, doch kannte er sie nicht persönlich. Nicolaus Palander und Michael Zorn bezeugten gegen Mathieu Strux eine gewisse Ehrerbietung, welche schon seiner Stellung nach, auch ohne jedes andere Verdienst, ihm gebührte.
    William Emery machte nur die einzige Bemerkung, daß sich die englischen und russischen Gelehrten in gleicher Anzahl befanden, drei Engländer und drei Russen. Die Mannschaft des Schiffes, »Königin und Czar« genannt, bestand aus zehn Mann, von denen fünf Engländer und fünf Russen waren.
    »Herr Emery, sagte der Oberst Everest, sobald die Vorstellung vorüber war, wir kennen uns jetzt, als hätten wir zusammen die Ueberfahrt von London bis zum Cap Voltas gemacht. Ich hege außerdem eine besondere Achtung gegen Sie, die Ihnen für die Arbeiten gebührt, welche Sie mit Recht berühmt gemacht haben. Auf mein Verlangen hat die englische Regierung Sie ausersehen, um an den Operationen, welche wir in SüdAfrika ausführen wollen, Theil zu nehmen.«
    William Emery verneigte sich dankend und dachte, er werde jetzt endlich die Beweggründe erfahren, welche diese wissenschaftliche Commission in die südliche Hemisphäre führte. Doch der Oberst Everest sprach sich darüber nicht aus.
    »Herr Emery, fuhr der Oberst fort, ich möchte fragen, ob Ihre Vorbereitungen beendigt sind.
    – Ganz und gar, Herr Oberst, erwiderte der Astronom. Dem Auftrag zufolge, welchen mir der Brief des ehrenwerthen Herrn Airy gab, habe ich die Capstadt seit einem Monat verlassen und mich auf die Station Lattaku begeben. Dort habe ich alle nöthigen Erfordernisse zu einer Forschungsreise im Innern Afrikas zusammengebracht, Lebensmittel, Wagen, Pferde und Buschmänner. In Lattaku erwartet Sie ein Gefolge von hundert bewaffneten Männern, geführt von einem geschickten und berühmten Jäger, dem Buschmann Mokum, den ich Ihnen vorzustellen mir erlaube.
    – Der Buschmann Mokum, rief der Oberst Everest mit kaltem Ton, der Buschmann Mokum! Ja, sein Name ist mir vollkommen bekannt.
    – Es ist der Name eines geschickten und kühnen Afrikaners, fügte Sir John Murray hinzu, indem er sich zu dem Jäger wandte, welchen diese Europäer mit ihrem vornehmen Benehmen nicht aus der Fassung brachten.
    – Der Jäger Mokum, sagte William Emery, indem er seinen Gefährten vorstellte.
    – Ihr Name ist in dem Vereinigten Königreich wohl bekannt, Buschmann, antwortete der Oberst Everest. Sie sind ein Freund Anderson’s und Führer des berühmten David Livingstone gewesen, der mich mit seiner Freundschaft beehrt. England dankt Ihnen durch meinen Mund, und ich gebe Herrn Emery meine Zufriedenheit zu erkennen, daß er Sie zum Anführer unserer Karawane erwählt hat. Ein Jäger wie Sie muß Liebhaber von schönen Waffen sein. Wir haben ein ziemlich vollständiges Arsenal und ich bitte Sie, sich daraus ein Gewehr auszuwählen, welches Ihnen gefällt. Wir wissen, daß es in guten Händen sein wird.«
    Ein Lächeln der Befriedigung spielte auf den Lippen des Buschmanns. Die Anerkennung seiner Dienste in England machte allerdings Eindruck auf ihn, doch sicherlich weniger als die angebotene Gabe des Oberst Everest. Er bedankte sich daher in gewählten Ausdrücken und hielt sich abseits, während die Unterhaltung zwischen William Emery und den Europäern fortgesetzt wurde.
    Der junge Mann vervollständigte seinen Bericht über die von ihm organisirte Expedition, und der Oberst schien dadurch sehr befriedigt. Es handelte sich nur darum, so schnell als möglich die Stadt Lattaku zu erreichen, denn die Abreise der Karawane sollte in den ersten Tagen des März, nach Beendigung der Regenzeit, stattfinden.
    »Wollen Sie gefälligst bestimmen, Herr Oberst, auf welche Weise Sie die Stadt erreichen wollen.
    – Auf dem Orangefluß und einem seiner Nebenflüsse, dem Korana, der bei Lattaku vorüberfließt.
    – Gut, erwiderte der Astronom, aber so vortrefflich und so schnellfahrend Ihr Schiff auch sein mag, so könnte es doch den
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