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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden
Autoren: Monika Buttler
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ohne.« Danzik beugte sich zu ihr, küsste ausführlich erst ihre Ober-, dann ihre Unterlippe. »Ah, wie das kitzelt.« Laura zupfte an seinem sauber geschnittenen graublonden Schnauzer. Werner Danzik wollte gerade zum Hals und zu den Schultern hinuntergleiten, als sein Handy klingelte. »Mist, verdammter.« Er fuhr hoch und griff zu dem Gerät, das auf dem Nachttisch lag. »Danzik.« – »Ja, ich komme.«
    Er lief zu einem weißen Korbstuhl und begann, in seine Sachen zu steigen. »Ein Einsatz. Eine Tote in einer Villa am Leinpfad.«
    Laura war aufgestanden und hatte sich in einen weißen Bademantel gehüllt. »Hier, dein Jackett.« Sie half ihm in die Ärmel.
     
    Es war eine der typischen Leinpfad-Villen: strahlend weiß, zweistöckig und mit einem Erker-Vorbau samt Balkon darüber. Danzik sah an dem roten Honda, dass sein junger Kollege schon eingetroffen war. Er parkte seinen silbrigen Opel daneben und stieg die wenigen Stufen zu dem Haus hinauf. Die schwere Holztür mit dem Messinggriff stand offen. »Hallo!« Danzik hob grüßend die Hand. »Wo?«
    Torsten Tügel, Anfang 30, mit blonden Locken, die nestartig auf seinem schmalen Kopf thronten, wies zum Badezimmer. »Sieht schlimm aus.«
    Danzik näherte sich schweigend dem Bad und erfasste alles auf einen Blick: die weiße Verfliesung mit goldtürkisfarbener Bordüre, die Messing-Armaturen, die türkisfarbenen Handtücher – und die Frau, die zusammengekrümmt auf dem Boden lag. Eine alte Dame. Der Kopf mit den weißblonden Haarwellen berührte den Fliesenboden, der Körper lag gebogen auf dem Badeteppich, auch dieser in Helltürkis. Elegante Kleidung, registrierte er: ein altrosa Kostüm mit seidiger Schlaufenbluse, Goldschmuck, braune Kroko-Schuhe. Die lagen allerdings ungeordnet neben der Toten. Sie hatte offenbar in wilder Panik Waschbecken und Toilette gleichzeitig benutzen wollen, Erbrochenes, Blut und Kot waren um sie herum verteilt und hatten ihre Kleidung verschmutzt.
    Danzik zog sich wieder zurück. Jedermann – jederfrau, dachte er flüchtig in Anlehnung an das berühmte Theaterstück. Der Tod trifft auch die in den schönsten Hüllen und zieht sie in seinen Verwesungsschmutz.
    In dem Moment drängte schon das gesamte Team in die Diele: Gerichtsmediziner Doktor Hajo Urban in seiner kahlköpfigen freundlichen Bulligkeit, der Polizeifotograf und die drei Spurensicherer in ihren weißen Schutzanzügen. »Hier«, sagte Tügel und zeigte dem Gerichtsmediziner den Weg. Der sah ins Bad. »Wer ist die Tote?«
    »Elisabeth Holthusen, die Dame des Hauses.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Von der Putzfrau. Die sitzt da drüben im Wohnzimmer und hat die Tote gefunden.«
    »Gut. Dann geht mal hinein.« Doktor Urban ließ die Spurensicherer ins Badezimmer.
    Danzik und Tügel machten die angelehnte Wohnzimmertür auf und sahen auf einem cremefarbenen Schabrackensofa eine Frau von zirka fünfzig Jahren sitzen. Orangefarbene Baskenmütze, eine orangefarbene Steppweste, die an Müllmänner erinnerte, der Gesichtsausdruck eher neugierig als betroffen. »Komm mal hierher.« Tügel zog seinen Kollegen zu einer Terrassentür, an die sich links eine Fensterfront und rechts ein Erker mit Essgruppe schloss. Vom Erker ging der Blick über den Garten auf den Leinpfad-Kanal, von der anderen Seite auf den Hauptteil des Gartens, der wie ein Park angelegt war. »Guten Tag«, sagte Danzik und ging an der Frau vorbei. »Hier die Tür – die Scheibe ist eingeschlagen, der Hebel wurde hochgedrückt. Jemand ist hier eingedrungen«, erläuterte Tügel. »Fragt sich, zu welchem Zweck.«
    »Da lassen wir erst mal unsere Kollegen ran.« Danzik wandte sich zu der Frau. »Sie sind die Putzfrau, äh, die Putzhilfe.«
    »Ja.«
    »Ihr Name?«
    »Gunda Thalheim.«
    »Sie haben also die Tote gefunden. Wann war das?«
    Gunda Thalheim setzte sich in Positur und zupfte ausgiebig an ihrer Baskenmütze herum. »Na?« Tügel klopfte auf die Tischkante. »So – so gegen halb sechs.«
    Danzik blickte auf seine Uhr. »Jetzt haben wir achtzehn Uhr. Du schreibst alles mit, Torsten. Und notier die Personalien.«
    »Klar doch, Chef.«
    »Hatten Sie einen Schlüssel zu der Villa?«
    »Ja, natürlich.« Gunda Thalheim zog mit wichtigtuerischer Miene eine Packung ›Marlboro light‹ aus der Tasche und gab sich Feuer. »Aber ich habe ihn zunächst nicht benutzt.«
    »Wie das?« Auf Danziks Stirn bildete sich eine Senkrechtfalte. »Nun erzählen Sie mal ausführlich den Hergang, Frau – Thalheim.«
    Die
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