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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
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- Tür Nummer 222. Sie liegt rechts zwischen einer Steuerberaterkanzlei und einer Computergrafikfirma. Wenn Sie eine feine Nase haben, können Sie einfach dem Duft der Räucherstäbchen folgen, die ich anzünde. Keine überkandidelten Düfte - ich hab‘s lieber herb. Bisher hat sich niemand beschwert und ich nehme das als stille Zustimmung meiner Nachbarn.

    Als ich um die Ecke des Ganges bog, sah ich einen großen Mann vor meiner Tür auf und ab schreiten. Die Gewitterwolke über meinem Kopf verflüchtigte sich in dem Moment, als ich sein Gesicht sah.
    »Milo!«, rief ich und lief auf ihn zu.
    Er gab einen Laut der Verblüffung von sich, als ich ihn stürmisch umarmte. »Tag, Abby. Wie ich sehe, bist du wieder zu Kräften gekommen«, meinte er lachend.
    Ich strahlte ihn an. Milo Johnson war Polizist beim Royal Oak PD und bis zum letzten August Dutchs Partner gewesen. Da spielte er Lotto und räumte den Hauptgewinn ab. Natürlich nicht ganz ohne Hilfe von meiner Wenigkeit. Er hatte die Zahlen getippt, die ich ihm genannt hatte.
    »Na, kommst du, um mir meinen Anteil zu geben?«, fragte ich schelmisch grinsend und hielt ihm die offene Hand hin.
    Milo ist ein umwerfender Mann: groß, schwarz und elegant. Er hat fein geschnittene Gesichtszüge und ein fantastisches Lächeln, wenn ihn etwas freut. Als er auf meine ausgestreckte Rechte schaute, bekam ich sein ansteckendes Lachen zu hören.
    »Um ehrlich zu sein, ja.« Er griff in die Tasche seines teuren Mantels. »Schließlich wäre es ungerecht, wenn ich das Geld allein behalten würde, wo es doch deine Zahlen waren, mit denen ich gewonnen habe.«
    Er drückte mir einen Scheck in die Hand und ich sah mehr Nullen als in meinem ganzen bisherigen Leben. Meine Heiterkeit war wie weggeblasen. Halb erregt, halb schockiert sah ich abwechselnd ihn und den Scheck an.
    »Milo«, sagte ich ein bisschen atemlos, »ich habe nur Spaß gemacht. Ich habe nicht im Geringsten erwartet, dass du mir was abgibst.«
    »Abby, bist du noch ganz dicht? Mensch, Mädchen, nimm das Geld und hau ab.«
    Einen Moment lang wippte ich auf den Zehen. Ich hielt an die zwei Millionen Dollar in der Hand und merkte plötzlich, wie ich zu schwitzen anfing bei dem Gedanken, was ich mir alles dafür kaufen und wie viel Spaß ich damit haben könnte. Ich fragte mich, ob sich meine reiche Schwester auch so fühlte, wenn sie ihre Kontoauszüge ansah. Für mich war der Augenblick so surreal, dass ich die Sache gar nicht so richtig begriff. Ich wollte den Scheck gerade einstecken, als mein intuitives Telefon schrillte.
    Bei den meisten Leuten ist Intuition nur ein beiläufiger Gedanke, der aus dem Unterbewussten ins Bewusstsein vordringt, eine Werbeunterbrechung des Alltagsprogramms. Bei mir ist das etwas völlig anderes. Meine Intuition ist mehr wie eine Dauerwerbesendung mit Surround-Sound und ich bin meistens das unfreiwillige Publikum. Da ich sie seit vier Jahren tagtäglich nutze, habe ich inzwischen äußerst empfindliche Antennen für die Botschaften, kribbelnden Warnungen und beiläufigen Einfälle, für die Summlaute, die zusammenhanglosen Gedanken und die wechselnden Druckgefühle in meinem Körper.
    Kurz bevor der Scheck in meiner Jackentasche verschwand, hörte ich es schrillen, als würde im Nebenzimmer jemand anrufen - es gab eine Nachricht für mich. Ich drehte den Kopf leicht zur Seite und horchte in mich hinein. Meine linke Seite fühlte sich schwer an - das Zeichen für ein Nein. Ich vergewisserte mich, indem ich im Geiste die Frage aussandte: Soll ich den Scheck annehmen? Das Schweregefühl in der linken Seite blieb.
    Häufig bekomme ich Botschaften, die zum Zeitpunkt des Empfangs unverständlich erscheinen. Und diese war ja wohl hirnrissig. Warum denn nicht?, fragte ich stumm und schaute noch mal sehnsüchtig auf den Scheck. Als Antwort sah ich vor meinem geistigen Auge ein Baseballfeld.
    Ich blickte Milo an und fragte: »Hattest du überlegt, das Geld an eine Baseballmannschaft zu spenden?«
    Milo hatte mich die ganze Zeit aufmerksam dabei beobachtet, wie ich mit leerem Blick die Botschaft empfing. Jetzt wirkte er ein bisschen verblüfft und sagte: »Tatsächlich, ja. Der Jugendclub in meiner Nachbarschaft hat finanziell zu kämpfen. Als ich klein war, hat er mich in die richtige Richtung gelenkt und damit verhindert, dass ich in Schwierigkeiten geriet. Viele Kinder meines Alters endeten später als Dealer oder als Leiche und das blieb mir glücklicherweise erspart, weil es den Club gab. Einen
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