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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
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hängenden Schultern strafften sich augenblicklich und auf meinem Gesicht machte sich ein Lächeln breit. »Hallo, mein Schönster. Was für eine nette Nachmittagsüberraschung.«
    »Ja, hab ein paar Minuten Zeit, bevor sie uns mit unseren Partnern zusammenbringen und uns die Einsatzanweisungen geben, darum dachte ich, ich rufe mal an und hinterlasse was Unanständiges auf dem Anrufbeantworter.«
    »Oh, und jetzt bekomme ich es live zu hören. Das ist ja mein Glückstag heute!«, schnurrte ich.
    »Oder ich zeig‘s dir einfach morgen Abend ...«
    Meine Schultern sackten in sich zusammen. Mist. Ich hätte es beinah vergessen. »Äh, Dutch? Wegen morgen Abend ...«
    »Ich dachte, ich bringe was vom Chinesen mit. Du magst doch Chinesisch?«
    »Ja, weißt du, die Sache ist die ...«
    »Du magst kein Chinesisch?«
    »Nein. Ich meine, doch. Aber es gibt ein Problem wegen morgen Abend ...«
    »Was für ein Problem?«
    »Ah, erinnerst du dich an Kendal Adams? Er ist der Kollege, der meine Kliententermine übernommen hat, als ich im Krankenhaus lag. Und, äh, deswegen bin ich ihm leider einen Gefallen schuldig und den fordert er ausgerechnet jetzt ein. Morgen Abend.«
    Stille.
    Ich lachte nervös und sprach weiter: »Weißt du, er wurde für eine Hochzeitsfeier gebucht, zusammen mit einem anderen Kollegen, aber der liegt mit Blinddarm auf dem OP-Tisch. Kendal hat es bei allen anderen probiert, aber nur ich war verfügbar, und da ich ihm was schuldig bin, habe ich mich bereit erklärt, mit ihm bei dieser Hochzeit zu arbeiten ...«
    Stille.
    »Ich hab mich mit Händen und Füße dagegen gewehrt und gesagt, dass ich schon was anderes vorhabe, aber er war dermaßen hartnäckig und hat mir ständig unter die Nase gerieben, dass ich ihm was schuldig bin, und, na ja, ich hab nachgegeben. Das tut mir wirklich schrecklich leid! Können wir uns vielleicht am Samstag statt am Freitag sehen?«
    Eine ganze Weile herrschte bedrückendes Schweigen, bevor Dutch endlich antwortete. »Ich komme morgen Nachmittag nach Hause. Dann reden wir weiter.« Und damit legte er auf.
    Ich behielt den Hörer noch so lange am Ohr, bis das Freizeichen kam. Tränen hingen an meinen Wimpern. Jetzt konnte ich die Liste meiner Pleiten um einen Posten erweitern.
    Ein paar Stunden später kroch ich nach Hause und wollte am liebsten alles hinschmeißen. Der Nachmittag war nicht besser geworden, im Gegenteil, ich hatte noch drei schwierige Sitzungen absolvieren müssen. Ich schloss die Haustür auf und wurde von Eggy begrüßt, meinem zwölf Pfund schweren Dackel, der mir das Gesicht abschleckte, sowie ich ihn hochnahm. Dieser wilde, schlabbernasse Begrüßungsrausch ist das Beste an einem Hund, denn danach ist jeder Tag gleich ein bisschen besser.
    Eggy leckte und stupste und zappelte auf meinem Arm und schlug mit dem Schwanz einen Trommelrhythmus. Ich grinste übers ganze Gesicht. Nach einer Minute hörte ich von oben: »Abby? Bist du das?« Dann kamen schwere Schritte die Treppe herab.
    »Hallo, Dave«, rief ich und setzte Eggy ab.
    Dave McKenzie ist mein Handwerker. Er sieht aus, als wäre er dem Film Easy Rider entsprungen: groß, breitschultrig, lange blonde Haare zum Pferdeschwanz gebunden, dichter Vollbart, abgewetzte T-Shirts, zerrissene Jeans und eine Kette an der Gürtelschlaufe, an der sein Portemonnaie hängt. Von Nahem entdeckt man die Spuren gelebter Jahrzehnte, zum Beispiel das Grau im Bart, die Krähenfüße in den Augenwinkeln und den leicht rundlichen Bauch fünfzigjähriger Männer.
    Anfang März hatte ich ein Haus gekauft, das »viel Potenzial« hat, so die Wortwahl der Maklerin, aber die Arbeit daran wuchs mir ziemlich schnell über den Kopf. Ein Klient, der jemanden kannte, der jemanden kannte, gab mir damals Daves Telefonnummer und in einer verzweifelten Stunde rief ich ihn an. Er war ein Geschenk des Himmels, denn er verwandelte mein heruntergekommenes Häuschen in ein trautes Heim.
    Ursprünglich war es ein Spitzdachbungalow gewesen, dann hatte der vorige Besitzer eine Treppe hineingebaut und das halbe Dach in ein Schlafzimmer umgewandelt. Weil das so klein war und ich den Stauraum eines Dachbodens nicht brauchte, ließ ich Dave die Zwischenwand einreißen und das Schlafzimmer vergrößern. Jetzt war er gerade dabei, die alte Dachisolierung zu entfernen.
    »Wie läuft s?«, fragte ich.
    »Ganz gut«, antwortete er unverbindlich und fügte mit forschendem Blick hinzu: »Du siehst furchtbar aus.«
    »Mensch, tolles Kompliment, das haut mich
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