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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
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kommen. »Leider klappt das nicht.«
    »Wie? Warum denn das?«
    »Erinnerst du dich an Kendal Adams, meinen Freund, der mir mit meinen Klienten half, solange ich im Krankenhaus war?«
    »Vage ...«
    »Er hat angerufen, damit ich ihm jetzt aushelfe. Er braucht morgen einen Kollegen bei einer Hochzeitsfeier.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte sie.
    »Die Braut möchte offenbar, dass Kendal zur Unterhaltung der Gäste mit jemandem zusammen Tarotkarten legt.«
    »Aber du kennst dich doch damit gar nicht aus«, wandte Cat ein.
    »Das habe ich ihm auch gesagt.«
    »Heißt das, dass du den Leuten etwas vormachen wirst?«
    »Nein. Kendal will es mir morgen beibringen. Wir treffen uns eine Stunde vorher.«
    »Innerhalb einer Stunde kannst du das lernen?«
    »Kendal meint, es sei wirklich einfach. Jeder könne das.«
    Meine Schwester legte eine bedeutungsschwangere Pause ein, dann fragte sie: »Wo würde man Tarotkarten bekommen, wenn man sich damit mal versuchen wollte?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht in einer Buchhandlung. Warum? Willst du dir welche kaufen?«
    Cat lachte und sagte: »Du weißt, ich liebe solches Zeug. Wer weiß? Vielleicht liegt deine Gabe in der Familie und ich hab auch was davon abbekommen. Vielleicht schlummert sie in mir und wartet nur darauf, genutzt zu werden.«
    Ich musste herzhaft lachen, das erste Mal an diesem Tag. Ich wollte sie nicht auslachen, aber die Vorstellung, dass meine knallharte, superfeine Schwester in ihrem Dreitausenddollar-Seidenkostüm von Hermès über einem Satz Tarotkarten brütete, fand ich ungeheuer erheiternd.
    »Was ist so komisch?«, fragte sie gekränkt.
    »Nichts«, antwortete ich hastig. »Es kam mir nur lustig vor. Der Gedanke, wie du mit den ganzen alten Geizkrägen am Konferenztisch sitzt und ihnen ihre Zukunft aus den Karten liest ... das ist einfach zum Totlachen!« Ich konnte nicht mehr an mich halten und bekam einen Kicheranfall.
    »Offen gestanden weiß ich nicht, was daran lustig ist. Ich glaube eher, es macht dich ein bisschen nervös, weil du vielleicht nicht die Einzige in der Familie bist, die die Gabe hat.«
    »Was?« Ich würgte mein Gekicher ab. »Das ist lächerlich.«
    »Ach ja? Findest du?«
    »Ach, Mensch, Cat, ich wollte dich doch nicht kränken. Mir kam nur dieses Bild in den Kopf und ...«
    »Oh, es ist ja schon so spät. Ich muss Schluss machen«, sagte sie abrupt.
    »Cat, warte ...«
    »Gute Nacht.« Und damit legte sie auf.
    Ach ja, ein Superabschluss eines Supertages. Ich gab auf und beschloss, ins Bett zu gehen. Als ich das Licht ausmachte und mich an Eggy kuschelte, dankte ich Gott, dass der Tag endlich vorbei war.
    Um kurz vor Mitternacht schreckte mich das Telefon aus dem Tiefschlaf.
    »Hallo?«, fragte ich schlaftrunken in den Hörer, knipste die Lampe an und setzte mich auf.
    »Abby? Hier Milo Johnson. Du musst sofort zum Revier kommen.«
    »Wie ...?« Ich versuchte zu kapieren, was er da gesagt hatte, und schüttelte den Kopf.
    »Du musst sofort aufs Revier kommen«, wiederholte er. »Ich habe einen Wagen zu dir geschickt, der dich abholt. Er müsste jeden Moment vor der Tür stehen.«
    »Was ist passiert?«, fragte ich und hatte plötzlich Herzklopfen. »Es geht um eine deiner Klientinnen. Sie wurde überfallen.«
    »Eine meiner Klientinnen?«
    »Ja, Cathy Schultz. Sie wurde heute Abend niedergeschlagen und vergewaltigt.«
    »Oh mein Gott! Wo?« Jetzt war ich hellwach.
    »Bei Farmers Market an der Twelve Mile. Wir müssen uns unterhalten.«
    »Bleib, wo du bist, Milo«, sagte ich und sprang aus dem Bett. »Ich bin sofort da.«

2
    Zehn Minuten nachdem ich aufgelegt hatte, betrat ich das Polizeirevier von Royal Oak und wurde die Treppen hinauf zur Kriminalabteilung gebracht. Beim Reinkommen sah ich Milo auf der Ecke seines Schreibtischs sitzen und in einer Akte blättern.
    »Hallo«, sagte ich, als ich auf ihn zuging.
    Beim Klang meiner Stimme schaute er auf, halb besorgt, halb wütend - ganz anders als noch am Nachmittag. Sein Jackett hing über der Stuhllehne, seine weißen Hemdsärmel waren hochgekrempelt und entblößten muskulöse mokkabraune Unterarme. Den Schlips hatte er auch ausgezogen, sodass er eine etwas derangierte Erscheinung bot. Mir gefiel dieser Milo jedoch besser. Bisher hatte ich ihn immer als makellos und geschmackvoll gekleideten Mann gesehen, aber im hemdsärmeligen Zustand war er nicht so unnahbar.
    »Danke, dass du so schnell gekommen bist«, sagte er. »Tut mir leid, dass ich dich aus dem Bett geholt habe«, fügte
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