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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
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er noch hinzu, als er meinen Aufzug bemerkte.
    Ich guckte flüchtig an mir runter: Trainingshose, Schlafanzugoberteil, hastig übergeworfener Kapuzensweater. Immerhin war der Reißverschluss zugezogen.
    »Tja, ich wollte wohl möglichst schnell hier sein, da ist mir gar nicht eingefallen, mich umzuziehen«, erwiderte ich verlegen. »Wie geht es Cathy?«
    Milo klappte die Akte zu und legte sie, ohne hinzusehen, hinter sich auf den Schreibtisch. Er verschränkte die Arme und blickte mich aufmerksam an. »Es hat sie übel erwischt.«
    »Was ist passiert?«, fragte ich und setzte mich auf einen der Klappstühle ihm gegenüber.
    »Soweit wir bisher wissen, hat sie sich mit ihrem Freund im Restaurant getroffen, um ihre neue Stelle zu begießen, und es gegen halb neun verlassen. Sie sagte ihm, sie müsse noch im Lebensmittelmarkt ein paar Dinge besorgen und werde sich zu Hause mit ihm treffen. Sie wohnen zusammen in einem Haus auf der Glenwood. Um zehn war sie immer noch nicht zu Hause. Also fuhr ihr Freund zu Farmers Market rüber, um sie zu suchen. Er fand ihren Wagen auf dem Parkplatz, aber von ihr keine Spur. Der Laden schloss um neun und ihr Wagen war der letzte. Darauf rief er die 911 an. Die Kollegen trafen dort ein und fanden Cathy halb nackt und bewusstlos hinter dem Supermarkt neben einem Müllcontainer.«
    Plötzlich wurde mir bewusst, wie heftig mein Herz klopfte und wie trocken meine Kehle war. Mir war sogar ein bisschen schwindlig. Milo stand von der Schreibtischecke auf und ging vor mir in die Hocke.
    »He, ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er freundlich.
    »Ich glaube, ich brauche einen Schluck Wasser«, sagte ich und brachte nicht mehr als ein Flüstern zustande.
    Milo erhob sich und holte mir welches aus dem Wasserspender. Ich nahm den Pappbecher und leerte ihn mit zwei Schlucken. Milo ging noch mal und brachte mir diesmal zwei volle Becher. Einen leerte ich sofort, den anderen stellte ich auf den Schreibtisch. Nach ein paar Augenblicken ging es mir besser. Schließlich fragte ich: »Woher weißt du, dass sie meine Klientin ist?«
    Milo brachte eine mir bekannte Kassette zum Vorschein. »Die haben wir in ihrer Manteltasche gefunden.«
    »Wie gehabt«, meinte ich ironisch lächelnd. Im Sommer hatte er auch schon einmal eine meiner Kassetten bei einer Frau gefunden. Sie war ermordet worden.
    »Irgendwie komisch, findest du nicht?«
    »Milo, ich glaube, das Irgendwie kannst du streichen«, sagte ich ernst. »Hast du sie schon abgespielt?«
    »Jep. Kurz bevor ich dich angerufen habe.«
    »Darum bin ich also hier.«
    »Jep.«
    »Aha.« Ich sah ihm forschend ins Gesicht. »Wie kann ich helfen?«
    »Die Sache ist die«, begann er grinsend, »im Gegensatz zu meinem ehemaligen Partner, Dutch dem Zyniker, bin ich absolut von dir überzeugt. Ich meine, nach meinem Lottogewinn fällt es mir schwer, dich nicht für eine echte Hellseherin zu halten. Ich muss diesen Fall allein aufklären, weil die Abteilung zurzeit leider wirklich dünn besetzt ist. Ich könnte deine Antennen als Hilfe gebrauchen, um an den Scheißkerl ranzukommen. Das heißt, wenn du dazu bereit bist.«
    Mein Herz schlug wieder schneller. Beim letzten Mal, als ich meine Fähigkeiten zur Lösung eines Falles zur Verfügung gestellt hatte, wäre ich fast selbst zum Mordopfer geworden. Das wollte ich nicht noch mal durchmachen. Doch wie sollte ich mir noch jeden Morgen im Spiegel in die Augen sehen können, wenn ich mich jetzt einfach drückte?
    Cathy war schließlich meine Klientin gewesen. Sie war nicht grundlos zu mir gekommen. Verpflichtete mich das nicht in gewisser Weise? Ein paar Augenblicke lang war ich hin- und hergerissen, dann spürte ich, dass meine Crew an meinem Bewusstsein anklopfte. Na schön, sie wollten ihren Senf dazugeben. Also los: Soll ich mithelfen, diesen Fall zu lösen? Sofort bekam ich ein Gefühl der Leichtigkeit in der rechten Seite - das Zeichen für Ja.
    »Ja, Milo, einverstanden«, sagte ich entschlossener, als mir zumute war. »Was soll ich für dich tun?«
    Milo strahlte mich an und setzte sich an seinen Schreibtisch.
    Nachdem er Schreibblock und Kuli hervorgeholt hatte, sah er mich an und sagte: »Das ist großartig, Abby. Ich bin dir dafür dankbar. Hast du eine Möglichkeit, den Namen des Kerls zu erspüren?«
    Ich seufzte laut. Namen waren noch nie meine Stärke gewesen. »Tut mir leid, Milo, an Namen komme ich nicht so gut ran. Und ich möchte wirklich ungern raten und dich womöglich in die falsche Richtung
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