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Abaton

Abaton

Titel: Abaton
Autoren: C Jeltsch
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denn?“, fragte die Campleiterin erstaunt ob dieser Vorführung.
    „Edda; Wilding“, sagte Edda widerwillig. Wenn Edda etwas nicht leiden konnte, dann war es ihr Name. Der mochte ja zu einem Brauereigaul passen, aber nicht zu einem schlanken 14-jährigen Mädchen, das sich für Mode und Musik interessierte. Da würde ihr Raphaela Hillside zum Beispiel sehr viel besser gefallen.
    „Und du?“
    Die Campleiterin lachte.
    „Wie unhöflich von mir. Chrissie. Hallo Edda!“
    „Hallo.“ Edda merkelte wieder.
    „Also, wenn es dir egal ist, wo du schläfst, Edda, dann gehst du bitte in Zelt Nummer sechs“, bestimmte die Campleiterin und deutete auf ein weißes Zelt am Ende einer Reihe.
    „Edda ... was für ein schöner und ungewöhnlicher Name“, sagte die Campleiterin und ging. Lächelnd und freundlich und nicht ahnend, dass Edda hinter ihrem Rücken Grimassen schnitt.
    [ 1110 ]
    Die Campleiterin steuerte zielstrebig einen Wohnwagen an. Das mobile Büro der Organisation, die das Camp leitete. Sie betrat den Wagen und schloss hinter sich ab. Dann nahm sie die Kippe, die sie Edda abgenommen hatte, und verstaute sie in einem kleinen Beutel. Auf dem Laptop wählte sie Eddas Namen aus. Kurz darauf sprang der Drucker an und druckte ein Etikett mit Eddas Namen und einem Strichcode aus, das die Campleiterin auf den Beutel klebte. Sie legte den Beutel zu den anderen Beuteln, die mit gekauten Kaugummis, benutzten Taschentüchern und Ähnlichem gefüllt waren. Alle hatten einen Namensaufkleber und einen Strichcode. Die Beutel wurden in einem Karton aufbewahrt. Auf dem Deckel stand in gedruckten Buchstaben: gene-sys-lab .
    [ 1111 ]
    „Wir haben die Kinder verloren!“
    Clints Stimme, die über das Handy in die Einsatzzentrale drang, klang tonlos. Der Raum sah aus wie der Kontrollraum einer Flugüberwachung. Er war voller Computer, radarschirmähnlicher Anzeigen und unzähliger Monitore. Darauf liefen Live-Videos aus der Stadt hinter einer großen, glatten Fläche mit Hologrammen und 3-D-Simulationen. Sämtliche Überwachungskameras von Berlin konnten von hier aus angesteuert werden. Und doch wirkte dieser Raum ganz und gar nicht wie eine Polizeizentrale.
    Ein riesiger, gläserner Bildschirm zeigte den Stadtplan. Und dort, wo sich Clint gerade aufhielt, leuchtete ein Signal. Sechs weitere, schwächere Signale gruppierten sich um das des Anrufers.
    Die sieben Männer standen an dem Ort, an dem sich Simon und Edda eben versteckt gehalten hatten. Der Abstieg durch das Gullyloch lag offen da.
    „Sie sind in den Untergrund abgetaucht!“, sagte Clint. „Es gibt gar keine andere Möglichkeit.“
    „Verstehe.“ Die Frau in der Einsatzzentrale, die Kontakt mit dem Anrufer hatte, warf nur einen kurzen Blick auf den riesigen Stadtplan, führte ein paar Touchscreen-Funktionen aus und auf dem gläsernen Bildschirm taten sich dreidimensional die Eingeweide Berlins auf. Wie bunte Spinnennetze waren die Adern der Stadt zu erkennen. Die Verbindungen der Bahnen, die Wasserleitungen, Strom, Gas, das Abwassernetz ... Sogar die alten Bunker aus dem Krieg waren zu sehen. Und darunter noch eine riesige Ebene, die schwach glühte, als warte sie darauf, aufgerufen zu werden.
    „In welche Richtung bewegen sich die Zielpersonen? Wir brauchen Informationen!“, forderte die Stimme des Anrufers.
    Die Frau in der Zentrale blieb gelassen, obwohl sie kein Signal empfangen konnte.
    „Sie müssen sich getrennt haben“, erklärte sie. „Warten Sie, bis wir die Kritische Masse erneut registrieren. Bleiben Sie vor Ort.“ Sie klang gelassen. Doch das war sie nicht. Der Frau war klar, dass sie all ihre Aufmerksamkeit auf diese Sache lenken musste. Zu groß war das Interesse der Forschungsabteilung an diesen Jugendlichen. Seit die drei vor 48 Stunden mit Level 17 gescannt worden waren, waren sie das einzige Thema innerhalb des Unternehmens. Die Frau hatte noch nie eine solche Unruhe erlebt. Trotz des Wochenendes waren alle verfügbaren Mitarbeiter zusammengezogen worden. Es war eine Art GAU für die Forscher, denn ein Level von 17 war schlichtweg nicht möglich. Rechnerisch unmöglich. Das ergaben auch alle Überprüfungen, die in den letzten 48 Stunden immer wieder an den Rechnern durchgeführt worden waren. Und dennoch stimmte die Angabe. Was hatten diese drei Jugendlichen an sich, das die Mathematik außer Kraft setzte? Es war ein Super-GAU – aber ein faszinierender. Die Wissenschaftler hatten seit der ersten Messung alle Bewegungen, alle
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