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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
Autoren: Christian Jeltsch
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einen Stereoeffekt.
    „Jetzt können wir sie so anhören, dass sie wirken!“
    Simon nahm den Kopfhörer, stülpte ihn sich hastig über und drückte auf die Play-Taste. Synchron setzten sich die Dateien auf dem Bildschirm in Bewegung und zum ersten Mal liefen die beiden Dateien auf dem Rechner auf unterschiedlichen Kanälen.
    „Halt!“, sagte Olsen und stoppte das Abspielen. „Besser, wenn ich es teste. Wer weiß, was wirklich die Konsequenzen sind!“
    Olsen nahm Simon die Kopfhörer ab, spulte kurz zurück und drückte wieder auf Play. Sie waren alle so gebannt, dass sie vergessen hatten, die Regler für die beiden Stereolautsprecher zu schließen. Die Frequenz, die durch die A-B-A-Tonfolge nun entstand, erfüllte also auch den Raum. Nach einer Weile blickten sich Edda und Simon an: Was geschah da gerade?
    Beide hatten sie gespürt, dass mit dem Abspielen der Frequenz eine Präsenz eingetreten war. Sie konnten sie zwischen sich wahrnehmen, gerade so, als bildeten sie mit dieser Präsenz ein Dreieck. Edda sah Simon an – und er vernahm, was sie fragte, ohne dass sie die Lippen bewegte.
    „Spürst du das auch?“
    „Ja“, antwortete Simon in seinen Gedanken. „Es ist wie mit Linus ... in der Cloud.“
    „Ist ja auch meine Frequenz“, klang es in ihren Köpfen.
    „Wer ist da?“, wollte Edda wissen.
    „Ich.“
    „Linus ...?“ Edda wollte sich hüten, diesen Gedanken zu denken. Aber schon war er da. Wahrnehmbar für Simon.
    „Ja. Linus. Schon vergessen?“
    Edda und Simon starrten sich an.
    „Warst du das?“, fragte Edda. „Simon ... nimm mich nicht auf den Arm!“
    „Tu ich nicht ...“
    Beiden war nicht geheuer, was hier passierte. Unsicher schauten sie zu Olsen. Aber der hatte unter den Kopfhörern die Augen geschlossen und begann zu lächeln. Auch Edda und Simon schlossen unwillkürlich die Augen.
    „Linus ... bist du das etwa wirklich?“, sandte Simon als Frage aus.
    „Und wie!“, kam es zurück.
    „Aber wie denn ... Linus, wie soll das gehen? Du bist ...“
    „Tot, ja“, kam als Antwort. „Aber das heißt nicht, dass ich verschwunden bin.“
    Edda begann zu weinen. Und zu lachen. Und Simon ging es nicht anders.
    „Ich hab schon länger versucht, mit euch Kontakt aufzunehmen. Aber ... da war kein Weg. Doch als ihr jetzt diese Frequenz erzeugt habt ... konnte ich mich irgendwie ... drauflegen sozusagen. Als hättet ihr meine Frequenz gespielt. Vielleicht ist das unser Lied ...“ Er lachte.
    „Geht es dir gut?“, fragte Edda immer noch verwirrt. „Ich meine ... geht es dir überhaupt irgendwie?“
    „Und wo bist du?“, wollte Simon wissen.
    „Ich bin überall. Mit allem verbunden. Macht euch um mich keine Sorgen“, antwortete Linus. „Aber das, womit ihr euch gerade beschäftigt, das ist Anlass zur Sorge. Ich denke, ich kann euch da helfen ...“
    In diesem Moment endete die Abspielung. Olsen riss sich die Kopfhörer von den Ohren. Seine Augen waren geweitet, sein Gesicht sah zwanzig Jahre jünger aus.
    „Was immer das ist ... es ist großartig!“, sagte er und lachte Edda und Simon an.
    „Linus ist hier!“, sagte Edda ganz ruhig.
    „Linus?“, fragte Olsen irritiert. „Er ist tot.“
    „Er ist hier“, bestätigte Simon. „Seine Präsenz. Oder Seele ... was auch immer, egal. Er kann uns vielleicht helfen.“
    Ein Handy klingelte. Es war das von Olsen. Er nahm es auf und blickte auf das Display.
    „Sudden“, sagt er leise. Dann nahm er den Anruf an und hörte zu. Sein Gesicht verfinsterte sich und schließlich legte er auf. „Sie haben Sudden. Ihr beide sollt zum Teufelsberg kommen. In einer Stunde. Sonst bringen sie sie um.“
    In die bleierne Stille klang ein Signal. Ein Foto von der gekidnappten Sudden erschien auf Olsens Handydisplay.
    [3318]
    Sudden blutete aus Mund und Nase. Victor hatte mehrmals mit voller Wucht zugeschlagen und gehofft, dass es ihm guttun würde, aber jetzt schmerzten ihm nur seine Hände. Seine Wut und seine Enttäuschung über Suddens Verrat waren so maßlos, dass er nicht bereit gewesen war, dieses Mädchen Greg und seinen Schergen zu überlassen. Jetzt stand Victor mit schmerzenden Händen da und musste von Sudden ablassen. Sie zeigte keine Regung, sah ihm nur fest in die Augen.
    „Sieh mich nicht so an!“, keifte Victor.
    Damit hatte sie ihn vor Gregs Leuten vorgeführt, das war ihm sofort klar. Aber im selben Moment hatte er eine Idee, wie er dieses widerspenstige Mädchen zähmen würde. Auf seinem Rechner war ja die passende
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