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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
Autoren: Christian Jeltsch
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Edda. Ihre Stimme klang wieder frei von jedem Vorwurf.
    „Nicht unbedingt“, sagte Simon sachlich. „Mein Vater hat mir erklärt, dass es auch Frequenzen gibt, die das Ohr nicht wahrnimmt. Wieso fragst du?“
    „Von Marie wissen wir, dass Bernikoff die Musik auf den Platten in seiner seltsamen Kammer aufgenommen hat und dass sie gegen die Angst gewirkt hat ...“
    Olsen schaute von seinen Blättern auf und nickte.
    „Laut Bixby war das aber nur der Anfang. Nachdem Marie ihn mit Jimmy verlassen hatte, hat Bernikoff mit einer Lichttonorgel unentwegt weitere Frequenzen und Klänge produziert und sie an sich selbst ausprobiert. Am Ende ging es ihm immer weniger um Angst oder das Böse – sondern um eine vollkommene Freischaltung des menschlichen Hirns. ‚Evolutionssprung‘ hat er es genannt. Moment ...“
    Olsen blätterte in dem Manuskript und las vor:
    „‚... komme ich zu der Überzeugung, dass der Mensch als göttliches Wesen auf die Welt kommt, jedoch bereits durch die Geburtswehen deformiert wird. Ich habe allerdings entdeckt, dass sich die meisten dieser Deformierungen rückgängig machen lassen, indem neue Synapsen im Hirn miteinander verschaltet werden, was sich durch unterschiedliche Frequenzen auf dem jeweiligen zur Gehirnhälfte gehörigen Ohr bewerkstelligen lässt ...‘“
    Olsen blätterte weiter.
    „‚... hierdurch entsteht eine beinahe unendliche Möglichkeit, die Kapazität des menschlichen Hirns nicht nur wiederherzustellen, sondern sogar zu erweitern. Bis hin zu einem Evolutionssprung. Wenn es mir gelingen sollte, diese Frequenzen über den Volksempfänger oder die Lichtspieltheater auf die deutsche Bevölkerung oder die kämpfenden Truppen wirken zu lassen, wird der Krieg in wenigen Wochen beendet sein ...‘“
    Für einen Moment horchte jeder der Euphorie Bernikoffs nach. Edda lächelte über ihren Großvater.
    „Er hat wirklich daran geglaubt.“
    „Ja ...“, sagte Simon und nickte vor sich hin. Ihm kam gerade ein Gedanke und er formulierte ihn wie zum Test erst einmal ganz leise für sich. Dann lachte er.
    „Was?“, fragte Edda.
    „Es konnte nicht funktionieren!“, rief Simon aufgeregt. „Dein Großvater hatte die richtige Idee, aber nicht die Technik, sie umzusetzen. Jetzt aber geht’s!“
    Verdutzt blickten Olsen und Edda ihn an. Hatte er den Verstand verloren?
    „Wieso konnte was nicht funktionieren ...?“
    „Versteht doch! Die alten Platten sind Mono! Es gab kein Stereo damals ... deshalb konnte man es nur live hören! Es hätte keinen Sinn gehabt, diese Frequenzen im Radio oder im Kino abzuspielen. Sie können erst heute wirken. Stereo! ‚Auf jedes zur jeweiligen Gehirnhälfte gehörende Ohr‘ hatte er geschrieben! Das ist Stereo!“
    Aufgeregt sprang Simon von seinem Platz auf.
    Verdattert starrten Olsen und Edda auf Simon.
    „Und wieso haben sie auf die Swing-Kids gewirkt und auf Bernikoff?“
    „Na, weil es eben live war! Bernikoff hat die Frequenzen immer gehört, während sie entstanden. Genau wie Marie. Also live ... deshalb haben sie gewirkt.“
    Simon setzte sich an den Computer und öffnete die beiden Dateien, die sie von den beiden alten Schellackplatten gezogen hatten. Auf dem Bildschirm schlugen die unterschiedlichen Klänge in unterschiedlich gezackten Kurven über eine virtuelle Tonleiter, die immer wieder die Töne A-B-A anzeigte.
    „Und wenn man sie auf zwei Grammofonen abspielt?“, fragte Edda.
    „Dann hört man mit beiden Ohren beide Frequenzen“, sagte Olsen.
    „Und das bringt nichts, wenn es darauf ankommt, auf jedem Ohr eine andere Frequenz zu hören“, sagte Simon eifrig. „Aber wir haben beide Platten digitalisiert und können sie einfach über zwei getrennte Kanäle laufen lassen. Einer links und einer rechts. Wenn man Kopfhörer aufsetzt, erreicht jedes Signal einen Gehörgang. Dann wirken sie parallel. Das ist die Lösung. Wenn Bernikoff recht hatte und diese Frequenzen das Hirn ... den Geist ... das gesamte Bewusstsein der Menschen befreien können ...“
    „... dann wär’s möglich, dass dadurch Victors Frequenz nicht mehr wirkt“, vollendete Edda Simons Satz.
    Simon sah sie an, nickte. Erwartungsvoll schauten sie zu Olsen. Er war unter ihnen der Experte für Frequenzen und Hirnforschung.
    „Wenn wir nichts anderes haben, müssen wir darauf setzen“, sagte er. „Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.“
    Mit einem Klick legte Simon die beiden Kanäle zu einer Datei zusammen und simulierte mit einem Softwareprogramm
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