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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
Autoren: Christian Jeltsch
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Wichtig war, warum die Dusche lief. Er zwang sich, die Augen zu öffnen. Er war nackt. Nein. Nicht ganz. Er hatte einen Bademantel übergestreift. Victor schloss ihn und wankte Richtung Bad. Er musste sich an den Wänden abstützen und drückte schließlich die Klinke der Badezimmertür nach unten. Zu. Victor überlegte. Klopfte zaghaft und voller Hoffnung.
    „Bin gleich so weit“, flötete es von drinnen.
    Sie war noch da. Dieses wunderbare Mädchen hatte bei ihm übernachtet. Was hatte er mit ihr angestellt? Oder sie mit ihm ...? Victor lächelte, obwohl er sich an nichts erinnern konnte. Doch plötzlich mischte sich Misstrauen in seine Hochstimmung. Hatte er Sigrid von den Millionen erzählt? War das der Grund, warum sie geblieben war?
    „Da ist ja mein schwarzer Hengst ...“, hörte er plötzlich Sigrids verruchte Stimme. In ein großes, flauschiges Handtuch gewickelt, war sie aus dem dampfenden Bad getreten. Sie duftete nach teurer Seife und deutete auf den Tisch. Erst jetzt sah Victor dort Frühstück für zwei stehen.
    „Schöner als mit den gewöhnlich Sterblichen im Erdgeschoss ... oder?“, sagte Sudden. Dabei blickte sie ihn mit großen Augen an. Victor hatte gar keine andere Chance, als zu nicken. Sudden hockte sich auf ihren Stuhl und futterte den krossen Speck von beiden Rührei-Tellern.
    „Ich liebe Speck“, sagte sie, und Victor war es, als schaute sie dabei verlangend auch auf ihn. Er hatte sich wieder auf das verwühlte Bett gesetzt und traute sich nicht zuzugeben, dass er sich an nichts erinnern konnte.
    „Hat dir also gefallen ... die ... die letzte Nacht?“, fragte er und versuchte beiläufig zu klingen.
    „Gefallen ...?“ Sudden lachte auf. Sie meinte es ironisch, doch Victor war entschlossen, es als Bestätigung seiner Männlichkeit zu verstehen. Alles lief hervorragend, dachte Sudden.
    „Und du?“, fragte sie.
    „Ja ... also ja“, stammelte Victor. „Bin immer noch ganz benebelt.“
    „Klingt nicht gerade begeistert“, sagte Sudden und mischte etwas gespielte Enttäuschung in ihre Stimme.
    „Doch. Doch“, beeilte sich Victor und rang sich ein Lächeln ab.
    „Aber ...?“
    „Ehrlich gesagt ... ich kann mich nicht an alles erinnern ...“ Er schlug die Augen auf wie ein reuiger Schuljunge, der seiner strengen Lehrerin gestehen musste, dass er schon wieder die Hausaufgaben vergessen hatte.
    „Was willst du denn wissen?“, fragte Sudden verführerisch.
    Victor zögerte. Am liebsten hätte er gewusst, ob sie wirklich Sex gehabt hatten, aber diese Frage wäre zu peinlich gewesen. Dann hätte sie gemerkt, dass Sex etwas ganz und gar Außergewöhnliches für Victor war. Jedenfalls mit anderen. Außerdem hatte sie die Frage ja eigentlich schon indirekt mit „Ja“ beantwortet, als sie ihn ihren „schwarzen Hengst“ genannt hatte.
    „Ob ich dir was über meine Arbeit erzählt hab, würde ich zum Beispiel gern wissen“, sagte Victor stattdessen.
    „Och ...“ Sudden tat völlig unbedarft. „Lauter so wissenschaftliches Zeug. Irgendwelche Strahlen, die irgendwas auslösen in den Menschen. Dass sie irgendwas kaufen ... Damit wolltest du dich ein bisschen wichtigmachen und vor mir angeben, gib’s zu.“
    Sie war ganz nahe zu ihm gekommen und ließ ihn von dem Speck probieren und Victor schnappte danach wie ein Hund nach der Wurst.
    Was für ein herrlich naives Mädchen, dachte er. Sie hatte nicht den Schimmer einer Ahnung von dem, was in der Welt geschah. Und anscheinend wollte sie es auch gar nicht wissen. Sie war eben wie fast alle jungen Menschen. Das Böseste, was sie sich vorstellen konnten, war bei facebook nicht geliked zu werden. Es war besser, sie in ihrer Unwissenheit dümpeln zu lassen, dachte er, doch irgendwie wollte er auch ihre Bewunderung. Vielleicht würden sie ja gleich noch mal miteinander schlafen. Das wäre die optimale Ausgangssituation für den kommenden Tag.
    „Mag sein, dass ich ein wenig angeben wollte, aber es stimmt, was ich gesagt habe. Meine Erfindung wird tatsächlich die Welt verändern.“
    „Und wann?“, fragte Sudden naiv. „Und wie?“
    „Das darf ich dir leider nicht verraten“, sagte Victor.
    „Siehst du, du flunkerst. Macht aber nix, alle Männer tun das.“
    „Tu ich nicht“, beharrte Victor.
    „Tust du doch!“ Sudden wandte sich ab und schmollte. „Wenn du mich nur verarschen willst, kann ich auch gehen. Ich bin zwar nicht so klug wie du, aber ich bin es wert, dass man ehrlich ist mit mir.“
    Trotzig marschierte sie ins
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