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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett!
Autoren: David Baddiel
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auf Grün schaltet, drücken aufs Gas und schleifen ihn mit.
    »Komm an Bord«, sagt er und streckt mir die Hand hin. Ich zögere eine Sekunde, ehe ich sie ergreife und mich vom festen Boden des Treidelpfads auf den schwankenden des Boots ziehen lasse. Auf dem engen Deck stehen wir uns Auge in Auge gegenüber, und ich befürchte schon, als nächstes könnte Nick die visionäre Eingebung haben, mich von Bord zu stoßen. Aber er wendet den Blick ab und sagt. »Großartig, was? Der Fluß.«
    »Ja, großartig.«
    »Dieses Gefühl, immer in Bewegung zu sein, selbst wenn man stilliegt.«
    »...Jaa.«
    »Auf die Art kannst du nie festsitzen.«
    Er läßt meine Hand los. Als er mich wieder ansieht, gebe ich mir alle Mühe, so zu gucken, als hätte ich viel aus seinen Worten gelernt.
    »Komm, gehen wir nach unten«, sagt er.
    Er hebt den Lukendeckel hoch und ruckelt an der halb auseinandergeschobenen Leiter, bis sie nach unten reicht (achtern, stimmt’s? - mittschiffs?). Dann umklammert er sie mit beiden Händen, macht einen Schwung, landet auf der drittuntersten Sprosse und fängt an durchs Boot zu laufen, das Ganze mit einem ziemlich dick aufgetragenen »Tja, ich bin eben zu Hause auf dem Meer«. Ich folge ihm vorsichtig nach unten, zufrieden mit meiner Rolle als Landratte.
    Unten dringt praktisch kein Licht durch die beiden kleinen Bullaugen rechts und links. Als es dann plötzlich nach Petroleum riecht, fühle ich mich eigenartig traurig, bis ich merke, daß der Geruch mich an Dinas Imitat-Zippo erinnert, so intensiv, wie nur Gerüche es können, unser Gedächtnis-Sinn.
    Als nächstes fällt ein kleiner Lichtkegel in die Kabine. Nick hat eine Sturmlaterne angezündet, und die dunklen Holzwände der Kabine kommen in Sicht, aber sonst nicht viel: Bei dem leichten, aber ständigen Geschaukel hüpfen, hopsen und tanzen die Schatten nur so herum.
    »Setz dich«, sagt Nick. »Hinter dir ist ein Sofa.«
    Ich verlaß mich auf sein Wort und setze mich in was ziemlich Nasses. Als meine Augen sich an das Schummerlicht gewöhnen, merke ich, daß die Kabine winzig ist und mein »Sofa« ein Plastikcampingkissen auf einer Kiste.
    »Nicht so groß wie das, das du gewohnt bist...«, sage ich.
    Er antwortet nicht, wahrscheinlich weil er in meiner Bemerkung die typische Abwertung seiner neuen Umgebung sieht. Mir ist nicht besonders wohl dabei, daß ich seine Augen nicht deutlich sehe, die einzige Richtschnur, die ich habe.
    »Gibt’s hier auch ’ne Toilette?«
    Nick zeigt mit dem Kopf zur Seite, und mir wird klar, daß die Wand dort in Wirklichkeit eine Tür ist, die er ruckelnd aufschiebt und die Sturmlaterne hineinhält, die jetzt nicht nur den kleinsten Raum in seinem Hausboot erleuchtet, sondern wahrscheinlich den kleinsten auf der Welt: Er beherbergt eine dieser ekligen chemischen Toiletten, und leider gucke ich nicht schnell genug weg, um den Anblick der drei oder vier in blauer Flüssigkeit schwimmenden Würste zu verpassen. Das Ganze ist so winzig, daß man kaum von einer Toilette sprechen kann, eher einem chemischen Klokoffer.
    »Und wie wirst du das Zeug los?«
    »Ein Stück weiter den Kanal hoch ist eine Kläranlage für alle Boote hier. Da trage ich es hin.«
    Die Vorstellung, wie Nick seine überschwappende Scheiße über den Treidelpfad schleppt, ist fast mehr, als ich ertragen kann.
    »Wie geht’s Dina?« fragt er und macht die Tür wieder zu.
    »Sie ist zurück nach Amerika.«
    »Aha... «, sagt er, der Trottel, als hätte er schon immer gewußt, daß es so enden würde. Nein, jetzt frage ich ihn noch nicht.
    »Ich selbst hätte auch schon immer gern ein Boot gehabt.«
    »Wirklich?« sagt er in einem Ton, als würde mir das auch nichts nützen, da ich ja nicht zu den Auserwählten gehöre. »
    »Willst du irgendwohin fahren damit?«
    Er hustet, und das schleimige Rasseln tief in seiner Brust mag etwas damit zu tun haben, daß es hier drin trotz der Wärme draußen hoffnungslos feucht ist.
    »Ja«, sagt er, als er sich von dem Husten erholt hat. »Aber vorher muß ich noch einiges dran machen. Der Motor braucht ein paar neue Teile.«
    »Oh, der Kahn hat einen Motor?«
    »Ja. Zusätzlich will ich noch Segel anbringen. Und dann breche ich nach Osten auf.«
    »Southend?«
    »Indonesien«, sagt er und fängt wieder zu husten an.
    Jetzt!
    »Triffst du Fran noch manchmal?«
    Er schweigt, und außer dem sanften Schwappen des Kanals ist alles still; mir kommt in den Sinn, mal mit meinem Rekorder hier runter zu kommen und das
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