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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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Die Mutter fuhr sehr gut Ski und war daher ohne Lehrer unterwegs, Conny, ein hübsches 14-jähriges Mädchen mit schwarzen Haaren, hatte das Snowboard für sich entdeckt, und sie gingen vor uns auf den Berg. Wenig später, ich war mit meinem Privatgast Antje von der Mittelstation Richtung Rauztobel unterwegs, sah ich auf halber Strecke Monika am Pistenrand stehen. Ich fuhr kurz zu ihr hinüber: »Hallo, Monika auf wen wartest du?« Sie erklärte, Conny habe mit dem Snowboard eine Abkürzung genommen, und man wollte sich hier treffen. Ich machte mir weiter keine Gedanken, denn die beiden kannten sich in unserem Skigebiet hervorragend aus, Conny würde sicher gleich auftauchen und so setzten Antje und ich unseren Weg fort.
    So langsam stimmten sich alle auf den Silvesterabend ein, die Hütten waren geschmückt, überall dudelte Musik, die Sektflaschen lagen in großen Kübeln auf Eis. Das Jahresende nahte mit großen Schritten, und natürlich war auch bei uns wieder eine Party geplant, auf die sich alle freuten. Die Zeiten hatten sich geändert, ich war ruhiger geworden, aber gegen eine anständige Sause hatte ich nach wie vor nichts einzuwenden. Während Edeltrud und die Mitarbeiter das »Pilsstüble« mit Girlanden und Luftschlangen schmückten und ein viergängiges Silvestermenü vorbereiteten, beschlossen wir noch einmal hinaufzufahren: eine allerletzte Abfahrt.
    Als Antje und ich aus dem Lift stiegen und die ersten Schwünge setzten, sah ich Monika immer noch am Pistenrand stehen. Sie winkte mir zu, und ich fuhr zum zweiten Mal hinüber. »Willi, hast du Conny zufällig gesehen, wir haben uns aus den Augen verloren.« Ich verneinte. »Wahrscheinlich ist sie schon vorausgefahren und wartet unten an der Valfagehrbahn auf dich.« Die jungen Leute mit ihren Snowboards waren ja manchmal nicht zu halten und fuhren ihren Eltern davon, das kam öfter vor und sorgte regelmäßig für Ärger.
    »Nein, das kann nicht sein.« Monika war besorgt, und ich versuchte sie zu beruhigen: »Wo hast du sie das letzte Mal gesehen?«
    »Oben bei der Querfahrt. Sie wollte den Tiefschneehang runterfahren und mich hier auf der Piste wieder treffen.« Immer noch davon überzeugt, dass Conny schon längst unten war, schlug ich ihr vor, mit uns abzufahren, doch sie lehnte ab. »Nein, ich bleib lieber hier und warte.«
    Antje und ich setzten unseren Weg fort. Unterwegs hielt ich Ausschau nach dem Mädchen, sah sie aber nicht, was auf einer stark frequentierten Piste, wo alle dick in Mützen und Schals eingepackt waren, auch nicht ganz ungewöhnlich war. Im Tal angekommen schaute ich auf die Uhr, um 16 Uhr wollte ich in der Skischule sein und die Büroarbeiten erledigen. Im Büro stapelte sich die Post, zahlreiche Anrufe mussten getätigt werden, aber das alles hatte Zeit bis morgen, ich entschied anders und ging nach Hause. Um ca. 17.30 Uhr klingelte das Telefon, Daniela, meine Sekretärin, war am Apparat: »Willi, ich hab hier eine Frau im Büro, sie sucht ihre Tochter.«
    Nun durchfuhr es mich. Monika! War Conny tatsächlich immer noch nicht aufgetaucht? Die Lifte waren mittlerweile alle geschlossen, die Pistenfahrzeuge bereits im Einsatz, sie präparierten den Schnee für den morgigen Tag. Kurz darauf hatte ich Monika am Telefon: »Willi, wir müssen die Conny finden!« »Wo genau hast du sie das letzte Mal gesehen?« Monika dachte kurz nach und wiederholte ihre Worte vom Nachmittag: »Bei der Querfahrt unter der Mittelstation, dort bog sie in den Tiefschneehang nach Rauz ab.«
    Ich versprach, mich sofort darum zu kümmern, und rief Rudi, den Betriebsleiter der Albonabahn an, er sollte eine Fahrt für mich bereithalten. Ich rannte ins Büro, schlüpfte in meine Skischuhe, schnallte rasch den Erste-Hilfe-Rucksack auf den Rücken und eilte mit meinen Skiern zur Talstation, wo Rudi schon auf mich wartete.
    Mit der Bahn fuhr ich auf die Mittelstation und suchte dort gründlich die Gegend ab. Instinktiv sondierte ich das richtige Terrain. Und dann sah ich es. Ein Bild, das ich nie vergessen werde: schwarze Haare im weißen Schnee. Mit zitternden Beinen stapfte ich hinüber und begann den Schnee beiseitezuschieben. Das Mädchen war komplett kalt. Sie musste schon seit längerer Zeit tot sein. Vollkommen erschüttert blickte ich auf die Szenerie: Conny war mit ihrem Snowboard in das Rauztobel eingefahren, dabei muss sie die Kontrolle über ihr Board verloren haben und nach vorne gestürzt sein. Wahrscheinlich hatte sich weiter oberhalb ein kleines

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