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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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hätten mich glatt in den Freitod getrieben. Doch ich habe seitdem immer gegen meinen Feind im Kopf angekämpft – besiegt habe ich ihn leider nicht, aber etwas gezähmt.
    Ich war dem Tod nun zum zweiten Mal von der Schippe gesprungen, aber von Demut keine Spur. Ich könnte natürlich diese Schmerzen für meine »Ausfälle« verantwortlich machen, doch ich stehe zu meinen Schandtaten, auch wenn sie beileibe nicht immer auf Verständnis stießen. Da draußen warteten so viele Abenteuer auf mich, auf Einzelschicksale (auch mein eigenes) konnte ich keine Rücksicht nehmen. Selbst völlig unschuldige Menschen, die meine Dankbarkeit verdient hätten, wurden nicht verschont:
    Gastgeschenk
    Nach meinem sechsmonatigen Spitalaufenthalt wollten sich meine Eltern bei der Krankenschwester bedanken, die mich geduldig gepflegt hatte, und so luden sie die gute Maria-Luise zu uns nach Stuben ein. Sie sollte in unserer kleinen Pension Urlaub machen, inklusive Kost und Logis natürlich. Maria-Luise kam den Weg von Bludenz mit einem Motorroller zu uns herauf. Jemand hätte sie vorwarnen sollen! Ein Fahrzeug in meiner Nähe war gefährlicher als eine Hirnhautentzündung. Hätte ich geahnt, dass sie mit einem Roller zu uns nach Stuben kommen würde, ich hätte vorher nächtelang nicht schlafen können. Die Vorfreude wurde mir zwar verwehrt, aber alles andere konnte mir keiner nehmen – und schon gar nicht verbieten. Ich war mit unserem Knecht Rupert bei den Schafen, als meine Eltern sie in die Stube baten und ihr Kuchen und warme Milch servierten. Kurze Zeit später sah ich den Motorroller vor einem Sägemehlhaufen stehen. Und an dieser Stelle setzte mein Gehirn aus. Wenn es etwas gab, an dem man sich die Finger verbrennen konnte, war ich nicht weit.
    Auch Rupert war nicht abgeneigt, wir waren Teenager im gleichen Alter und standen uns in nichts nach. Spitzbuben eben. Wir schwangen uns auf den Motorroller, ich startete das Ding und gab Vollgas. Noch stand das Gefährt auf seinem sicheren Ständer, doch nachdem ich einmal kräftig Gas gegeben hatte, kippte es herunter, und ich fuhr mit Karacho in den Sägemehlhaufen! Maria-Luises guter Motorroller trug nach dieser Aktion natürlich ein paar ordentliche Beulen davon. Mir war das alles furchtbar peinlich. Ausgerechnet meine liebe Krankenschwester! Und natürlich habe ich dafür auch mal wieder ordentlich »Klopfe« vom Vater bekommen. Aber was soll ich sagen? So war es schon immer. Ich habe einfach immer gemacht, was ich wollte. Nachdenken gehörte einfach nicht zu meinen Stärken.
    Wiederholungstäter
    Vielleicht lag es an meiner großen Leidenschaft für Motoren, vielleicht war es aber auch einfach nur der Nervenkitzel. Aber die nächste Gelegenheit für Unfug ließ nicht lange auf sich warten:
    Meine Schwester Inge bekam damals Besuch von einem jungen Mann namens Josef, ein netter, ruhiger Bursche aus Langen am Arlberg, der sie später auch ehelichte. Joseph, Schreiner von Beruf, besaß ein Motorrad, eine Puch 250, und wenn er abends mit Inge und meinen Eltern in der Stube hockte, kribbelte es in meinen Fingern. Denn draußen vor der Tür stand das Objekt der Begierde völlig unbeaufsichtigt – und ich konnte natürlich nicht widerstehen. Mit einem einfachen Nagel startete ich das Ding und gab Gas. Aber nicht jeder 14-Jährige ist ein guter Motorradfahrer, auch wenn er es gerne wäre. Und so kam es, wie es kommen musste: Ich setzte Josephs schönes Motorrad gegen die Wand. Natürlich hätte ich dafür mal wieder eine Tracht Prügel verdient, aber diesmal blieb die gerechte Strafe aus, denn Joseph, der feine Kerl, verpfiff mich nicht, weil er wusste, dass mein Vater mich windelweich geschlagen hätte. Das wollte er mir ersparen. Umso schlimmer, dass ich ihm nicht ewig dankbar war, sondern bei der nächsten Gelegenheit sein gerade repariertes Motorrad erneut entwendete und zu Schrott fuhr. Was ging nur damals in meinem Kopf vor?!
    Eines blieb aber hängen: Man kann mir wohl nicht so richtig böse sein. Eine Tatsache, die ich von nun an schamlos ausnutzte.
    Jede Menge Leihwagen
    Ausgerechnet unser Stall diente als Garage für die Fahrzeuge unserer Gäste, Wandersleute, die von Stuben aus auf die Kaltenberghütte, 2089 Meter hoch über dem schönen Klostertal, aufstiegen. Was für eine Versuchung! Man muss sich diesen alten Schuppen als mein Eldorado vorstellen. Im Laufe des frühen Morgens kamen nach und nach unsere Kunden, parkten ihre kostbaren Fahrzeuge und gingen in dem Vertrauen,

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