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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)
Autoren: Willi Mathies
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elterlichen Hof mitzuhelfen.
    1948 begann der Ernst des Lebens, ich besuchte die Volksschule in Stuben. Das war mitunter äußerst amüsant, denn wir hatten nur eine Klasse, in der alle acht Schulstufen zusammen unterrichtet wurden. So kam es, dass Anton, Inge, Olga und ich gemeinsam die Schulbank drückten. Unser Lehrer hatte es erwartungsgemäß nicht leicht mit uns, denn was dem einen nicht in den Lausbubensinn kam, das beherrschte der andere vorzüglich – wir ergänzten uns.
    Schon früh war das Skifahren auch meine große Leidenschaft, und kaum war der Schulunterricht beendet, rannten wir los, holten unsere Holzbretter hervor und trippelten die Hänge hoch, denn Skilifte gab es zu dieser Zeit noch nicht. Übermutig und waghalsig raste ich die Pisten hinunter, und so ließ auch meine erste Verletzung nicht lange auf sich warten. Mit sechs Jahren zog ich mir den ersten Schienbeinbruch zu. Es sollten noch zahlreiche Knochenbrüche, Bänderrisse und andere folgenreiche und schmerzhafte Unfälle folgen.
    Was sollte ich machen? Ich hatte eben nicht nur die Liebe zum Wintersport, sondern auch die Waghalsigkeit und Risikobereitschaft meiner Vorväter geerbt.
    Und so war ich zwar ein erstklassiger Skifahrer mit großem Talent, hatte aber wenig Lust auf diszipliniertes Training. Dennoch sparte mein Vater sich das Geld für ein besseres Paar Ski vom Munde ab, er hatte natürlich mein Potential erkannt. Doch wen wundert’s, dass ich diese teuren, nagelneuen Bretter gleich bei der ersten Abfahrt in Grund und Boden fuhr? Die Tracht Prügel am Abend, als mein Vater nach Hause kam, war obligatorisch. Aber für meinen Nervenkitzel nahm ich auch das in Kauf.
    1956 wurde ich nach acht Jahren aus der Pflichtschule entlassen. Den Sommer verbrachte ich im heimischen Stuben, half bei den Tieren im Stall und auf den Feldern. Ich wollte Automechaniker werden, aber es war unmöglich eine Ausbildungsstelle zu finden. Mich faszinierte damals schon alles, was einen Motor hatte, die Leidenschaft ist bis heute nicht erloschen. Schöne, schnelle Autos und Motorräder lassen nach wie vor mein Herz höher schlagen.
    Fatal war, dass ich schon als Bub einfach meine Finger nicht davon lassen konnte. Motorräder und Autos zogen mich magisch an und wurden mir bestimmt ein Dutzend Mal zum Verhängnis. Da ich weder einen Führerschein noch ein Gefährt besaß, »besorgte« ich mir eines, wenn ich Lust auf eine Spritztour hatte. Und ich hatte oft Lust … Dabei ging es mir natürlich zum einen um das Fahren selber, aber der Nervenkitzel spielte immer eine mindestens genauso große Rolle. Ich liebte es, wenn etwas gefährlich und dann auch noch verboten war! Eine ganz besondere Spritztour aber wäre mir beinahe zum Verhängnis geworden:
    Spiel mit dem Feuer
    An einem eisig kalten Winterabend im Dezember, das Thermometer zeigte 20 Grad unter null, hörte ich draußen ein Feuerwehrauto mit dem eigentümlichen Signalton, der damalige Vorläufer der Sirene. Es quälte sich durch die Straßen unseres kleinen Dorfes in Richtung alte Flexenstraße mit Ziel Zürs. Irgendwo dort oben, so hatte ich bald herausgefunden, sollte es einen spektakulären Brand geben, und das durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ich rannte hinter dem Feuerwehrauto her, schwang mich auf einen kleinen Tritt und fuhr so mit einem leichten Anorak, einer Mütze und Handschuhen bekleidet eine gute halbe Stunde durch die eisige Dunkelheit meinem nächsten Abenteuer entgegen. Oben in Zürs angekommen erkannte ich, dass das vornehme Hotel »Edelweiß« lichterloh in Flammen stand. Dicke schwarze Rauchschwaden wehten durch den Abendhimmel. Die Flammen loderten meterhoch. Der Rauch brannte in den Augen. Atemlos verfolgte ich die verzweifelten Versuche der Feuerwehrleute, den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Das Wasser gefror in Sekundenschnelle.
    Wohl stundenlang starrte ich wie gebannt auf das Schauspiel, die Kälte hatte ich völlig vergessen. Erst in der Nacht, als der Großbrand gelöscht und das Hotel nur noch von schwarzem Rauch umgeben war, rückten die Feuerwehrleute wieder ab. Ich schwang mich erneut hinten auf den Tritt und kehrte so auf demselben Weg zurück. Nach der abendlichen Zimmerkontrolle wurde ich bereits vermisst, meine Mutter war in Sorge, denn aus Erfahrung wusste sie, dass meine Abwesenheit selten etwas Gutes bedeutete. Man ließ mich besser nicht aus den Augen. Begeistert war sie nicht über meinen nächtlichen Ausflug, aber anders als mein Vater verschonte
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