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A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop

A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop

Titel: A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop
Autoren: FUEGO
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keinen Hehl: „Wenn ich es nicht vor meiner Mutter oder meiner Tante Mary verheimliche, warum sollte ich es dann vor irgendjemand anderem verheimlichen?“
    Per Billigflug war er in den achtziger Jahren nach Ibiza gejettet, um dem ständigen Nieselregen von Manchester für ein paar Wochen zu entkommen und Sonne zu tanken. Von abends bis morgens hatte er sich in den Discos der spanischen Hippie-Enklave rumgetrieben und dort auch erstmals Ecstasy-Pillen eingeworfen. Ryder wurde von den Glücklichmachern, die beim Konsumenten einen ungeheuren Bewegungsdrang auslösen, extrem angetörnt und führte sie in Manchesters In-Disco Hacienda ein.
    Auf Ibiza hatte Ryder aber nicht nur vollgedröhnt in der Sonne gebraten, sondern auch den Disc-Jockey Paul Oakenfold kennen gelernt, der den Happy Mondays anbot, ihre bis dahin kaum beachteten Platten neu abzumischen. Die Band reagierte zunächst skeptisch auf Oakenfolds Vorschlag, doch dann verpasste der ihrem hypnotischen Gitarrengeschrammel einen hämmernden Disco-Beat und landete einen Volltreffer. Ihre Mini-LP Madchester Rave On wurde erst in den Clubs von Manchester und dann im ganzen Land so euphorisch aufgenommen wie Ecstasy, und die Happy Mondays galten fortan als Lieblings-Outlaws der Nation.
    Von ihrem Manager Tony Wilson, der gemeinsam mit der Gruppe New Order das Factory-Label und die Hacienda betrieb und auf Granada TV eine eigene Fernsehsendung moderierte, wurden sie als die neuen Sex Pistols verkauft, und Wilson war es auch, der einerseits die Presse immer wieder mit neuen Skandälchen versorgte, andererseits aber die Wogen der Entrüstung ob ihrer Drogenexzesse glättete. „Im Geist mögen sie Anarchisten sein, aber in Wirklichkeit sind sie keine größeren Anarchisten als George Best“, verteidigte er ihre drogengeschwängerten Eskapaden, wohlwissend, dass der Fußball-Beatle Best gerade wegen seines exzessiven Lebensstils in England verehrt wurde.
    Den Stein richtig ins Rollen brachte schließlich Paul McCartney, als er sich von den Happy Mondays an die Beatles in ihrer Strawberry-Fields-Phase erinnert fühlte. Sein Angebot, ihre Cover-Version des alten Scaffold-Hits „Thank You Very Much“ zu produzieren, adelte sie auch nach Auffassung von Fans, die der Rave-Musik aus Manchester bis dahin eher skeptisch gegenüber gestanden hatten.

    Als „Cod-Psychedelia“, fischige Psychedelik, war der Rave-Sound vom Londoner Trendorgan The Face verächtlich bezeichnet worden, und der Melody Maker hatte gar Madchester mit dem Diktator Saddam Hussein verglichen und gehöhnt: „Wenn Manchester heute die Zitadelle der Musik ist, dann ist Bagdad die letzte Bastion der Freiheit und Demokratie.“ Den Siegeszug der Bands vom Mersey River und insbesondere der Happy Mondays konnten solche verzweifelten Versuche, Londons musikalische Vorherrschaft zu bewahren, jedoch nicht stoppen. Um einen Plattenvertrag zu erhalten, musste man zu Beginn der neunziger Jahre nur nachweisen, dass man in Manchester, der Wiege des Kapitalismus, geboren worden war - oder wenigstens so klingen wie die Happy Mondays, die Stone Roses, die Charlatans oder die Inspiral Carpets.
    Shaun Ryder war des Kultes, der seit dem kommerziellen Durchbruch der Rave-Bands um die neue britische Pop-Hauptstadt gemacht wurde, jedoch bald überdrüssig: „Ich hasse es, Teil einer Szene zu sein. Wie sah denn die Manchester-Szene aus? Ein paar Leute sind in ein paar Clubs gegangen und haben eine Menge Ecstasy geschluckt.“
    Die wegen der breiten Hosenbeine „Elefantenjeans“ genannten „flares“, noch 1990 der letzte Schrei in der Rave-Szene, hatten die Happy Mondays da bereits längst gegen Armani-Jeans ausgetauscht. Für T-Shirts blätterte Shaun Ryder schon bald mal eben 50 Dollar auf den Tisch einer New Yorker Edel-Boutique. Und wenn er an seine Herkunft aus der englischen Arbeiterklasse erinnert wurde, nölte er zurück: „Wenn die Verhältnisse hart werden, gehen die Harten einkaufen.“
    Die Zeiten, da Ryder und die Happy Mondays Drogen fraßen bis zum Abwinken, waren schon bald vorbei und fast alle Band-Mitglieder nahmen an einem Methadon-Programm teil, um ihre Heroinsucht zu überwinden. Und auch musikalisch ließen sie es ruhiger angehen: Für das Vorprogramm ihrer England-Tournee reaktivierten sie den Flower-Power-Barden Donovan.
    20 Jahre später sind plötzlich alle wieder da. Shaun Ryder hat längst seine Autobiografie geschrieben und geht mit den Happy Mondays wieder auf Tournee, und auch die Stone
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