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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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Sie sich um ihn kümmern werden. Heute Morgen ist er auf den Namen Giacomo getauft worden, so wie Sie.«
    Wann hatte er das letzte Mal geweint? Während ihm die Tränen über die Wangen liefen, fühlte er neue Kraft und Hoffnung in sich aufsteigen.
    »Giacomo«, sagte er langsam mit tränenerstickter Stimme, »du wirst nicht ohne einen Vater aufwachsen. Das verspreche ich dir.«
    De Mola näherte sich Elena und küsste sie auf ihre glühende Stirn. Die Frau lächelte und bat ihn, ihr den Kleinen zu bringen. Sanft legte er ihn auf ihre Brust, und während er sich entfernte, warf er einen letzten Blick auf Mutter und Kind. Eine Feuerkugel, vielleicht ein Meteor, spiegelte sich in der Fensterscheibe. Die Mutter, die Andere, war in diesem Raum erschienen.

Epilog

Heute
    Mittwoch, 2. September 2009
     
    Wenn alles wahr ist, was geschrieben steht‹ : Dann hat derjenige, den ich für meinen leiblichen Großvater hielt, meinen Vater adoptiert. Ich bin also der Enkel von jenem Giovanni Volpe, den ich an meinen roten Barthaaren und anhand einiger alter Fotografien wiedererkenne. Aber das ist nun alles zweitrangig. Vor mir liegt das Manuskript. Ich habe es einfach über Wasserdampf gehalten: Nach Dafürhalten meines Großvaters (ich nenne ihn auch weiterhin so) die einfachste Lösung und die effektivste – die Seiten ließen sich tatsächlich öffnen. Ich frage mich, wo sich die anderen beiden Exemplare wohl befinden, speziell jenes Manuskript, das Cristoforo Columbus aufgrund seiner alchimistischen Kunstfertigkeiten hatte öffnen können. Wahrscheinlich liegen sie irgendwo in den Geheimarchiven des Vatikans und werden dort bleiben, solange sich die Kirche noch irgendwie auf den Beinen halten kann.
    Also müsste dieses › Wenn alles wahr ist, was geschrieben steht‹ das dritte Exemplar sein, ist es aber nicht . Als ich es öffnete, fand ich nur dreihundert leere Seiten vor. Außer der Seite in der Mitte des Buches, die ich unzählige Male hin und her gewendet und untersucht habe. Und – die den Schlüssel zu des Rätsels Lösung enthält. Es ist ein einfacher Satz in lateinischer Sprache:
    Ad Eius Ossa Versatus Est Quid Inquiris
    Es bedeutet mehr oder weniger: › Das, was du suchst, findest du bei den Gebeinen‹. Sprich: Wo es begraben liegt. Ich erschauerte, als ich verstand, dass sich mein Vorfahre auf den Grafen Mirandola bezog. Die Gebeine des Grafen Mirandola befinden sich in seiner Grabstätte. In der San-Marco-Basilika in Florenz. Und der Zufall wollte es, dass sie vor zwei Jahren geöffnet wurde, um durch einen DNA -Test eine Wahrheit zu untermauern, die allen bekannt war – nämlich, dass er seinerzeit einem Giftanschlag zum Opfer gefallen war. Mit dieser Erkenntnis fügten sie seine Gebeine wieder zusammen und verschlossen das Grabgewölbe. Das Geheimnis aber wurde nicht gelüftet.
    Lange verweilte ich auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisen vor Giovanni Picos Grab. Ich habe die Statue von Savonarola betrachtet, der ihm den Rücken zuwendet. Zu seinen Füßen befindet sich der Sarkophag von Angelo Poliziano. Seit fünfhundert Jahren ist Pico nun gezwungen, seine Grabstätte mit dem Poeten Benivieni zu teilen, den er wie einen Bruder liebte. Der Schlüssel muss in seiner Grabinschrift zu finden sein: Ionnes iacet hic Mirandola caetera norunt et Tagus et Ganges forsan et antipodes : ›Hier ruht Giovanni Mirandola, den Rest wissen der Tejo, der Ganges und vielleicht die Antipoden‹. Ich habe viele Nachforschungen angestellt und bin auf Dinge gestoßen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Auf jeden Fall stammt der Text der Grabinschrift von Ercole Strozzi, dem vermeintlichen Liebhaber von Lucrezia Borgia. Tatsächlich wurde jedoch der gemeinsame Grabstein nach dem Tod Benivienis im Jahr 1542 gemeißelt, während Strozzi bereits 1508 ermordet wurde.
    Wochenlang habe ich über diesen rätselhaften Spruch nachgedacht, der keinen Sinn ergab. Ich habe Mathematiker, Pico-Gelehrte, Historiker und Philosophen befragt. Einige von ihnen kannten den Spruch – viele haben mit den Schultern gezuckt. Es handelt sich doch nur um ein Jahrhunderte altes Geheimnis, das dazu bestimmt ist, ein solches zu bleiben, sagten sie. Nichtsdestotrotz habe ich gestern über Ferruccio und seine Herkunft nachgedacht und den Spruch unter einem neuen Licht betrachtet. Ferruccio war alt, und mit diesem Spruch wollte er die wahre Bedeutung als letzte Ehrerbietung für seinen Freund und Gönner verschlüsseln. Endlich habe ich verstanden,
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