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9783944842165

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Titel: 9783944842165
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keine Dorftrottel, sondern ganz normale Schüler herumliefen. Sogar mit noch bunteren Haaren als sie es hatte. Ganz normal eben. Es war aber besser, Eltern nur mit den absolut notwendigsten Informationen zu füttern.
    »Schon gut, Pia.« Ihre Mutter strahlte. »Dann brauchen wir ja nur noch einen Reitstall für dich finden. Wollen wir nachher mal losfahren?«
    Pia schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Mama. Aber ich muss zu Herrn Ommen, ihm bei Wodan helfen. Hab ich ihm gestern versprochen.«
    Mama legte ihre Hand auf Pias Arm. Ihre in Falten gelegte Stirn verhieß nichts Gutes, das wusste Pia. »Ich kenne diese Familie ja gar nicht, mir ist das nicht so recht, wenn du zu wildfremden Leuten gehst.«
    »Hallo? Der Mann ist nett und uralt, der braucht Hilfe!«
    Mama war noch nicht überzeugt.
    »Was heißt uralt, Pia? Bei dir sind alle Leute ab vierzig alt und ab fünfzig scheintot.«
    »Naja, er ist schon älter als ihr, aber scheintot ist er auch noch nicht.«
    »Du bist unmöglich, Pia«, lachte ihre Mutter. »Also, Herr Ommen könnte dein Großvater sein, trifft es das?«
    »Ja, kann schon sein«, antwortete Pia. Wie alt Herr Ommen nun wirklich war, vermochte sie nicht zu sagen. Auf jeden Fall hatte er ja was mit der Hüfte und das hatten nach ihrer Vorstellung eher alte Leute. »Du kannst ja mitkommen und ihn kennenlernen. Dann kannst du sein Alter selbst schätzen und siehst, dass es okay ist mit ihm«, schlug sie vor. »Und Mama, der hat eine Kutsche, das hast du noch nicht gesehen.«
    »Ist in Ordnung, ich komme nachher mit und sehe es mir mal an.«
    Erleichtert griff Pia nach der Kartoffelschüssel.
    »Hast du viel auf?«, fragte Mama. War klar, dass das kam. Standardfrage beim Essen.
    »Viel zu viel. Und ganz andere Sachen als wir gemacht haben.«
    Pia hatte einfach keine Lust mehr auf ein weiteres Frage-Antwort-Spiel. Sie sprang die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, um dann rasch in ihrem Zimmer zu verschwinden. Dort versuchte sie, sich auf die Hausaufgaben zu konzentrieren. Das war aber nicht so einfach. Immer wieder ertappte sie sich dabei, an diesen Sören zu denken. So hatte sie noch nie ein Junge angesehen. So herzklopfmäßig. Das hatte es nicht einmal bei Leon gegeben. Mit dem war sie in Gelsenkirchen zusammen gewesen. Was man so zusammensein nennt. Händchen hatten sie gehalten. Und ein Mal hatte Leon ihr einen Kuss auf den Scheitel gehaucht. Vorne, wo jetzt die rote Strähne anfing. Nicht einmal dabei hatte ihr Herz solch eine Geschwindigkeit hingelegt wie jetzt, wenn Sören sie nur ansah. Unter diesen Umständen war es einfach ein Ding der Unmöglichkeit, Hausaufgaben zu machen. Pia blickte aus dem Fenster. Sie konnte das rote Dach des Stalles durch die Bäume schimmern sehen. Dahinter stand Wodan. Pia freute sich darauf, nachher rüber zu gehen. Die Sonne kam heraus und heute wehte zum ersten Mal seit ihrer Ankunft der Wind nicht so stark.
    »Siehst du, Pia, vielleicht wird doch alles gut«, sagte sie sich. Dann zerbrach sie sich doch noch eine Weile den Kopf über englische Vokabeln und einer Bildergeschichte.
    3.
    »Mama, wir können lohos!« Pia trampelte die Treppe herunter.
    »Was, schon fertig? Ich denke, du hattest so viel auf?«
    »Bin wirklich fertig, nun komm schon!«
    »Pia, es ist noch nicht drei Uhr und wenn Herr Ommen wirklich so alt ist, dann macht er jetzt noch sein Mittagsschläfchien.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst, Mama. Ich muss zu Wodan, der ist doch allein!«
    »Um drei Uhr, basta!« Mama blieb hart.
    Pia stapfte die Stufen wieder nach oben. »Erwachsene! Mittagsruhe! Wer hat denn so einen Blödsinn erfunden?«
    Vorsichtshalber checkte sie noch ihre Mailbox. Natürlich nichts von Tabea. Gar nichts. So eine Verräterin. Was hatte sie geheult, als Pia endgültig ins Auto gestiegen war. Und nun schaffte sie es nicht einmal, ihr eine SMS zu schreiben und ihr zu sagen, wie es Lucky ging. Pia war wütend. Und traurig. Gerade, als sie das Handy wieder weglegen wollte, ertönte das bekannte Brummen und ein kleiner Briefumschlag prangte in der Ecke. Die SMS kam von Jana, dem Mädchen in ihrer neuen Klasse, die auch Pferde hatte. Sie schien ganz okay zu sein. Deshalb hatten sie gleich ihre Handynummern ausgetauscht.
    Warst du schon bei Wodan? Sören meint, deine Handynummer zu haben, wäre vielleicht nicht übel. Soll ich sie ihm geben? Zweifel … Jana
     
    Pia las die Nachricht noch einmal. Sie hatte es sich doch nicht eingebildet. Das mit den Blicken.
    Sören
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