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9783944842165

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Titel: 9783944842165
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sah einfach toll aus. Eigentlich zu toll. Sie ärgerte sich, dass sie schon wieder so viel an ihn denken musste. Er war bestimmt so ein Typ, wie ihn Pia auch aus ihrer alten Schule kannte. Einmal schnippen, mit dem Gedanken, wie superklasse er ist, und schon kamen die Mädels reihenweise angeflogen. Ja, so ein Typ war er. Jetzt gleich nach der Handynummer zu fragen, war schon etwas peinlich. Sie hatten ja noch nicht einmal miteinander gesprochen. Sicher war er so, weil sie neu war. Das war für manche ein regelrechter Sport. In Gelsenkirchen nannte man das »Maden angeln«. Weil Neue noch glatt und unsicher waren. Ekelhaft. Darauf konnte sie im Augeblick wirklich verzichten. Pia fand, Sören sollte sie zumindest vorher mal anquatschen, damit sie seine Stimme kannte. Und es war besser, ihn etwas zappeln zu lassen. Ihr Herz klopfte trotzdem, als sie tippte:
     
    Warte mal noch damit. Weiß noch nicht, ob ich das will. Kenne ihn ja gar nicht. PS: An Wodan bin ich dran. Pia
     
    Ein paar Minuten vor drei stand sie angezogen in der Diele und fand es wahnsinnig umständlich und langatmig, wie Mama ihren Schal verknotete. Ungeduldig trat Pia von einem Bein auf das andere.
    »Wir können«, sagte Mama endlich und dann hatte sie Mühe, bei dem gewaltigen Tempo ihrer Tochter mitzuhalten.
    Wodan rannte auf der Apfelwiese am Gatter auf und ab und wieherte noch immer seinen traurigen Ruf.
    »Er sucht seine Freundin. Sie ist gestorben und er ist allein. Traurig, oder?«
    »Er wird sich dran gewöhnen, er ist doch ein Tier!«, sagte Mama.
    »Er ist nicht irgendein Tier. Er ist ein Shetty und du siehst doch, was für Gefühle er hat. Er trauert!«, sagte Pia.
    »Ponys trauern nicht«, meinte Mama und hielt Ausschau nach Herrn Ommen.
    »Du hast kein Gramm Pferdeverstand!«, sagte Pia. Ihre Mutter lachte. Nur so mit den Augenwinkeln und Pia wusste, dass sie sie nur ärgern wollte. Mama ging nämlich zu Wodan und kraulte sein dickes Fell. »Du armer Wicht, ist blöd so allein, was?«, fragte sie das Pony und gab ihm danach noch ein Stück hartes Brot. Pia schämte sich ein bisschen. Sie wollte zwar möglichst schnell hierher, aber an etwas Leckeres für Wodan hatte sie nicht gedacht.
    »Wo finden wir denn Herrn Ommen?«
    Pia ging den schmalen Steinweg an der Scheune entlang, der in den Vorgarten des Hauses führte. Sie klingelte. Kurze Zeit später hörten sie ein leises Schlurfen und die braune Tür mit den gelblichen Fenstern wurde von einer älteren Dame geöffnet. Sie trug eine blaugemusterte Kittelschürze zu einer braunen Perlonstrumpfhose und karierten Pantoffeln. Die weißen Haare hatte sie sorgsam zurückgekämmt und die Reste der Dauerwelle waren noch zu erkennen.
    »Guten Tag.« Mama gab der Frau die Hand. »Mein Name ist Dorman, das ist meine Tochter Pia. Wir sind Ihre neuen Nachbarn.«
    Über das Gesicht der Frau ging ein Leuchten. »Kommen Sie doch herein. Ich bin Frau Ommen. Mein Mann wird gleich zurück sein. Er ist noch Futter holen.«
    Pia warf Mama einen triumphierenden Blick zu. Von wegen, alte Leute machten immer Mittagsschlaf!
    Sie betraten die schmale Diele. Es roch ein bisschen süßlich und abgestanden und ein bisschen nach Kuh und Milch, fast als könne sich der Geruch aus den alten Zeiten noch nicht verabschieden. Zudem war es sehr warm. Frau Ommen führte Pia und ihre Mutter in eine kleine Küche. Auf dem Tisch standen ein Stövchen mit Tee und zwei winzige Tassen. Frau Ommen stellte noch zwei weitere dazu und bat Pia und ihre Mutter sich auf das Sofa an den Tisch zu setzen. Pia fand es seltsam, ein Sofa in der Küche zu haben, aber sie musste zugeben, dass es Gemütlichkeit hineinbrachte, auch wenn das Braun des Bezuges und die goldbestickten Kissen nicht so ganz Pias Geschmack trafen. Aber es passte einfach hierher, genau wie der altmodische Küchenschrank mit den grünen Glasscheiben und die vielen Suppenlöffel, Kellen und Messer, die hinter dem Herd an einer Leiste hingen.
    Umständlich kramte Frau Ommen eine Dose aus dem Schrank und entnahm mehrere gerollte Waffeln. Sie stellte noch Sahne und kleine Teller auf den Tisch. Neben einem normalen Herd befand sich auch noch ein richtiger Feuerofen. Darüber hingen Bohnen, sorgsam auf einen Faden gefädelt. Solch einen Schmuck hatte Pia noch nie gesehen und auch Mama betrachtete diese Dekoration mit skeptischem Blick.
    »Das sind Updrögt Bohnen«, erklärte Frau Ommen, als sie den skeptischen Blick der beiden bemerkte. »Die kann man essen.«
    Dann hörte
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