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9783944842165

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Titel: 9783944842165
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könnten uns ja schon kennen, wenn ihr euch vor eurem Einzug mal vorgestellt hättet. Dann wäre auch ein Kranz an eurer Tür gewesen, wie man das hier so kennt.«
    »Wir wären schon noch gekommen. Später … Wir wussten ja nicht …« Pia stammelte herum.
    Der Mann nickte. »Ist ja schon gut, Schwamm drüber. Lassen wir die Fehde, ist eigentlich nicht mein Ding sowas und das meiner Regierung auch nicht.«
    »Regierung?« Pia zog die Brauen zusammen.
    »Ja, meine Frau.«
    Pia atmete auf und lachte dann. Der Mann schien ein komischer Kauz zu sein, aber irgendwie nett.
    »Wie heißt das Pony?«, fragte Pia dann und strich über das dunkle Fell, das so dicht wie das eines Eisbären war.
    »Das ist Wodan, ein Shetty.«
    »Hallo Wodan, alter Junge.« Pia rieb ihre Nase in seinem zotteligen Fell. Er roch so gut. Nicht so streng wie die Pferde in der Reitschule, es war mehr die Mischung aus Pony, Meer und diesem Wind da draußen. Aber zu Wodan passte das, er gehörte hierher. Das Pony begann gleich, an Pia herumzuknabbern und zupfte mit seinen Lippen an ihrer Jacke.
    »Der mag dich, mien Deern. Wenn du willst, kannst du morgen wieder kommen. Jetzt habe ich schon alles fertig.«
    »Ich komme gerne, Herr …«
    »Ommen, Harm Ommen.«
    Wodan wieherte herzzerreißend und Pia wandte sich wieder dem Pony zu. »Er klingt wirklich traurig. Wollen Sie denn kein weiteres Pferd? Damit er nicht so allein ist?«
    Herr Ommen schüttelte den Kopf. »Ich kann das mit der Arbeit nicht mehr. Die Zäune, das Heumachen, Stroh stapeln … So ein Pferd braucht viel Pflege, Bewegung. Früher, ja, da hatte ich einige Tiere. Pferde, Kühe, Schafe … Und einen Hund, viele Katzen. Jetzt sind nur noch Wodan und Drömel, der gestreifte Kater, übrig.«
    »Drömel ist ja auch ein komischer Name«, sagte Pia.
    »So wie der schon als junger Kater rumgedrömelt hat, passt das.« Herr Ommen grinste. »Drömel heißt so viel wie Träumer oder Schlafmütze.«
    Pia sah sich um. Aus der einen Ecke des Stalles klang es, als gackerten Hühner. Sehen konnte sie die aber nicht. »Hühner haben Sie auch noch?«
    »Die gehören meiner Frau«, nickte Herr Ommen.
    »Sie vermissen die anderen Tiere, was?«, fragte Pia.
    »Und wie, aber es ist nicht zu ändern. Das meiste Land hab ich verpachtet, nur Wodans Weiden nicht.« Herr Ommen sagte eine Weile nichts. Dann sprach er langsam weiter, fast, als sei Pia gar nicht da. »Und ich bin Kutsche gefahren. Früher.« Herr Ommen winkte ihr und zog eine alte Plane herunter. »Meine Kutsche.«
    Pia stockte der Atem. Die dunkelgrüne Kutsche mit den goldenen Beschlägen glänzte sogar in der Dunkelheit des Stalles.
    »Müsste sie eigentlich verkaufen, sagt meine Regierung, aber ich kann nicht. Diese Kutsche hat Per-Ole gezogen, mein Norwegerhengst.«
    Pia sah sich weiter um und entdeckte noch drei andere Pferdeboxen, die nun mit allem möglichen Krempel vollgestellt waren. Jede Box hatte eine Tür nach draußen, die aber beliebig verschlossen werden konnte.
    »Wo ist Per-Ole denn jetzt?«
    »Verkauft.« Die Stimme des alten Mannes klang gepresst. Er wollte scheinbar nicht darüber reden.
    Pia hörte ihren Vater rufen. Herrje, sie hatte die Zeit verpasst. Das würde bestimmt Ärger geben, ihre Eltern wussten ja nicht mal, wo sie war.
    2.
    Ein letzter Versuch, Tabea! Warum meldest du dich nicht? Stell dir vor, ich habe nebenan ein Pony gefunden, das ich versorgen werde. So langsam wird es besser hier!
     
    Pia war von der Schule auf dem Nachhauseweg. Der erste Tag war geschafft. Sie tippte die Nachricht noch rasch ein, dachte, sie könne vor Tabea ruhig ein bisschen übertreiben. Zwar war die Sache mit Wodan gar nicht sicher und reiten würde sie diesen Winzling auch nicht können, aber all das wusste Tabea ja nicht. Wenn sie so blöd war und nicht einmal eine SMS für sie übrig hatte, sollte sie zumindest denken, dass Pia sich hier prächtig amüsierte.
    »Na, wie war es heute?«, fragte Mama sie gleich, noch bevor Pia das Haus überhaupt richtig betreten hatte. Pia schleuderte ihre Schuhe demonstrativ in die Ecke und warf ihre Jacke mit einem gezielten Wurf über den Garderobenhaken.
    »Nun sag schon!«
    »Blöd, wie an jedem ersten Tag, aber wahrlich nicht hoffnungslos«, begann Pia. »Scheinen ein paar nette Leute dabei zu sein. Ich habe da ein Mädchen kennen gelernt. Sie heißt Jana. Hat auch zwei Ponys … « Von diesem Sören und seinem netten Grinsen erzählte Pia lieber nichts. Und auch nicht, dass dort eigentlich
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